Central Bank Digital Currency – Worüber redet die Welt? (Teil 1/4)

Serie

Die chinesische Zentralbank will ihren digitalen Yuan (eCNY) während der Olympischen Spiele 2022 einführen, die Europäische Zentralbank (EZB) kündigte Mitte Juli an, dass sie eine zweijährige Forschungsphase zu einem digitalen Euro einleiten wird, und die US-Notenbank denkt über einen digitalen Dollar nach. 

Doch nicht nur die Zentralbanken großer Industrienationen forschen an diesem Thema, vor allem kleinere Entwicklungsländer sehen Potential in der Einführung einer digitalen Zentralbankwährung.

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Sie fragen sich nun vielleicht, wie werden Sie davon betroffen sein und woran arbeiten die Zentralbanken eigentlich?

Dieser Artikel ist der erste Teil einer Reise in die Welt digitaler Zentralbankwährungen (Central Bank Digital Currency – CBDC). Er beleuchtet die verschiedenen Formen, die Geld annehmen kann, beschreibt ihre Unterschiede und stellt dar, wie sich CBDCs in diese Geldformen einreihen.

In den weiteren Teilen dieser Serie erfahren Sie welche Fragen (technisch und rechtlich) eine Zentralbank bei der Entwicklung einer CBDC in Betracht zieht und tauchen in diverse CBDC-Projekte einzelner Staaten bzw. Währungsunionen ein.

Was ist CBDC – im Vergleich zu Bargeld, Buchgeld, Kryptowährungen und Stablecoins?

CBDC steht für Central Bank Digital Currency, also digitales Zentralbankgeld. Um zu verstehen, was CBDC bedeutet, werfen wir einen Blick auf die Geldformen, die wir alle bereits kennen.

Bargeld ist heutzutage das einzige gesetzliche Zahlungsmittel, somit dient es offiziell als Gegenleistung für eine erbrachte Leistung. Zudem ist Bargeld – als einziges Zahlungsmittel – von der Zentralbank gedeckt.

Häufig genannte Vorteile für Bargeld sind die anonyme Nutzung, die ständige und inklusive Verfügbarkeit, sowie der Datenschutz.

Was macht eigentlich eine Zentralbank?

Die Zentralbank ist in den meisten Ländern die Institution, die für die Überwachung des Geldsystems und der Geldpolitik eines Landes oder einer Gruppe von Ländern (wie z.B. die Europäische Zentralbank, EZB) zuständig ist. Sie reguliert die Geldmenge und legt die Zinssätze fest. So gewährleistet sie finanzielle Stabilität.

Buchgeld ist das Guthaben auf Ihrem Bankkonto, das Sie nutzen, um z.B. Buchungen zu tätigen.

Über Buchgeld kann auf verschiedenen Wegen verfügt werden: Mittels Überweisung, Scheck, Lastschrift etc. als Formen bargeldlosen Zahlungsverkehrs oder durch Barabhebung (Umwandlung von Buchgeld in Bargeld).

Im Gegensatz zum Bargeld haben Sie bei Buchgeld eine Forderung an Ihre Bank. Diese ist – anders als beim Bargeld – nur bis zu einer Summe von 100.000€ gedeckt ist. Sollte die Bank also bankrott gehen, wäre Ihr Geld auf dem Konto nicht über diesen Betrag hinaus abgesichert.

Wenn Sie prüfen wollen, wieviel Geld Sie auf Ihrem Konto haben, schauen Sie wahrscheinlich in Ihrer Online-Banking Anwendung nach, so wirkt es als wäre das Buchgeld digital.
Zudem können Sie mithilfe der existierenden Online-Bezahlmethoden wie z.B. PayPal oder ApplePay/GooglePay online Zahlungen durchführen, die im Hintergrund Buchungen auf Ihrem Konto bedeuten.

Wichtig zu wissen: Diese Geldform ist trotz der digitalen Darstellungsmöglichkeit als auch der digitalen Nutzbarkeit nicht digital.
 

CBCD - Verwendung von Zahlungsinstrumenten

Bild 1: Deutsche Bundesbank: Zahlungsverhalten in Deutschland 2020 – Bezahlen in der Corona-Pandemie,14. Januar 2021

Neben den zentralen Behörden und regulierten Institutionen gibt es auch private Anbieter, die -im Vergleich zu den oben genannten Geldformen – eine neue Form des Geldes anbieten, digitales Geld.

Auch bekannt unter dem Begriff Kryptowährung steht hinter den verschiedenen digitalen Währungen auf dem Markt keine zentrale Behörde, sondern private Unternehmen mit eigenen Interessen.

Die Kryptowährungen basieren auf der Distributed-Ledger-Technologie (deutsch: verteiltes Kontenbuch, DLT) und sind durch Kryptografie abgesichert.

Die DLT ist eine Technik, bei der im Gegensatz zu zentralen Datenbanksystemen, mehrere Kopien der Daten dezentral an unterschiedlichen Orten eines Netzwerks digital gespeichert werden. Sie werden nicht zentral verwaltet, sondern sind für alle Teilnehmer des jeweiligen Netzwerks sichtbar und werden so validiert.

Die bekannteste Form der DLT ist die Blockchain, welche auch als Grundlage von Kryptowährungen genutzt wird. Bei der Blockchain werden die Informationen zu einer Transaktion in signierten Blöcken in chronlogischer Reihenfolge – einer Kette – hinzugefügt, nachdem sie vom Netzwerk validiert und bestätigt wurden. Eine Transaktion, die auf der Blockchain registriert wird, kann somit nicht mehr manipuliert bzw. verändert werden.

Bei Kryptowährungen werden die Informationen zu den getätigten Transaktionen nicht nur dezentral gespeichert, sondern auch kryptographisch abgesichert. Kryptographie ist die Wissenschaft der Verschlüsselung.

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Vorteile und Risiken von Kryptowährungen

Befürworter von Kryptowährungen sehen folgende Vorteile:

  • Die Unabhängigkeit von zentralen Institutionen
  • Die Schnelligkeit der Transaktionen (meist dauert es nur wenige Sekunden, bis eine Transaktion in der Blockchain registriert und somit vollzogen ist).
  • Die Nachvollziehbarkeit und Transparenz der Transaktionen (jeder im Netzwerk kann sich die Transaktionen anschauen)
  • Die Pseudonymisierung der Teilnehmer (kein Teilnehmer ist mit seinem Klarnamen, sondern mit einem Code angemeldet)
  • Durch die weltweite Nutzungsmöglichkeit fallen keine Wechsel- oder Transktionsgebühren an

Doch hat eine Kryptowährung auch Risiken:

  • Sie ist nicht an einen festen Wert gebunden und somit oft sehr volatil
  • Es gibt bisher nur wenige Unternehmen, die Kryptowährungen als Zahlungsmittel akzeptieren
  • Jeder Nutzer ist für seinen Identifikationscode selbst verantwortlich. Wenn er diesen verliert, gibt es keine Möglichkeit Zugriff zu seinem Guthaben zu erhalten.

Die bekannteste Kryptowährung ist Bitcoin.
 

CBCD - Kursverlauf von Bitcoin

Bild 2: Kursverlauf von Bitcoin innerhalb der letzten 3 Jahre (Stand Okt.2021) Quelle: finanzen.net

Eine Form von Kryptowährungen sind Stablecoins. Sie sind auch privat emittierte digitale Währungen, die jedoch an einen stabilen Vermögenswert, z. B. eine nationale Währung oder Rohstoffe, gekoppelt sind. Je nach Basiswert sind sie weniger volatil.

Einer der bekanntesten Stablecoins, ist der Diem (ehemals Libra), dessen Grundidee von der Facebook Inc. entwickelt und im Juni 2019 vorgestellt worden ist. Laut Konzept sollte der Diem an alle bekannten nationalen Währungen gekoppelt und somit direkt in Euro, Dollar und Co. umwandelbar sein. Somit wären internationale Transaktionen über den Diem schneller und kostengünstiger abgewickelt worden als über die klassischen Bankensysteme.

Nachdem die Facebook Inc. ihr Konzeptpapier veröffentlicht hatte, ging ein Aufschrei durch die Banken- und Zentralbankenwelt. Die Befürchtung, dass die hohe Anzahl von Facebook-Nutzern automatisch auch den damaligen Libra als Zahlungsmittel nutzen würde und sich somit ein bis zu dem Zeitpunkt nicht reguliertes aber weltweit verwendbaren Zahlungsmittel in kürzester Zeit durchsetzen würde, war groß.

Auch wenn der Diem mittlerweile nur noch ein Dollar-Stablecoin werden soll, der in den USA nutzbar ist, gilt die damalige Veröffentlichung des Whitepapers als Weckruf bei den Zentralbanken und als einer der Treiber für die Entwicklung von CBDCs.

Wir haben jetzt verschiedene Geldformen mit ihren Vor-und Nachteilen kennengelernt.

Wie passt nun eine digitale Zentralbankwährung in dieses Ökosystem?

Brauchen wir ein zusätzliches Zahlungsmittel? Vorab gilt es zu sagen, dass es nicht DIE EINE Form der CBDC gibt. Je nach Motivation der einzelnen Zentralbank können die Anforderungen an eine digitale Zentralbankwährung variieren.

Einen großen Unterschied macht z.B. der Entwicklungsstand des jeweiligen Landes aus, sowie die finanzielle Infrastruktur.

Es gibt also nicht die EINE Antwort auf die Frage, wie eine CBDC aussehen wird. Sicher ist bisher nur, dass sie von der Zentralbank emittiert wird, digital ist und bestenfalls die Vorteile aller Geldformen vereint.

Und, ob eine CBDC für Sie sinnvoll ist, werde ich Ihnen nicht beantworten können. Ziel dieser Serie ist es jedoch, Sie mit ausreichend Informationen auszustatten um hierzu eine eigene Entscheidung treffen zu können.

Wir sind in diesem Artikel schon auf einige Motivatoren der Zentralbanken eingegangen und haben die Aufgaben einer Zentralbank kennengelernt.

Welche zusätzlichen Treiber die Zentralbanken haben, welche Fragen sie sich bei der Entwicklung einer CBDC stellen und welche Unterstützung sie hierbei bekommen, erfahren Sie im zweiten Teil dieser Serie.


Diese Serie besteht aus vier Teilen:

Teil 1. Was ist eine CBDC im Vergleich zu Giralgeld, Bargeld, Bitcoin & Co?

Teil 2. Motivatoren der Zentralbanken

Teil 3. Funktionalitäten und daraus resultierenden Formen der CBDC

Teil 4. Welche CBDC Leuchtturmprojekte gibt es?


Literaturquellen:

https://www.springerprofessional.de/zahlungsverkehr/notenbanken/warum-bargeld-wichtig-bleibt/18816308

https://www.bundesbank.de/resource/blob/855642/cabf0971e0f0697d688dcc57c0cb65d3/mL/zahlungsverhalten-in-deutschland-2020-data.pdf

https://www.finanzen.net/devisen/bitcoin-euro/chart

https://www.diem.com/en-us/white-paper/#cover-letter

Anne-Sophie

Gógl

Distributed Ledger Technologie (DLT) -

DLT Talent

Anne-Sophie Gógl, D€A Fellow (Digital Euro Association D€A), Distributed Ledger Technologie (DLT) und Central Bank Digital Currency (CBDC) Enthusiast 
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