Versicherungen stehen unter Druck, regulatorische Anforderungen wie DORA umzusetzen. Automatisierte Compliance-Prozesse und KI-gestützte Observability-Plattformen sind eine Lösung, um die Effizienz zu steigern und die Innovationskraft zu erhalten.
Versicherungen stehen vor einer doppelten Herausforderung. Neue Vorgaben wie der Digital Operational Resilience Act (DORA) verlangen eine strenge Kontrolle von IT-Risiken. Gleichzeitig steigt der Druck, Innovationen voranzutreiben und die Servicequalität zu sichern. Compliance-Anforderungen lückenlos zu erfüllen, darf jedoch nicht zulasten der Flexibilität eines Unternehmens gehen. Die Lösung liegt in der Automatisierung von Compliance-Prozessen, ermöglicht durch KI-gestützte Observability-Plattformen.
DORA verpflichtet Finanz- und Versicherungsunternehmen dazu, ihre IT so auszurichten, dass sie auch bei massiven Störungen einsatzbereit bleibt. Dazu gehören ein wirksames Risikomanagement, die Dokumentation von Vorfällen, regelmäßige Tests der Maßnahmen sowie die Kontrolle von Drittanbietern. Manuelle Prozesse sind zeit- und ressourcenintensiv und daher nur wenig geeignet. Mit Automatisierung lassen sich regulatorische Anforderungen in standardisierte, kontinuierlich überprüfbare Prozesse übersetzen – die Basis für eine effiziente Ausführung aller Maßnahmen.
Datensammlung und Echtzeit-Analyse mit KI
Vor diesem Hintergrund setzen immer mehr Versicherer auf KI-gestützte Observability-Plattformen. Sie bündeln Daten aus Anwendungen, Netzwerken, Cloud-Services und Drittanbietertools und bilden daraus eine konsolidierte Sicht. Künstliche Intelligenz bewertet die Informationen im Kontext, erkennt Abweichungen und erstellt ein Risikoprofil in Echtzeit.
Dieser technologische Ansatz hat drei Ziele: Erstens wird die Einhaltung regulatorischer Vorgaben wie DORA durch kontextbasiertes Risk Scoring, Echtzeit-Transparenz und eine revisionssichere Dokumentation weitgehend automatisiert. Zweitens werden die Prozesse effizienter, da IT-Automatisierung viele Routinearbeiten vereinfacht und beschleunigt. Drittens sinken durch eine konsolidierte Tool-Architektur die Kosten erheblich, da sich der manuelle Prüfaufwand verringert.
Das zentrale Element einer Observability-Plattform ist die kontinuierliche Überwachung und Analyse aller relevanten IT-Daten. In der Praxis kann das so aussehen: Tritt eine ungewöhnlich hohe Zahl an Zugriffen auf oder läuft ein Prozess fehlerhaft, erkennt die KI diese Störung in Echtzeit. Sie analysiert, welche Systeme oder Geschäftsprozesse betroffen sind und bewertet die Dringlichkeit. Anschließend wird eine automatisierte Reaktion ausgelöst, beispielsweise das Isolieren des betroffenen Systems oder das Einspielen eines Patches. So entstehen stabile Betriebsprozesse, die bei Problemen bereits im Vorfeld präventiv eingreifen.
Automatisierte und zentrale Kontrolle
Eine solche Plattform ermöglicht zwei verschiedene Arten der Automatisierung: ereignis- und workflow-basiert. Die ereignisgesteuerte Automatisierung beruht auf Zuständen, die von der Observability-Plattform in einem System erkannt werden. Das kann eine Fehlermeldung, das Eintreffen eines Datenpakets oder ein bestimmtes Nutzerverhalten sein. Sobald ein vordefiniertes Ereignis eintritt, wird automatisch die damit verknüpfte Aktion ausgelöst. Das ist möglicherweise die Änderung einer Konfiguration, die zusätzliche Freigabe von Ressourcen oder ein automatisierter Prozess.
Die workflowbasierte Automatisierung folgt klaren, vordefinierten und häufig linearen Abläufen. Die einzelnen Schritte eines Prozesses werden dabei in No-Code-/Low-Code-Umgebungen festgelegt. Es gibt klare Regeln, wann und unter welchen Bedingungen ein Schritt ausgeführt wird. Typische Anwendungsfälle sind das Bereitstellen von Releases, das Ausbringen von Sicherheitsaktualisierungen oder das Onboarding neuer Anwender.
Die Kombination beider Ansätze ist sehr flexibel und eignet sich besonders für dynamische Cloud-Umgebungen, in denen nicht alle Abläufe im Voraus geplant werden können. Im Zusammenhang mit DORA bedeutet das einen Paradigmenwechsel: Während bislang viele Berichte und Audits mit erheblichem Aufwand an Personal angefertigt werden mussten, übernimmt nun eine automatisierte Plattform diese Aufgaben. Das zeitintensive Führen von Listen und das Zusammentragen von Daten aus verschiedenen Quellen gehört der Vergangenheit an. Solche KI-gestützten Lösungen wie beispielsweise der Dynatrace Compliance Assistant nehmen den IT-Teams einen Großteil der Routineaufgaben ab.
Mehrwert durch datengetriebene Geschäftsmodelle
Der Mehrwert einer Observability-Plattform zeigt sich in der Praxis: Versicherer nutzen ihre Observability-Infrastruktur nicht nur zur Stabilisierung des IT-Betriebs, sondern treiben damit auch neue, datengetriebene Geschäftsmodelle voran. Entscheidungswege werden kürzer, Prozesse lassen sich leichter steuern, weil Informationen direkt und strukturiert zur Verfügung stehen.
So liefert KI zum Beispiel im Underwriting entscheidungsrelevante Datenanalysen, die Risiken und Prämien präziser kalkulierbar machen. Im Schadenmanagement werden Ursachen und Muster schneller erkannt, sodass sich die Bearbeitungszeiten für Kunden deutlich verkürzen. Unternehmen können so regulatorische Vorgaben erfüllen und gleichzeitig neue digitale Use Cases entwickeln.
Automatisierte Compliance ist längst mehr als Pflicht, da sie die Handlungsfähigkeit im Ernstfall stärkt. Eine einheitliche Lösung für Observability, Sicherheit und Automatisierung schafft regulatorische Sicherheit und operative Effizienz. Je stärker Routineaufgaben wie Dokumentationen oder Berichte automatisiert sind, desto mehr Kapazitäten bleiben für strategische Initiativen. Damit wird Compliance vom Kostenfaktor zum Vorteil. Wer in Automatisierung investiert, positioniert sich als innovativer Akteur in einem zunehmend regulierten Markt.