Die Grenzen der Digitalisierung – Analog ist das neue Bio!

Die Digitalisierung ist DAS Thema der heutigen Zeit und sie begegnet uns nahezu in allen Bereichen des Lebens. Durch die Medien wird sie als unumgänglich bezeichnet und als Wegweiser für unsere zukünftigen Handlungen. Was ist wirklich an diesem Trend dran und kann zwangsläufig alles digitalisiert werden?

Die Digitalisierung und ihr Ende. – Die Realisierung und ihr Anfang.

Natürlich ist uns klar, dass die „Künstliche Intelligenz“ tausende Textseiten extrem schnell durchsuchen kann. Natürlich glauben wir an Pflegeroboter und digitalisierte Operateure. Natürlich hoffen wir auf intelligente digitale Verkehrssysteme.
Das alles und noch viel mehr an positiven und wichtigen Entwicklungen bedeutet aber nicht, dass wir Digitalisierungsverehrer sein und uneingeschränkt bleiben müssen.
Viele reden von „Digital“ und so manches Geschäftsmodell wird relativ simpel digitalisiert, indem man einfach vorne die sieben Buchstaben „digital“ oder hinten die Zahl 4.0 einfügt. Neue Technologien müssen aber mehr als das können, nämlich neue Angebote, Produkte und neue Geschäftsmodelle kreieren. Wer nur Bestehendes digitalisiert oder gar elektrifiziert, wird es künftig schwer haben. Es geht vielmehr darum, digital zu transformieren und Neues zu erschaffen.

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Digitalisierung ist alles und Digitalisierung ist neu?

Workplace 4.0, Banking 4.0, Produktion 4.0 und alles andere aus diesem Baukasten suggeriert, es handle sich hier um grundlegend neue Arten Dinge zu tun. Ist es wirklich vorrangig die Digitalisierung, die Großartiges ermöglicht? Gibt es nicht schon lange Technologiesprünge, die Bestehendes optimieren, Branchen und Berufsbilder verändern?Manche glauben die Digitalisierung als simples Change-Projekt starten zu können und rufen dann laut einen tollen Wandel aus. Es wäre schön, wenn es so einfach wäre. Aber nach kurzer Zeit hat der Wandel dann seine Dynamik und wir benötigen plötzlich ganz viele neue Mitarbeiter, oder welche mit anderen Qualifikationen, oder eben gar keine mehr. Da fehlt also irgendetwas.

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Digitalisierung verlangt nach Führung

Viele Etagen sind voll mit verdienten Führungskräften, die sich jahrzehntelang für eine Organisation eingesetzt haben, begehrenswerte Positionen einnehmen und gerade dadurch träge werden. Hierarchische Prozesse müssen aber durch wirtschaftliche Kollaboration und interdisziplinäre Zusammenarbeit ersetzt werden. Die Digitale Transformation muss Top-down von der Geschäftsleitung initiiert werden. Auch wenn die tatsächliche Arbeit dann in den verschiedenen Abteilungen angestoßen und umgesetzt wird. Niemals darf unterschätzt werden, dass gravierende Umstellungen am Anfang langsamer laufen und wir es immer mit Menschen zu tun haben.

Wenn Ihnen die Digitalisierung so wichtig ist, dass Ihnen die Mitarbeiter egal sind, dann sind Sie keine Führungskraft. Dann sind Sie ein Verlierer.

Die Anziehungskraft von Industrie 4.0 und gewinnbringender Vernetzung scheint riesig zu sein. Wer will noch Menschen erfolgreich führen? Wenn wir aber heute Leistung verlangen und fordern, müssen wir anderen vor allem Sinn bieten können. Führung bleibt also unser wichtigstes Handlungsfeld. Interessant sind zunehmend Führungskräfte, die die Fähigkeit haben, Menschen in der Organisation zu halten bzw. neue Menschen für die Organisation zu gewinnen.

Digitalisierung braucht Kulturwandel

Die einen meinen, die Digitalisierung werde dazu führen, dass völlig neue Arbeitsplätze entstehen, die wir uns noch nicht vorstellen können. Die anderen fürchten das Ende der Arbeit. Diese werde zurückgehen und Berufe würden verschwinden. Die Dritten wissen noch gar nicht, was Sie denken sollen, sie ahnen aber, das Digitalisierung mehr Bildung und Qualifizierung benötigt.

Mehr und mehr werden einfache Tätigkeiten verschwinden. Die Zukunft gehört den hoch qualifizierten Berufen. Dem Bildungswesen fällt eine zentrale Aufgabe zu. Dabei geht es nicht um Techniken und die Nutzung von Smartphone oder Tablet. Es geht um den Umgang mit der Intelligenz der Vielen. Und es geht darum, Komplexität zu meistern. Technik und Sachkompetenz allein sind zu wenig für eine neue Kultur. Die Kultur des Unternehmens und der Umgang mit den Menschen lassen sich nicht digitalisieren. Je früher wir diese Gedanken zulassen, desto eher werden wir Erfolg haben.

Die überforderte Digitalisierung

Warum soll ein Teilaspekt des Wirtschaftens alle anderen Aspekte überflügeln, aus der Verantwortung und dem Rennen nehmen? Unsere Antwort auf die globalen Herausforderungen kann ja nicht eine Kombination aus Digitalisierung und einer möglichst billigen Arbeitskraft sein, sondern nur der intelligente und motivierte Mensch. Wir haben in Deutschland, Österreich und in vielen Ländern der EU einen relativen Gleichstand an technologischen Standards. Generell räumen wir der Technologie schon bisher viel Platz ein. Die einzige Unterscheidungsmöglichkeit am Markt ist aber das Verständnis unseres Menschseins, das ist das allergrößte Zukunftspotential.

Analog ist das neue Bio

Die Grundangst vieler Organisationen ist es, ja nicht zu wenig für die Digitalisierung zu tun und keinesfalls zu spät dran zu sein. Aus diesem Gedränge heraus lässt sich das Ganze sicher nicht positiv angehen. Was haben Sie bislang in der analogen Welt geschafft? Wo stehen Sie? Wo wollen Sie hin? Das lässt sich doch lösen!

Die Entkopplung der realen Wirtschaft von der digitalen Transformation schafft gefährliche Lücken im System. Wenn wir nicht klar gegensteuern und wissen, dass sich gewisse Kompetenzen und Tätigkeiten nicht digitalisieren lassen, dann werden wir zu Verlieren.

Credo: Realisierung

Alles, was man will, kann man sofort haben, außer Erfolg im Beruf und starke Beziehungen. Dafür gibt es keine App. Und wird es niemals eine geben. Von den großartigen Chancen der Digitalisierung bleibt ohne Realwirtschaft wenig übrig. Das Programmieren von Apps wird die bestehende Wirtschaftswelt niemals ablösen. Jede Digitalisierungsform baut auf unserer Infrastruktur auf.

Fragen wir uns einmal, welche App Güter von A nach B transportiert, Ihre Sträucher schneidet, Ihr Auto wäscht und welche App Ihre Wohnungen einrichtet? Was passiert, wenn alles mit Apps aus der Ferne gelöst wird? Was passiert, wenn reale und kommunale Wertschöpfung ausbleibt und dadurch Geld für Infrastruktur fehlt? Was passiert, wenn wir nach einem Wasserrohrbruch merken, dass auf der Installateur-App kein Installateur mehr zu finden ist?

Wir müssen heute den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Digitalisierung ohne den Anspruch einer Realisierung ist schlichtweg nichts. Es geht darum, Menschen und Ereignisse positiv zu beeinflussen.

Peter Baumgartner
Dipl.-Päd. Ing. Peter Baumgartner ist Redner, fünffacher Buchautor und Hochschuldozent. Leadership und Kommunikation sind seine Kernthemen. Peter Baumgartner bewegt Menschen und macht Organisationen zukunftsfähig.

www.peterbaumgartner.at

 

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