Die digitale Transformation stottert in Deutschland

In der digitalen Transformation steht die Konzentration auf das Kerngeschäft im Vordergrund – die Zeiten wilden Experimentierens sind vorbei. Eine zentrale Herausforderung bleibt dabei die Modernisierung der IT. Die stärkere Nutzung von Cloud-Services und innovativen Technologien sowie die Neugestaltung der IT mit einer Verschmelzung von IT und Fachbereichen bei Produkten und Services sind nach CGI Schritte in die richtige Richtung.

Der Wunsch, die digitale, agile Transformation voranzutreiben, zählt bei Unternehmen weiterhin zu den Top-Trends. Doch eine gelungene Digital Journey erfordert Zeit und den richtigen Fokus. Laut einer jährlich durchgeführten globalen Kundenumfrage von CGI, nach brand-eins-Ranking einer der besten IT-Dienstleister 2020 in Deutschland, verfolgen 57% Prozent der Befragten eine digitale Strategie auf Unternehmensebene, jedoch lediglich 10 Prozent konnten damit die erwarteten Mehrwerte realisieren (Bild 1).

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Bild 1: Die Prioritätenliste der Anwender.

Dabei ist digitale Agilität heute nicht nur ein Buzzword, sondern Gebot der Stunde. Offenheit und Flexibilität beim Einführen von modernen Technologien wie KI- oder Cloud-Services ist bei diesem Prozess unabdingbar. Was vielfach jedoch nicht beleuchtet wird, sind die Herausforderungen und Schwierigkeiten, die Unternehmen bei der Umsetzung im Wege stehen.

Der Digitalisierungsgrad ist in den verschiedenen Branchen recht unterschiedlich ausgeprägt. So ist vielfach gerade bei im B2B-Bereich tätigen Unternehmen eine niedrige Digitalisierung beziehungsweise verzögerte digitale Transformation zu registrieren. Der Grund ist, dass der Druck zur Digitalisierung vor allem vom Endverbraucher getrieben wird und damit im B2C-Segment tätige Unternehmen an einer umfassenden Digitalisierung zur Optimierung der Customer Experience kaum vorbeikommen – im Unterschied zu B2B-Unternehmen, deren Digitalisierungsinitiativen sich im We-sentlichen auf Prozesseffizienz fokussieren.

Digitalisierungsstrategien haben Unternehmen bisher auch deshalb oft nicht den gewünschten Erfolg gebracht, weil sie im Zuge von Diversifizierungsvorhaben und Versuchen, etablierte Geschäftsmodelle durch Blue-Ocean-Strategien zu ersetzen, das Kerngeschäft aus den Augen verloren haben. Hier setzt nun ein Umdenken ein: mit einer Fokussierung auf das Kerngeschäft und damit verbunden mit einer auf das Kerngeschäft fokussierten Digitalisierung. Bei der Umsetzung einer solchen Strategie sehen es 72% der von CGI befragten Kunden als ihre Top-Herausforderung an, die operative Exzellenz zu verbessern. Dazu gehört vor allem die Neuordnung der IT.

IT und Fachbereiche verschmelzen

Der Umbau der IT zielt ab auf eine Trennung von nach Innen gerichteter Unternehmens-IT mit zentralen Systemen wie ERP oder Controlling- und Human-Resources-Applikationen und nach Außen gerichteter IT, die Geschäftsmodelle, Produkte und Services sowie Customer Touch Points betrifft. Die interne IT verantwortet in der Regel der CIO, die externe IT hingegen der CDO beziehungsweise der jeweilige CDO eines Unternehmens- oder Geschäftsbereiches.

Die entscheidende Veränderung ist die Verschmelzung von IT-Teams mit den Fachbereichen. IT und Business, also IT- und Geschäftsprozesse, gehen in neuen, effizienten Wertschöpfungsnetzen auf. Beispiele dafür finden sich bereits in Unternehmen, die eine Abkehr vom klassischen Produktverkauf eingeleitet haben. Maschinen und Ausrüstungsgüter werden dabei in ein umfassendes Predictive-Maintenance-Konzept eingebunden und der eigentliche Gebrauch nach dem Pay-per-Use-Modell abgerechnet. Dazu muss die IT unmittelbar in die Produkte und damit auch in die Wertschöpfungskette integriert sein.

In engem Zusammenhang mit dem Verschmelzen von IT und Fachbereichen steht die Etablierung einer neuen Organisationsform. Das Management muss diesen Weg mitgehen und das Vorgehen aktiv unterstützen. Vielfach müssen dabei auch „alte Zöpfe“ zugunsten einer Machtverschiebung abgeschnitten werden. Voraussetzung für die Sicherstellung einer hohen Flexibilität und Agili-tät sind schnelle Entscheidungen. Dazu müssen Organisations-strukturen verändert und Entscheidungsparameter angepasst werden. In der Regel erfordert dies ein generelles Umdenken im Management und den Abbau von Hierarchien, also dezentrale Strukturen mit kurzen Entscheidungswegen. 82% der Entscheider in Unternehmen haben das, laut CGI-Umfrage, erkannt.

IT-Modernisierung ist unumgänglich

Für eine agile Transformation erweist sich eine teure, veraltete IT als Hemmschuh. Viele Unternehmen werden noch immer durch Legacy-Software und umfangreiche, komplexe, monolithische Anwendungen belastet. Zur gleichen Zeit müssen sie die Infrastruk-turkosten senken, Produkte und Dienstleistungen schneller auf den Markt bringen und generell mehr Flexibilität und Agilität erreichen. Bei der Modernisierung müssen vor allem auch neue Services und Technologien Berücksichtigung finden, die zur Optimierung der operativen Exzellenz, Steigerung der Geschwindigkeit und damit zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit beitragen. Gerade bei zentralen Building Blocks der digitalen Transformation wie Cloud, KI, IoT, Automation oder Blockchain zeigen sich dabei elementare Herausforderungen der meisten Unternehmen: das nicht vorhandene, IT- und anforderungsspezifisch qualifizierte Personal und die nicht verfügbaren Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt. Zwangsläufig muss deshalb intern Know-how, anders gesagt, eine „lernende Organisation“ aufgebaut werden. Der Wissenstransfer muss von außen nach innen erfolgen, und der Know-how-Aufbau darf nicht in Form einer Verordnung oder eines Zwanges, sondern muss vielmehr intrinsisch erfolgen. Eine hohe Mitarbeitermotivation muss gegeben sein, ansonsten führen alle Initiativen zwangsläufig irgendwann ins Leere. Gleichzeitig müssen Unternehmen mit der Dynamik des Marktes mithalten und für das eigene Unternehmen relevante technologische Entwicklungen erkennen und auf dieser Basis in den Kompetenzaufbau der eigenen Mitarbeiter investieren.

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Die Cloud wird wichtiger

Auch die Nutzung von Cloud-Services und Cloud-Infrastrukturen wird immer wichtiger. Bei der weltweiten Befragung geben 76% der Entscheider an, die Cloud im Unternehmen zu nutzen. In zahlreichen Unternehmen – insbesondere im Mittelstand – fehlt es aber an der notwendigen Expertise und häufig an grundlegenden Sicherheitsstandards. Nur 42% verfügen über Mechanismen, um zu ermitteln, wo wichtige Datenbestände in der Cloud für ihre eigenen Organisationen und Kunden gespeichert sind.

Nach Ansicht von CGI ist es daher unverzichtbar, eine gründliche Bewertung jeder Cloud-Implementierungsstrategie durchzuführen. Dabei sollte anhand klarer Kriterien untersucht werden, welche Art von Cloud – Public, Hybrid oder Private – für die jeweilige Anwendung am besten geeignet ist und nötigenfalls ein „balanced Cloud Approach“ angewendet werden. Diese Kriterien sollten sich auf persönliche Daten, den Datenspeicherort, die Sicherheit und die Business Continuity sowie die entstehenden Kosten beziehen.

 

CGI2 Balanced Efficiency 900

Bild 2: Balanced Efficiency als Instrument zur Analyse der Effizienz sorgt für Klarheit.

Leider muss man jedoch noch erwähnen, dass deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich einen klaren Wettbewerbsnachteil haben, da kein Cloud-basierter Wirtschaftsraum besteht, weder in Deutschland noch in Europa. Prinzipiell wäre der europäische Markt zwar groß genug, aber Marktbarrieren und sprachliche wie kulturelle Unterschiede haben bisher den Aufbau eines europäischen Cloud-Binnenmarkts verhindert. So ist ein neues digitales Geschäftsmodell in Deutschland und auch Europa nur sehr schwer zu etablieren, etwa im Vergleich zu den USA oder zu China.

Insgesamt sind für eine erfolgreiche digitale agile Transformation in einem ersten Schritt zwei Punkte von hoher Relevanz. Die kontinuierliche, manchmal auch radikale Veränderung der Organisation, in der die IT-Fachbereiche zu agilen Wertschöpfungsnetzwerken verschmelzen (dezentrale End-2-End IT) und die Cloud-Transformation mit der Modernisierung der Legacy-Systeme und der Nutzung neuer Technologien. Durch die Einbettung der IT in die wertschöpfenden Prozesse der Fachbereiche und die dadurch entstehenden innovativen Produkte und Services lässt sich der di-gitale Wandel aktiv vorantreiben. Wird dies unterfüttert mit einer kontinuierlichen und effektiven Modernisierung der IT-Systeme, kann die verstärkte Nutzung von Cloud-Services und digitalen Technologien adressiert werden. Auf diese Weise lässt sich eine zukunftsfähige IT als Motor der digitalen Transformation etablieren.

 

Dominik

Neumann

CGI -

Vice President Consulting Services

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