Mit Pragmatismus gegen Cloud Lock-in

Viele IT-Verantwortliche kennen die Situation: Jahrelang wurde in die Plattform eines Cloud-Anbieters investiert, bis dann ein plötzlicher Strategiewechsel den Aufbau einer eigenen Cloud-Infrastruktur erfordert.

Für diesen Schwenk ist jedoch ein beträchtlicher Aufwand notwendig, weshalb Unternehmen den Schritt wenn überhaupt nur zögerlich angehen. Die Folge: Oft sind sie dadurch jahrelang an Cloud-Services gebunden, die den geschäftlichen Anforderungen nicht mehr entsprechen. 

Anzeige

Um den Vendor-Lock-In, also die Bindung an einen Anbieter, zu vermeiden, werden Services wie Kubernetes als Mittel der Wahl empfohlen. Mit Kubernetes lassen sich containerisierte Anwendungen und Microservices zentral orchestrieren. Dies kann allerdings nur dann funktionieren, wenn die interne Anwendungsarchitektur zu einer modernen App-Architektur umgeformt wurde. Ohne klare Strategie und Ausrichtung droht mit Kubernetes ein Fiasko mit Ansage. Unternehmen sollten daher einige Schritte beachten, um einen Vendor-Lock-In und gleichzeitig Silos zwischen Anwendungsentwicklern, Betrieb und Sicherheitsteam zu vermeiden. 

Mit kühlem Kopf in die Cloud

In den letzten beiden Jahren haben die meisten Organisationen weltweit dem Thema Digitale Transformation deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als ursprünglich geplant. Der Grund war – wie so oft – weniger ein planvolles, rationales Umdenken als vielmehr eine externe Sachlage, namentlich die Corona-Pandemie. Covid hat dafür gesorgt, dass bei der Digitalisierung mehr reagiert wurde als agiert. Um sich möglichst schnell und flexibel an Anforderungen wie Home Office oder an veränderte wirtschaftliche Bedingungen anzupassen, fand ein Run in die Cloud statt. Viele Unternehmen haben während der Pandemie in eine Cloud-Infrastruktur investiert, einige zum ersten Mal. Retrospektiv zeigt sich aber, dass ein überstürzter Einstieg in die Cloud sich, trotz Krise, nicht immer als die beste Entscheidung erwiesen und in einigen Fällen sogar zu einem teuren Desaster geführt hat. 

Ein Beispiel: Ein Hitachi-Projekt mit einem skandinavischen Systemintegrator startete mit der Zielvorgabe, 80 Prozent der Workloads in die Public Cloud zu verlagern. Am Ende wurden nach drei mühsamen Jahren gerade einmal 10 Prozent erreicht, woraufhin das gesamte Umstellungsprojekt aufgegeben und Alles wieder komplett auf On-Premise gesetzt wurde. Dies steht exemplarisch für eine ganze Reihe von Unternehmen, die viel zu spät erkannt haben, dass die Umstellung auf eine öffentliche Cloud ein kostspieliges Unterfangen ist, und die daraufhin die Reset-Taste Richtung eigenem Rechenzentrum drücken. Quasi zurück auf Los. Das Learning: Auch wenn Unternehmen bei der Cloud gefühlten Nachholbedarf haben, sollten sie sich nicht dazu drängen lassen, den Modernisierungsprozess zu überstürzen. 

Prioritäten setzen und strategisch vorgehen  

Abgesehen von der Kostenbelastung zeigt das Beispiel auch, dass Unternehmen dazu neigen, bei Cloud-Investitionen einen “Alles-oder-Nichts”-Ansatz zu wählen. Dabei sind Enttäuschungen vorprogrammiert. Stattdessen sollten Unternehmen zuerst herausfinden, wo der größte Nutzen für die Transformation liegt, und ihre Investitionen in die Bereiche lenken, die am wichtigsten sind. Sie wären gut beraten, zunächst die Anwendungen in den Vordergrund zu stellen, die den größten Nutzen und die größte Investitionsrendite mit sich bringen. Als Faustregel gilt, dass Unternehmen nach Bereichen suchen sollten, die folgende Faktoren garantieren können: 

  • eine schnelle Bereitstellung moderner Anwendungen
  • eine robuste Plattform für den Betrieb dieser Anwendungen
  • die Fähigkeit, die Erwartungen von Kunden und Unternehmen zu erfüllen 
  • geschäftliche Agilität 

Natürlich unterscheiden sich die Prioritäten von Unternehmen zu Unternehmen. Aber generell werden immer diejenigen Unternehmen die robusteste und risikoärmste Cloud-Strategie entwickeln, die ihre Investitionen priorisieren können.

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.

Vermeiden von Cloud Lock-In: Auch einmal “Nein” sagen

Kubernetes ermöglicht Benutzern die sichere Verwaltung und Überwachung ihrer Daten sowohl bei den großen Cloud-Anbietern als auch vor Ort. Aus diesem Grund ist Kubernetes häufig erste Wahl für verteilte Applikationen. Bei der Verwaltung von statischen Legacy- und Mainstream-Anwendungen erweist sich dieser Ansatz jedoch oft als zeitaufwändig und schwerfällig. Um wirklich eine Performance-Verbesserung zu erreichen, lohnt es sich, bei der Auswahl von Anwendungen für die Kubernetes-Modernisierung wählerisch zu sein.  

Wenn Unternehmen nach Cloud-basierten Management-Tools suchen, die einen flexiblen Übergang zu einem Multicloud- oder verbrauchsbasierten Modell ermöglichen, besteht die Notwendigkeit, Container in großem Umfang zu verwalten, ohne die derzeitigen IT-Investitionen hinter sich zu lassen. Unter diesen Umständen wäre Kubernetes eine kluge Wahl und die Verantwortlichen wären gut beraten, sich auf die Unterstützung von DevOps und DevSecOps zu konzentrieren und eine Hybrid-Cloud-Plattform für den Betrieb ihrer Microservices einzurichten. 

Keep it Simple: Einfachheit ist der Schlüssel  

Weil die Vermeidung von Cloud-Lock-in ein so schwieriges Unterfangen ist, zahlt es sich aus, die Dinge so einfach wie möglich zu halten. In Bezug auf Kubernetes-Deployments haben viele IT-Unternehmen und Führungskräfte Bedenken mit Blick auf die Komplexität, Sicherheit, Verwaltung und Automatisierung eines agnostischen Kubernetes-Dienstes. Aus diesem Grund sind eine möglichst einfache Bereitstellung der Plattform und die Schließung von Kompetenzlücken, wo immer möglich, der Schlüssel zum Erfolg, wenn es darum geht, die Bindung an einen Anbieter zu vermeiden.  

Wichtig ist neben Cloud-Expertise vor allem das Verständnis, dass jedes Unternehmen mit seinen individuellen Bedürfnisse einen maßgeschneiderten Ansatz erfordert. Und dabei spielt es praktisch keine Rolle, ob das Team eine Schulung auf Zertifizierungsniveau absolviert hat oder die wichtigsten Geschäftsbereiche unternehmensweit anerkannt werden. Entscheidend für den Erfolg einer Implementierung ist vor allem eine einfache, pragmatische Sicht auf die Dinge. Dann steht den gewünschten Geschäftsergebnissen auch nicht mehr viel im Weg.

Jürgen

Krebs

Hitachi Vantara

CTO, EMEA Central Region

Jürgen A. Krebs ist seit Juli 2004 bei Hitachi Vantara tätig und verantwortet seit 2016 das CTO Office für die Central Region. Mit Hilfe seiner umfangreichen Branchenerfahrung von mehr als 35 Jahren gestaltet er die strategische Ausrichtung von Hitachi Vantara mit Fokus auf die Kernkompetenzen des Unternehmens. Der begeisterte
Anzeige

Artikel zu diesem Thema

Weitere Artikel

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.