Spürbare Flaute

Wirtschaftskrise erfasst die Games-Branche

Videospiel

Die wirtschaftliche Abkühlung macht auch vor der deutschen Videospielindustrie nicht halt. Nach Jahren des Wachstums verliert die Branche an Dynamik.

Neue Zahlen des Branchenverbands game – Verband der deutschen Games-Branche zeichnen ein klares Bild: Die Anzahl der Entwickler- und Publisher-Studios ist innerhalb eines Jahres um vier Prozent auf 910 Unternehmen zurückgegangen (via Pressetext).

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Förderstopp bremst Wachstum aus

Ein entscheidender Faktor für den Rückgang liegt in der unzuverlässigen Verfügbarkeit staatlicher Fördermittel. Seit der Einführung der sogenannten Games-Förderung im Jahr 2020 kam es bereits zu drei längeren Antragsstopps. Diese Unsicherheiten erschweren es Studios, ihre Projekte langfristig zu planen und Finanzierungen zu sichern.

Zwar zeigt der langfristige Vergleich, dass die Anzahl der Firmen seit Beginn der Förderung um 46 Prozent gestiegen ist, doch der anfängliche Gründungsboom ist inzwischen abgeebbt. Besonders kleinere Studios leiden unter den unklaren Rahmenbedingungen.

Auch auf dem Arbeitsmarkt der Branche zeigt sich ein Negativtrend. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Beschäftigten um rund 2 Prozent gesunken – von 12.408 auf 12.134 Personen. Damit ist zwar noch immer ein deutliches Plus im Vergleich zum Jahr 2020 erkennbar (damals rund 23 Prozent weniger), doch die Dynamik hat spürbar nachgelassen.

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Marktkonsolidierung verstärkt den Druck

Neben der unsicheren Förderung wirkt sich auch die globale Konsolidierung des Games-Markts negativ auf den Standort Deutschland aus. Internationale Zusammenschlüsse und wirtschaftliche Umstrukturierungen setzen gerade mittelständischen Unternehmen unter Druck. Der Anteil rein entwickelnder Firmen liegt derzeit bei 454. Weitere 52 Unternehmen arbeiten ausschließlich als Publisher, während 404 sowohl entwickeln als auch veröffentlichen.

Trotz der noch immer deutlich höheren Unternehmenszahl im Vergleich zu 2020 bleibt die Lage angespannt. Laut game fehlt es an verlässlichen politischen Rahmenbedingungen, die für ein stabiles Wachstum nötig wären. Ohne planbare Förderinstrumente könnten viele Projekte nicht auf Augenhöhe mit internationalen Produktionen konkurrieren.

Die deutsche Games-Branche steht an einem Wendepunkt. Während die Förderung einst als Motor für Innovation und Wachstum diente, droht sie nun zum Unsicherheitsfaktor zu werden. Für eine nachhaltige Entwicklung braucht es vor allem eins: Verlässlichkeit – sowohl seitens der Politik als auch im internationalen Wettbewerb.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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