Der datenschutzfokussierte Messenger Signal hat eine neue Schutzfunktion für seine Desktop-App unter Windows vorgestellt. Anlass ist eine geplante Funktion von Microsoft, die potenziell tiefgreifende Einblicke in das Nutzerverhalten gewähren könnte.
Signal positioniert sich damit klar gegen das Vorgehen des Software-Giganten – und schlägt technisch einen eigenen Weg ein, um die Privatsphäre seiner Nutzer zu wahren.
Microsofts “Recall”: Eine umstrittene Gedächtnisfunktion
Im Mai 2024 kündigte Microsoft die Einführung einer Funktion namens Recall für Windows an. Diese soll automatisch alle paar Sekunden Screenshots des Bildschirms anfertigen und in einer durchsuchbaren Datenbank ablegen. Nutzer könnten dadurch angeblich einfacher auf vergangene Inhalte zugreifen – doch Datenschützer schlagen Alarm.
Nach öffentlicher Kritik wurde das Feature vorübergehend zurückgezogen. Microsoft plant jedoch, es in absehbarer Zeit wieder in Windows zu integrieren. Besonders brisant: Es gibt bisher keine offiziellen Mechanismen, mit denen Entwickler ihre Anwendungen gezielt von dieser Aufzeichnung ausschließen können.
Signal setzt auf kreativen Selbstschutz
Als Reaktion auf Microsofts Pläne hat Signal eine neue Schutzmaßnahme in der Windows-Version seiner Desktop-App eingeführt. Ab Version 7.55 sorgt eine spezielle Funktion dafür, dass Inhalte aus dem Signal-Fenster nicht in den von Recall erstellten Screenshots auftauchen.
Signal nutzt dabei eine Technik, die ursprünglich dafür gedacht war, urheberrechtlich geschützte Medieninhalte wie Filme oder Serien vor Bildschirmaufnahmen zu schützen. Diesen Weg sieht Signal offenbar als einzig realistische Option – da Microsoft keine datenschutzfreundliche Schnittstelle bereitstellt, um Apps freiwillig von der Screenshot-Funktion auszunehmen.
Deutliche Kritik an Microsoft
Signal macht keinen Hehl daraus, dass man mit Microsofts Vorgehensweise unzufrieden ist. In einem Blogbeitrag bezeichnet Joshua Lund, Sprecher von Signal, das Fehlen offizieller Ausschlussmechanismen als gravierendes Versäumnis. Entwickler müssten die Möglichkeit haben, ihre Anwendungen gezielt vor systemweiter Datenerfassung zu schützen – insbesondere, wenn diese durch KI-gesteuerte Betriebssystemfunktionen unterstützt wird.