Eine aktuelle Studie der TH Mittelhessen attestiert SpaceX’ Satellitendienst Starlink deutliche Fortschritte – als vollwertiger Ersatz für terrestrische Breitbandtechnologien taugt er aber nicht.
Trotz massivem Satellitenausbau und verbesserter Netzkapazität kann Starlink in den meisten Anwendungsszenarien nicht mit Glasfaser und 5G mithalten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM), die im Auftrag des Bundesverbands Breitbandkommunikation (BREKO) durchgeführt wurde. Prof. Dr.-Ing. Kristof Obermann vom Fachbereich Elektro- und Informationstechnik analysierte dafür aktuelle Mess- und Kapazitätsdaten und verglich diese mit den Ergebnissen einer Vorstudie aus dem Jahr 2021.
Kapazität steigt, strukturelle Schwächen bleiben
Die Starlink-Konstellation ist seit 2021 deutlich gewachsen. Mittelfristig sollen bis zu 42.000 Satelliten im Orbit kreisen. Das hat sich messbar auf die verfügbare Netzkapazität ausgewirkt. Dennoch bleiben fundamentale Einschränkungen bestehen, die eine flächendeckende Alternative zu terrestrischen Technologien verhindern.
“Internet per Satellit ist aktuell keine echte Konkurrenz zu den bestehenden Festnetz- und Mobilfunktechnologien, insbesondere Glasfaser und 5G”, so das Fazit von Prof. Obermann. Die Studie benennt konkrete Schwachstellen: Die Latenzzeiten liegen mit 40 bis 50 Millisekunden deutlich höher als bei Glasfaseranschlüssen, die lediglich zwei bis zehn Millisekunden aufweisen. Für latenzempfindliche Anwendungen wie Videokonferenzen, Cloud-Gaming oder industrielle Echtzeitsteuerungen macht sich dieser Unterschied bemerkbar.
Installation und Betrieb noch mit Hürden
Weitere Nachteile sieht die Untersuchung beim Installationsaufwand der Endkundengeräte, die eine freie Sicht zum Himmel und präzise Ausrichtung erfordern. Auch der Energiebedarf der Starlink-Terminals liegt über dem herkömmlichen Router. Bei direkten Satellit-zu-Mobilfunk-Verbindungen, die künftig etwa Smartphones einbinden sollen, identifiziert die Studie zudem regulatorische Hürden.
Positiv vermerkt die THM-Analyse die Preisgestaltung: Die monatlichen Kosten für Starlink-Anschlüsse seien mittlerweile mit Glasfaser-Tarifen vergleichbar.
Komplementäre Lösung für ländliche Regionen
Einen klaren Nutzen sieht Prof. Obermann dort, wo terrestrische Infrastruktur fehlt oder unwirtschaftlich ist. In ländlichen und schwer erschließbaren Gebieten könne satellitengestütztes Breitband kurzfristig leistungsfähige Anschlüsse bereitstellen, während der Glasfaserausbau noch Jahre entfernt ist.
Die Empfehlung der Studie lautet daher: Starlink und vergleichbare Systeme sollten in regionalen Breitbandstrategien als komplementäre Technologie berücksichtigt werden – nicht als genereller Ersatz für Glasfaser oder 5G. Für die methodische Bewertung stützte sich das Forschungsteam auf Messreihen, Kapazitätsmodelle und den direkten Vergleich mit den 2021 erhobenen Daten.
(lb/TH Mittelhessen)