Rechenzentrumsboom trifft auf Fachkräftemangel und Energiefrage

Rechenzentrumsbranche: Kernenergie – ja bitte!

Rechenzentrum

Der europäische Markt für Rechenzentren wächst ungebremst – angetrieben vor allem durch den rasant steigenden Bedarf an Rechenleistung für Künstliche Intelligenz.

Diese Entwicklung bringt nicht nur die Infrastruktur an ihre Grenzen, sondern verschärft auch den Mangel an qualifizierten Fachkräften und wirft neue Fragen zur Energieversorgung auf. Zu diesen Ergebnissen kommt die aktuelle Studie The New Rules of Data Centre Growth des Beratungsunternehmens Business Critical Solutions (BCS), für die mehr als 3.000 Branchenexperten befragt wurden – darunter Betreiber, Entwickler, Berater und Endnutzer.

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Nachfrage wächst schneller als die Infrastruktur

Für das Jahr 2025 erwarten 92 Prozent der Befragten eine steigende Nachfrage nach Rechenzentrumskapazität – niemand rechnet mit einem Rückgang. Haupttreiber ist der Einsatz von KI-Anwendungen, die besonders rechenintensiv sind. Trotzdem sind laut Studie 85 Prozent der Rechenzentren derzeit nicht auf KI-Workloads vorbereitet. Die technologische Entwicklung verläuft schneller, als neue Kapazitäten geschaffen werden können.

Die überwiegende Mehrheit der Branchenexperten setzt langfristig auf erneuerbare Energien: 91 Prozent gehen davon aus, dass künftig mindestens 90 Prozent des Stroms aus Wind-, Solar- oder Wasserkraft stammen werden. Gleichzeitig wollen 75 Prozent Kernenergie nicht ausschließen – insbesondere in Form sogenannter Small Modular Reactors (SMR). Allerdings sehen 70 Prozent die Technologie frühestens im nächsten Jahrzehnt einsatzbereit, und 60 Prozent erwarten Widerstand in der öffentlichen Meinung. Kernkraft gilt in der Branche daher eher als mittel- bis langfristige Option zur CO₂-armen Stromversorgung.

97 Prozent der Befragten berichten von einem sinkenden Angebot an qualifiziertem Personal. Besonders betroffen sind Planungs- und Bauprojekte sowie der laufende Betrieb. Der Mangel führt zu steigenden Gehältern, Projektverzögerungen und einer höheren Belastung der bestehenden Teams. Entwickler und Ingenieurbüros sehen hierin das größte Risiko für weiteres Wachstum.

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Geopolitik gewinnt an Einfluss

Die Standortwahl für neue Rechenzentren wird zunehmend von politischen und gesellschaftlichen Faktoren bestimmt. 61 Prozent der Befragten nennen Stabilität als entscheidendes Kriterium – doppelt so viele wie noch zu Jahresbeginn.

Die Rechenzentrumsbranche steht vor einer doppelten Herausforderung: Der technologische Fortschritt, insbesondere im Bereich Künstliche Intelligenz, treibt die Nachfrage nach Kapazitäten und Energie in neue Höhen. Gleichzeitig drohen Fachkräftemangel und geopolitische Unsicherheiten das Wachstum auszubremsen. Eine nachhaltige und vielfältige Energieversorgung – möglicherweise unter Einbeziehung von Kernkraft – wird ebenso entscheidend sein wie Investitionen in Ausbildung und Personalgewinnung.

(pd/BCS)

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