Darum lohnt sich ein genauer Blick

Wie das Model Context Protocol neue Standards in der KI-Integration setzt

KI-Integration

Wenn Sprachmodelle in reale Systemlandschaften eingebunden werden sollen, zeigt sich schnell eine zentrale Schwachstelle: Es fehlt an standardisierten Möglichkeiten, um den benötigten Kontext bereitzustellen.

Informationen über User:innen, Prozesse oder Inhalte müssen oft manuell zusammengeführt und aufwendig in Prompts eingebettet werden. Das erschwert neben der Integration auch die Wartung, Weiterentwicklung und Skalierung. Das Model Context Protocol (MCP) setzt genau an diesem Punkt an. Es bietet eine strukturierte, API-basierte Schnittstelle, über die KI-Anwendungen gezielt auf kontextrelevante Datenquellen zugreifen können.

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Was ist das Model Context Protocol – und warum ist es relevant?

Das Model Context Protocol (MCP) ist ein offener Standard, der es KI-Anwendungen ermöglicht, gezielt auf kontextbezogene Informationen zuzugreifen. Statt diese Inhalte manuell in jeder Eingabe mitzugeben, wie das bei klassischen Prompts der Fall ist, können Modelle über MCP strukturiert auf externe Systeme und Datenquellen zugreifen. Dazu zählen zum Beispiel CRM-Systeme, CMS-Plattformen oder interne Datenbanken. So lässt sich sicherstellen, dass ein Modell nicht isoliert arbeitet, sondern aktuelle, relevante Informationen berücksichtigt, um Nutzereingaben besser zu verstehen.

Man kann sich das MCP wie einen HDMI-Anschluss für KI vorstellen: Unabhängig vom konkreten System sorgt es dafür, dass die richtigen Inhalte zur richtigen Zeit in der richtigen Form übermittelt werden. In der Praxis bedeutet das, dass sich der Kontext nicht mehr als einmalige Eingabe, sondern als dauerhaft zugängliche Ressource verstehen lässt.

Diese Entkopplung von Kontext und Modelllogik eröffnet neue Möglichkeiten. Entwickler:innen können einzelne Kontextbausteine – etwa Nutzerprofile, Inhalte aus Drittsystemen oder prozessbezogene Metadaten – definieren, versionieren, testen und in bestehende Workflows integrieren. Dadurch wird KI nicht nur integrierbar, sondern auch gezielter kontrollierbar, was eine Voraussetzung für nachhaltige und produktive Anwendungen darstellt.

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Wie sich MCP in bestehende Systeme einfügt

MCP wurde für moderne Systemarchitekturen konzipiert. In Umgebungen, die auf Microservices, Headless-Ansätze und Cloud-native-Infrastrukturen setzen, fügt es sich nahtlos ein. Als zusätzliche Schicht zwischen Anwendung und Modell erlaubt das MCP eine klare Trennung von Aufgaben: Während das Modell für die semantische Verarbeitung zuständig ist, liefert das MCP die dafür benötigten Informationen.

Typische Anwendungsfelder reichen von Chat-Interfaces mit CRM-Anbindung über KI-gestützte Content-Plattformen bis hin zu Assistenten, die interne Prozesse automatisiert unterstützen. Entscheidend ist, dass relevante Kontextdaten bereits strukturiert vorliegen und gezielt angesteuert werden können.

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Praxisbeispiel: Kontext statt Prompt-Logik

So kann der Einsatz des MCP konkret aussehen: Ein Unternehmen betreibt ein internes Wissensportal und ergänzt es um einen sprachbasierten Assistenten, der Mitarbeitenden bei Fragen zu Produkten, Prozessen oder Dokumentationen hilft. Ohne das MCP müsste dieser Assistent entweder mit umfangreichen statischen Prompts ausgestattet oder regelmäßig manuell mit neuen Informationen versorgt werden.

Durch die Implementierung eines MCP-Servers lassen sic diese Daten modular bereitstellen. Der Assistent fragt gezielt vordefinierte Tools ab, etwa um Dokumente zu filtern, Inhalte zu analysieren oder Nutzerrechte zu berücksichtigen. Auf diese Weise entsteht eine KI-Anwendung, die flexibel auf aktuelle Informationen zugreift, ohne dass diese ständig neu (und händisch) eingebettet werden müssen.

Worauf sollten Unternehmen bei der Einbindung achten?

Wie bei jeder technologischen Neuerung bestehen auch bei MCP Risiken. Häufig werden Kontexte entweder zu breit oder zu unstrukturiert festgelegt. Das führt dazu, dass Modelle mit irrelevanten Informationen arbeiten oder unvorhersehbar reagieren. Auch eine enge Verzahnung zwischen Anwendung und Kontextlogik kann später zu Schwierigkeiten führen – vor allem, wenn an einem der beiden Bereiche Änderungen notwendig sind.

Ein Beispiel: Wird in einer KI-Anwendung direkt festgelegt, welche internen Tools oder Datenquellen für die Kontextbereitstellung verwendet werden, entsteht eine starke Abhängigkeit. Ändert sich anschließend die damit verknüpfte Software oder die zugrundeliegende Datenstruktur, muss die Anwendung häufig an mehreren Stellen angepasst werden. Das erhöht den Aufwand und kann zu Fehlern führen, die sich nur schwer nachvollziehen lassen.

Sinnvoller ist es, die Kontextlogik unabhängig zu modellieren, beispielsweise über einen MCP-Server, der definiert, welche Informationen in welcher Form bereitgestellt werden. Auf diese Weise lassen sich Systeme flexibel austauschen oder erweitern, ohne dass die Anwendung selbst angepasst werden muss. Diese Trennung verbessert nicht nur die technische Wartbarkeit, sondern auch die langfristige Skalierbarkeit.

Ein weiteres Problem entsteht, wenn es keine klare Governance gibt. Fehlen Richtlinien zur Pflege, Versionierung und Qualitätssicherung von Kontextdaten, können Inkonsistenzen entstehen. Best Practices sehen daher vor, Kontexte als eigenständige Systemressourcen zu behandeln – mit festgelegten Verantwortlichkeiten, strukturiertem Zugriff und standardisierten Prozessen.

Welche Perspektiven gibt es für Unternehmen?

MCP wird bereits von führenden Akteuren wie Microsoft, OpenAI und Google unterstützt. Erste Software Development Kits (SDK) sind verfügbar, und die Standardisierung schreitet voran. Unternehmen, die mit LLMs arbeiten oder die Einführung solcher planen, können MCP zunächst in einem abgegrenzten Szenario evaluieren – etwa im Rahmen eines internen Assistenten oder bei der Automatisierung von Content-Prozessen.

Gerade dort, wo KI nicht mehr isoliert getestet, sondern produktiv eingesetzt werden soll, bietet MCP einen strukturellen Vorteil. Es schafft Klarheit über Informationsflüsse, erhöht die Transparenz und unterstützt eine nachhaltige Skalierung.

Wie können sich Unternehmen vorbereiten?

Für einen erfolgreichen Einstieg empfiehlt es sich, zunächst einen Blick auf die bestehende Systemlandschaft zu werfen: Wo entstehen kontextrelevante Daten, und wie werden diese derzeit genutzt? In einem nächsten Schritt sollte ein konkreter Anwendungsfall identifiziert werden, bei dem ein KI-Modell gezielt auf diese Informationen zugreifen müsste – etwa im Kundenservice, bei der Content-Personalisierung oder in internen Assistenzsystemen. Auf dieser Basis lässt sich ein erster Pilot aufsetzen, in dem MCP als vermittelnde Schnittstelle zwischen Modell und Datenquelle eingesetzt wird. Ziel dabei ist sowohl ein funktionaler Nachweis, als auch die Verbesserung von Nachvollziehbarkeit und Skalierbarkeit im laufenden Betrieb.

Darum lohnt sich ein genauer Blick

Das Model Context Protocol schließt eine Lücke, die bei der Integration von Sprachmodellen bislang häufig übersehen wird. Es schafft die Voraussetzung dafür, dass KI-Anwendungen auf relevante Informationen zugreifen können, ohne dass Unternehmen diese ständig manuell zur Verfügung stellen müssen. Wer KI verlässlich in bestehende Systeme einbinden möchte, sollte das MCP als strukturierten Ansatz in Betracht ziehen – nicht als Zusatzfunktion, sondern als integralen Teil der Architektur.

Facundo-Giuliani

Facundo

Giuliani

Teamleiter für den Bereich Solutions Engineering

Storyblok

Facundo Giuliani ist Teamleiter für den Bereich Solutions Engineering bei Storyblok. Mit Sitz in Buenos Aires, Argentinien, bringt er über 15 Jahre Erfahrung in der Software- und Webentwicklung mit.
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