Datenbedarf von Mobilitätsdiensten

Fahrzeugdaten – digitaler Kraftstoff für die vernetzte Mobilität

Wie sieht der tatsächliche Datenbedarf der Akteure auf dem Markt für Mobilitätsdienste aus? Dies haben Caruso und das Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering unter der Schirmherrschaft der CLEPA in einer Studie ermittelt.

Das Fahrzeug ist zu einem wichtigen Knotenpunkt im Internet der Dinge geworden, das mit der Infrastruktur und anderen Fahrzeugen kommuniziert, um alltägliche Probleme wie Verkehrsunfälle oder Staus zu vermeiden, leichter den nächsten freien Parkplatz zu finden oder die Flotte von Carsharing-Dienstleistern managen zu können. Die Anzahl der Sensoren im Fahrzeug wächst weiter und damit auch das Volumen der erzeugten Daten – was die Automobilbranche derzeit enorm verändert und einen neuen Mobilitätsdatenmarkt schafft. Daten aus vernetzten Fahrzeugen bilden die Grundlage für viele zukünftige Mobilitätsdienste. Der Datenkatalog, der dem unabhängigen Datenmarktplatz Caruso zugrunde liegt, ist ein erster Schritt in Richtung Harmonisierung von Daten von unterschiedlichen Anbietern und Quellen. Welche Daten benötigt der Mobilitätsdatenmarkt und welche Anforderungen stellt der Markt für heute und morgen? Dies haben Caruso und das Fraunhofer IESE unter der Schirmherrschaft der CLEPA (European Association of Automotive Suppliers) in einer Studie ermittelt: Die Ergebnisse sind spannend, werfen aber auch ein bezeichnendes Licht auf die technologischen Herausforderungen, mit der sich die AutomotiveBranche auseinandersetzen muss. Dr. Jens Knodel (Caruso), Eduard C. Groen (Fraunhofer IESE) und Dr. Matthias Naab (Fraunhofer IESE) geben einen Einblick in die Studie.

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Daten aus allen Phasen des Lebenszyklus des Fahrzeugs

Viele Unternehmen, darunter Fahrzeughersteller und Mobilitätsdienstleister, verstehen zunehmend, dass ihre Daten für andere Unternehmen von Interesse sind und dass der Verkauf von Daten Gewinne steigern kann, während Datenkonsumenten käuflich erworbene Daten und Services für die Erweiterung ihres Leistungsportfolios nutzen können. Dabei sind Daten aus allen Phasen des Lebenszyklus des Fahrzeugs interessant. Anwendungsfälle in der Mobilität beschränken sich nicht nur auf Reparatur und Wartung oder den Vertrieb von Reparatur und WartungsInformationen sowie Teileversorgung, sondern reichen bis in Handel, Flottenmanagement, Leasing und Versicherung. Fahrzeugdaten werden damit zu einem Eckpfeiler der Zukunft.

Diese Entwicklung wird disruptive Geschäftsmodelle weiter befördern. Wesentlich wird sein, dass der Zugriff auf die Daten aus dem vernetzten Fahrzeug nicht auf die Hersteller beschränkt ist. Im Sinne eines fairen Wettbewerbs müssen alle Marktteilnehmer Zugang zu Daten haben. Aus diesem Grund hat Caruso bereits 2017 den ersten Schritt zur Datenharmonisierung unternommen. Der B2B-Marktplatz für Daten und Dienstleistungen ist der Vermittler von Daten zwischen Datenanbieter und Datenkonsumenten. Die „Delivery Engine“ von Caruso sorgt dafür, dass Daten wie „Kilometerstand des Fahrzeugs mit der VIN XYZ ist 10,382“ vom Datenanbieter an den Datenkonsumenten gelangen kann. Der „Marketplace“ ermöglicht es, dass Angebote, Anfragen und der Ankauf von Daten nutzerfreundlich und gesetzeskonform vonstattengehen kann.

Caruso Architektur

Bild: Der B2B-Marktplatz Caruso ist der Vermittler von Daten zwischen Datenanbieter und Datenkonsumenten. Die „Delivery Engine“ von Caruso sorgt dafür, dass Daten wie „Kilometerstand des Fahrzeugs mit der VIN XYZ ist 10,382“ vom Datenanbieter an den Datenkonsumenten gelangen kann. Der „Marketplace“ ermöglicht es, dass Angebote, Anfragen und der Ankauf von Daten nutzerfreundlich und gesetzeskonform vonstattengehen kann.

Datenmarktplatz von Caruso 

Dem Datenmarktplatz von Caruso liegt ein Datenkatalog zugrunde, der die Datenpunkte systematisch und hierarchisch in Kategorien strukturiert. Dieser Datenkatalog ist der derzeit einzige seiner Art weltweit: Er bietet eine einheitliche Beschreibung aller Datenpunkte, die im Moment als mobilitätsrelevant gelten, darunter Daten rund um das Fahrzeug selbst („Vehicle Information“) wie Marke und Modell, Fahrzeugklasse und deren Eigenschaften, die Bezeichnung von Teilen und Komponenten, Reparatur und WartungsInformationen (RMI), Preisinformationen sowie Logistikdaten. Darüber hinaus beinhaltet der Caruso-Katalog Daten aus vernetzten Fahrzeugen („In-Vehicle Data“). Die Daten stammen entweder unmittelbar aus einem Fahrzeug, aus einem Dongle oder sogar von einem Smartphone. Die Übertragung verläuft entweder über ein Dongle oder über eine eingebaute Netzverbindung zum Backend eines Herstellers oder Dienstleisters. Caruso bezieht die Daten jeweils aus diesen Backends von Herstellern oder Dienstleistern.

 

In-Vehicle Data
Bild: Der Katalog enthält auch Daten aus vernetzten Fahrzeugen („In-Vehicle Data“). Die Daten stammen entweder unmittelbar aus einem Fahrzeug, aus einem Dongle oder sogar von einem Smartphone. 
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Eine Studie zu den Datenbedarfen für Mobilitätsservices

Derzeit beinhaltet der Caruso-Datenkatalog allein 476 Datenpunkte aus dem vernetzten Fahrzeug, vor Beginn der Studie waren es 301. Aber entsprechen sie dem Bedarf des Mobilitätsdatenmarkts der Zukunft? Welche Relevanz haben sie tatsächlich für die Umsetzung neuer Geschäftsmodelle? Denn je nach Kontext, Anwendungsfall und Branche kann ein Unternehmen durchaus abweichende Perspektiven auf bestimmte Datenpunkte haben.

Um Antworten auf diese Fragen zu erhalten, hat Caruso 2017 das Fraunhofer Institut für Experimentelles Software Engineering IESE mit der Durchführung einer Studie beauftragt. Die Experten für Software-Ökosysteme, User Experience, Softwarearchitektur und Datensicherheit sind seit 2016 ein wichtiger technischstrategischer Partner von Caruso. Ziel der Studie war es, einen repräsentativen Überblick über den aktuellen Bedarf an Datenpunkten aus dem vernetzten Fahrzeug zu erhalten sowie darüber, welche Daten die Akteure des Mobilitätsdatenmarktes besonders priorisieren und welche Formate gewünscht sind. Darüber hinaus ging es um einen Einblick, wie häufig „In-Vehicle-Data“ aktualisiert werden sollten.

Data Needs

Bild: Welche Datenpunkte aus dem vernetzten Fahrzeug sind tatsächlich gefragt?

Zu den befragten Unternehmen zählten Akteure aus der Automobilbranche, darunter Mitglieder der CLEPA sowie andere Partner von Caruso. Mittels eines Fragebogens konnten Unternehmen ihre Erfahrungen zum Datenbedarf sowie konkrete Anforderungen in Bezug auf Priorisierung, Datenqualität und gewünschte Aktualisierungsfrequenz formulieren. Die Experten von Fraunhofer IESE erstellten diesen Fragebogen, führten die Umfrage durch und analysierten die Ergebnisse. Darüber hinaus stellten sie die Anonymisierung, Vertraulichkeit und Integrität der Daten sicher und dokumentierten die Ergebnisse der Studie. Der Fragebogen war so konzipiert, dass die Unternehmen ihre Geschäftsmodelle nicht offenlegen mussten.

Hohe Anforderungen an die Aktualisierungsfrequenz

Die wichtigsten Ergebnisse dieser Studie: Alle 301 Datenpunkte des Caruso-Katalogs wurden von mindestens einem Befragten als notwendig bezeichnet, meistens sogar von mehreren Firmen. Kein Datenpunkt des Caruso-Katalogs wurde als irrelevant klassifiziert. Insgesamt gab es je nach Unternehmen starke Unterschiede in der Anzahl priorisierter Datenpunkte, was angesichts der sehr unterschiedlichen Anwendungsfälle nicht verwunderlich ist. Die Top 3 der wichtigsten Daten, die die Akteure forderten, waren „Aktuelle Fahrzeug-Geschwindigkeit“, „Fahrzeug-Beschleunigung“ und „Aktueller Kilometerstand“. Erstaunlich detailliert und anspruchsvoll waren die Anforderungen in der Frage der gewünschten Datenaktualisierungs-Frequenz, die für mehr als 80 % der Datenpunkte formuliert wurden.

Schlussfolgerungen für die Praxis

Die Ergebnisse, die noch zahlreiche andere interessante Anforderungen wie Datengenauigkeit oder zusätzlich gewünschte Datenpunkte beleuchten, zeigen, dass seitens Mobilitätsdienstleistern ein hohes Interesse an einem qualitativ hochwertigen Zugang zu fahrzeugbezogenen Daten besteht. Zugleich bestätigte die Studie die hohe Marktrelevanz des Caruso-Datenkatalogs und beleuchtet klar, welche Daten für Mobilitätsdienstleister die am vielversprechendsten sind, wenn es um gewinnorientierte Anwendungsfälle geht. Erstmals wurde auch transparent, welche Aktualisierungsfrequenzen die Akteure des Mobilitätsdatenmarktes tatsächlich erwarten. Da die derzeit verfügbaren Mobilfunkverbindungen diese kurzen Latenzen nicht vollumfänglich ermöglichen, sind neue Konzepte der Datenvorverarbeitung und der Datenübertragung erforderlich. Klar ist, dass noch erhebliche technische Investitionen anstehen, um die notwendige Infrastruktur dafür zu schaffen.

Caruso betrachtet die Ergebnisse der Studie sowohl als Beitrag zur politischen Diskussion als auch als Initialzündung zur Weiterentwicklung der B2BPlattform, um die Plattform, also „Marketplace“ und „Delivery Engine“, auf das nächste Level zu heben. Damit leistet Caruso als neutrale Plattform einen erheblichen Beitrag für die Automotive-Branche, dass sich innovative datengetriebene Geschäftsmodelle rund um Mobilität etablieren können. Wer ebenfalls seine bisherigen Praxis-Erkenntnisse und Anforderungen rund um datengetriebene Geschäftsmodelle mit Caruso teilen will, ist herzlich willkommen. Eine E-Mail an [email protected] genügt. Hier geht’s zum Download der vollständigen Studie:

http://www.carusodataplace.com/datastudy

Dr. Jens Knodel, Head of Platform Engineering, Caruso GmbH
Eduard C. Groen, Engineer, Fraunhofer IESE
Dr. Matthias Naab, Head Architecture-Centric Engineering, Fraunhofer IESE

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