Produktionsunternehmen: Servitization hinkt Smart Factory noch hinterher

Um die digitale Reife von Unternehmen zu ermitteln, hat IFS eine weltweite branchenübergreifende Digital-Change-Studie durchgeführt. Nun veröffentlicht IFS die branchenspezifische Auswertung der Untersuchung für die Fertigungsindustrie.

Die globale Fertigungsindustrie scheint insgesamt eine digital reife Branche zu sein. So siedeln 83% der Studienteilnehmer aus diesem Segment die digitale Reife ihrer Unternehmen auf einer Skala von eins bis fünf auf den höchsten drei Stufen an. Auf der niedrigsten Stufe sieht sich kein einziges der befragten Produktionsunternehmen.

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Im internationalen Vergleich offenbaren sich aber erhebliche Unterschiede. Am digital reifsten sind die Fertigungsunternehmen in Nordamerika, wo sich 55% auf den beiden höchsten Stufen der Reifeskala sehen. Zum Vergleich: In der EMEA-Region, zu der auch Europa gehört, sind das nur 29%; in der Region Asien-Pazifik sogar nur 21%.

Weniger positiv als bei der digitalen Reife fällt die Selbsteinschätzung der weltweiten Fertigungsbranche bezüglich ihrer Investitionen in die Digitalisierung aus. Zwar sagen 84%, ihre Budgets seien “angemessen” oder “förderlich”, was zunächst positiv erscheint. Im Vergleich zu den anderen in der Studie untersuchten Branchen sind dies allerdings die niedrigsten Werte.

Als Top-Investitionsgebiet in Sachen Digitalisierung nennen die weltweiten Fertigungsunternehmen Big Data und Analytics. Dennoch nutzen derzeit nur 26% von ihnen Datenanalysen, um Innovationen schneller voranzutreiben. 58% geben an, dass sie gerade damit begonnen haben, Datenanalysen zu nutzen, diese aber noch keinen Wettbewerbsvorteil liefern.

Digitale Transformation

Servitization hinkt Smart Factory noch hinterher

Als größte Chance der Digitalisierung für die Fertigungsindustrie gilt die Smart Factory – die intelligente, sich selbst organisierende Fabrik. Hier scheinen viele Produktionsunternehmen auf einem guten Weg zu sein. So gibt über die Hälfte der weltweit Befragten (55%) an, sich bereits zum Smart Manufacturing transformiert zu haben; in Deutschland sind es mit 50% nur knapp weniger. Weitere 26% (in Deutschland 30%) wollen den Schritt zur Smart Factory in den nächsten beiden Jahren gehen.

Noch nicht so weit fortgeschritten ist die Branche dagegen beim Ergreifen einer weiteren großen Chance, die die Digitalisierung bietet: die “Servitization”. Neue Technologien ermöglichen es Fertigungsunternehmen, ergänzende Services zu ihren Produkten anzubieten oder sogar komplett Service-orientierte Geschäftsmodelle zu realisieren. Hier kaufen die Kunden dann beispielsweise keine Maschinen mehr, sondern bezahlen nur noch ihre tatsächliche Nutzung.

Erst 24,7% der weltweit befragten Fertigungsunternehmen sagen, dass die Servitization bei ihnen bereits fest etabliert ist und Dividende abwirft; in Deutschland sind es immerhin 30%. Bei 43,3% der weltweiten Produktionsunternehmen ist die Servitization gerade im Entstehen und erhält angemessene Aufmerksamkeit und Unterstützung von der Geschäftsführung; das gilt für Deutschland nur in 20% der Fälle. Insgesamt bedeuten diese Zahlen, dass weltweit ein knappes Drittel der Fertigungsunternehmen für sich offenbar noch eine Wertschöpfungsmöglichkeit aus der Servitization ableiten muss. In Deutschland gilt das sogar für die Hälfte (50%).

Digitale Transformation

“Der Wettbewerbsdruck, aber auch die steigenden Kundenerwartungen machen die Servitization immer mehr zu einem Muss für die Fertigungsbranche”, sagt Antony Bourne, Vice President Global Industry Solutions bei IFS. “Produktionsunternehmen, die dieses Thema noch nicht angegangen sind, verschenken nicht nur Umsätze. Sie verpassen auch die Möglichkeit, ihre Angebote zukunftsträchtig weiterzuentwickeln.”

Über die Studie

Für die Digital-Change-Studie befragte das Unternehmen Raconteur Custom Publishing im Auftrag von IFS weltweit 750 Entscheider aus den Branchen Industrielle Fertigung, Anlagen- und Maschinenbau, Öl und Gas, Luftfahrt und Dienstleistung. Aus der Fertigungsindustrie nahmen 150 Personen an der Umfrage teil. Die Befragten stammen aus den USA, Kanada, Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Schweden, Norwegen, Dänemark, den Niederlanden, Spanien, Polen, Australien, China, Japan, dem Mittleren Osten und Indien.
 

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