Das ChatGPT-Unternehmen will in den kommenden Wochen einen eigenen Webbrowser veröffentlichen, der das Surfen im Internet grundlegend verändern soll – und das sogar schon sehr bald.
OpenAI arbeitet an einem KI-gestützten Webbrowser, der Google Chrome direkt angreifen soll. Nach Informationen von Reuters steht die Veröffentlichung kurz bevor und könnte bereits in den kommenden Wochen erfolgen. Der Browser soll künstliche Intelligenz nutzen, um eine völlig neue User-Experience beim Browsen zu schaffen.
Angriff auf Googles Datenmonopol
Sollte der Browser von OpenAIs 500 Millionen wöchentlich aktiven ChatGPT-Nutzern angenommen werden, könnte dies Google empfindlich treffen. Chrome ist ein zentraler Baustein von Alphabets Werbegeschäft, das fast drei Viertel der Konzernumsätze ausmacht. Der Browser liefert wertvolle Nutzerdaten für die Zielgruppensteuerung und leitet Suchanfragen standardmäßig an die eigene Suchmaschine weiter.
OpenAIs Browser soll eine andere Philosophie verfolgen: Statt Nutzer zu externen Websites zu leiten, sollen viele Interaktionen direkt in einer ChatGPT-ähnlichen Oberfläche stattfinden. Diese Strategie ist Teil von OpenAIs umfassenderem Plan, seine Dienste in alle Lebensbereiche der Nutzer zu integrieren.
Chromium als technische Basis
Technisch basiert der OpenAI-Browser auf Chromium, dem Open-Source-Code von Google Chrome. Diese Entscheidung folgt dem Beispiel anderer Browser-Anbieter wie Microsoft Edge oder Opera. OpenAI entschied sich bewusst für einen eigenen Browser statt eines einfachen Plug-ins, um mehr Kontrolle über die gesammelten Daten zu haben.
Interessant ist auch die personelle Verstärkung: OpenAI hat zwei langjährige Google-Vizepräsidenten eingestellt, die zum ursprünglichen Chrome-Entwicklerteam gehörten. Im April äußerte ein OpenAI-Manager sogar Interesse an einem Kauf von Chrome, falls Kartellbehörden Google zu einem Verkauf zwingen sollten.
KI-Agenten als Kernfunktion
Der Browser soll als ideale Plattform für KI-Agenten dienen, die Aufgaben im Namen der Nutzer erledigen können. Diese “Operator” genannten Funktionen könnten beispielsweise Reservierungen vornehmen oder Formulare ausfüllen, ohne dass der Nutzer mehrere Websites besuchen muss.
Harte Konkurrenz erwartet
OpenAI steht vor einer enormen Herausforderung: Google Chrome dominiert mit über zwei Dritteln Marktanteil bei mehr als drei Milliarden Nutzern weltweit. Apples Safari folgt mit 16 Prozent bereits mit großem Abstand. Zum Vergleich: OpenAI hat bisher drei Millionen zahlende Geschäftskunden für ChatGPT.
Die Konkurrenz schläft nicht: Das KI-Suchunternehmen Perplexity hat bereits seinen Browser “Comet” vorgestellt, der 200 US-Dollar kostet und aktuell nur Premium-Nutzern zur Verfügung steht.
Kartellverfahren als Chance
Für OpenAI könnte das laufende Kartellverfahren gegen Google zur Chance werden. Das US-Justizministerium fordert die Abspaltung von Chrome, nachdem ein Richter Google ein unrechtmäßiges Monopol bei der Online-Suche bescheinigt hatte. Google will das Urteil allerdings anfechten.