Betrugserkennung und -prävention stehen bei öffentlichen Einrichtungen weltweit ganz oben auf der Agenda. Doch obwohl 85 Prozent der Führungskräfte in Behörden dem Thema höchste Priorität einräumen, mangelt es vielen an den nötigen Mitteln für wirksame Gegenmaßnahmen.
Nur rund zehn Prozent der befragten Organisationen sehen sich aktuell dazu in der Lage, effektiv gegen Betrug vorzugehen.
Diese Zahlen gehen aus einer aktuellen internationalen Studie hervor, die vom Marktforschungsinstitut Coleman Parkes im Auftrag von SAS durchgeführt wurde – einem Anbieter für Datenanalyse und Künstliche Intelligenz.
KI als Werkzeug und Waffe
Ein zentrales Ergebnis der Studie: Der technologische Fortschritt wirkt in zweierlei Hinsicht. Einerseits nutzen Kriminelle inzwischen Künstliche Intelligenz (KI), um mit gefälschten Identitäten, raffinierten Phishing-Mails oder schwer zu erkennender Malware Behörden zu täuschen. Fast alle Befragten (95 Prozent) gaben an, bereits Opfer solcher KI-gestützten Betrugsdelikte geworden zu sein. 70 Prozent berichten von einer Zunahme solcher Angriffe in den letzten fünf Jahren.
Dabei hat diese Entwicklung nicht nur finanzielle Folgen. Die Umfrageteilnehmer schätzen, dass rund 16 Prozent des öffentlichen Budgets durch Betrug und Missbrauch verloren gehen. Doch auch das Vertrauen der Bevölkerung leidet: 96 Prozent sehen darin eine zusätzliche Belastung für das Verhältnis zwischen Bürgern und Verwaltung.
Ressourcenknappheit als Hauptproblem
Trotz der Dringlichkeit bleiben viele Behörden bei der Betrugsbekämpfung hinter ihren Möglichkeiten zurück. Ein Drittel der Befragten nennt fehlende Ressourcen als größten Hemmschuh. Insbesondere fehlen laut der Studie:
- ausreichende analytische Fähigkeiten (46 Prozent),
- ein angemessenes Budget (41 Prozent),
- sowie die notwendige technische Infrastruktur (40 Prozent).
KI-Nutzung nimmt zu – aber schleppend
Nur etwa jede zweite Behörde nutzt derzeit KI-gestützte Systeme zur Betrugsbekämpfung. Noch geringer fällt der Einsatz generativer KI aus – aktuell liegt dieser Anteil bei etwa 25 Prozent. Doch die Studie zeigt einen klaren Trend: In den kommenden Jahren wollen nahezu alle Befragten mindestens ein KI-Tool einsetzen, um kriminelle Aktivitäten besser zu erkennen und zu verhindern. Besonders großes Potenzial sehen sie in Netzwerk-Analysen zur Aufdeckung von Betrug, deren Nutzung laut Prognose von aktuell 32 auf 87 Prozent steigen soll.
Positive Effekte dort, wo KI bereits eingesetzt wird
In Behörden, die bereits KI zur Betrugsprävention nutzen, zeigen sich deutliche Vorteile. Fast 40 Prozent berichten von einer besseren Priorisierung eingehender Betrugsmeldungen und einer höheren Aufklärungsquote. Besonders geschätzt wird die Effizienzsteigerung: 57 Prozent sehen in der Technologie vor allem eine Entlastung der Mitarbeitenden und eine optimierte Ressourcennutzung.
Verantwortungsvoller KI-Einsatz bleibt Herausforderung
Trotz der Chancen stellt der Umgang mit KI auch neue Anforderungen. Behörden sind sich laut Studie bewusst, dass Vertrauen nur durch verantwortungsvollen Technologieeinsatz aufrechterhalten werden kann. Wichtigste Handlungsfelder dabei sind:
- Datenschutz und Datensicherheit (48 Prozent),
- ethische Standards im Umgang mit KI (43 Prozent),
- sowie Transparenz im Systemeinsatz (35 Prozent).
Wendepunkt mit Potenzial
Laut Frank Gramüller, Public Sector-Experte bei SAS Deutschland, stehen Behörden weltweit vor einem Wendepunkt: „Kriminelle nutzen KI ohne regulatorische Einschränkungen – das verschafft ihnen derzeit Vorteile. Aber es zeichnet sich ab, dass die öffentliche Hand massiv in moderne Technologien investieren wird, um verlorenes Terrain zurückzugewinnen und das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger zu stärken.“
Der Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung steckt noch in den Kinderschuhen – doch die Notwendigkeit, schneller zu handeln, ist offensichtlich.