Digitaler Zwilling: Wo stehen wir heute?

Digitaler Zwilling

Was ist eigentlich ein Digital Twin? Wie so oft kursieren dazu ähnliche Definitionen. „Erfunden“ hat den Begriff die NASA. Dort diente der ­digitale Zwilling dazu, die Umgebungssysteme einer startklaren Rakete zu überwachen und gegebenenfalls abzubrechen, wenn etwa der Aufzug klemmt, eine Fehlermeldung beim Startvorgang erscheint oder ein anderes unvorhersehbares Ereignis eintritt. Gartner gebührt jedoch das Lob den Begriff Digital Twins entmystifiziert zu haben.

Die Analystengruppe definiert den Begriff wie folgt: Ein digitaler Zwilling ist eine digitale Darstellung einer realen Einheit oder eines realen Systems. Die Implementierung eines digitalen Zwillings ist ein gekapseltes Softwareobjekt oder -modell, das ein eindeutiges physisches Objekt, einen Prozess, eine Organisation, eine Person oder eine andere Abstraktion widerspiegelt. Daten aus mehreren digitalen Zwillingen können für eine zusammengesetzte Ansicht über eine Reihe von realen Einheiten, wie etwa ein Kraftwerk oder eine Stadt, und die damit verbundenen Prozesse zusammengefasst werden.

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Schon 2019 führte Gartner eine Umfrage durch, die prognostizierte, dass digitale Zwillinge künftig im Mainstream eingesetzt werden. Die Analysten definierten damals den digitalen Zwilling als ein Software-Designmuster, das ein physisches Objekt mit dem Ziel abbildet, den Zustand des Objekts zu verstehen, auf Veränderungen zu reagieren, den Geschäftsbetrieb zu verbessern und einen Mehrwert zu schaffen.

Gartner sah die Einführung digitaler Zwillinge in allen Arten von Unternehmen voraus. Die Hersteller von IoT-verbundenen Produkten sind jedoch am fortschrittlichsten, da die Möglichkeit, ihr Produkt zu differenzieren und neue Service- und Einnahmequellen zu erschließen, ein klarer Geschäftsfaktor ist, so das Statement von einst.

Digitale Zwillinge dienen vielen Herren

Ein Schlüsselfaktor für Unternehmen, die das IoT implementieren, ist, dass ihre digitalen Zwillinge unterschiedlichen Zielgruppen innerhalb und außerhalb des Unternehmens dienen. Die meisten oder alle der digitalen Zwillinge bedienen mehrere Kundenkreise. Zum Beispiel kann ein digitaler Zwilling für ein vernetztes Auto den Hersteller, einen Kundendienstanbieter und die Versicherungsgesellschaft umfassen, die jeweils einen Bedarf an unterschiedlichen IoT-Daten haben.

Die Entwicklung des Digital Twins im Hype Cycle for Emerging Technologies, 2022
Die Entwicklung des Digital Twins im Hype Cycle for Emerging Technologies, 2022 (Bildquelle: Gartner)

Die Antworten auf die Frage nach Beispielen für digitale Zwillinge sind immer sehr unterschiedlich und reichen von internen IoT-Datennutzern wie Mitarbeitern oder Sicherheitsbeauftragten über Geschäftspartner bis hin zu Technologieanbietern. Entwickler von digitalen Zwillingen sollten bedenken, dass sie wahrscheinlich mehrere Datenkonsumenten unterbringen und geeignete Datenzugriffspunkte bereitstellen müssen.

Digitale Zwillinge sind oft miteinander integriert

Wenn ein Unternehmen mehrere digitale Zwillinge einsetzt, kann es sinnvoll sein, diese zu integrieren. Ein Beispiel: In einem Kraftwerk mit IoT-verbundenen Industrieventilen, Pumpen und Generatoren gibt es beispielsweise eine Rolle für digitale Zwillinge für jedes Gerät sowie einen zusammengesetzten digitalen Zwilling, der IoT-Daten über alle Geräte hinweg zusammenfasst, um den Gesamtbetrieb zu analysieren.

Obwohl dieser Aufbau sehr komplex ist, ist es sinnvoll digitale Zwillinge miteinander zu integrieren. Eine echte Integration ist jedoch immer relativ kompliziert und erfordert ein hohes Maß an Integrations- und Informationsmanagementfähigkeiten. Die Fähigkeit, digitale Zwillinge miteinander zu integrieren, wird in Zukunft ein Unterscheidungsmerkmal sein, wenn sich physische Vermögenswerte und Anlagen weiterentwickeln sagten bereits damals die Analysten voraus.

Wie man in der Grafik oben im Hype Cycle for Emerging Technologies aus dem Vorjahr sieht, ist der Digital Twin noch immer am Beginn seiner Entwicklung. Die Grafik zeigt, bis zum Durchbruch dauert es noch fünf bis zehn Jahre.

Ulrich
Ulrich

Ulrich

Parthier

IT Verlag GmbH -

Herausgeber it management, it security

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