Die deutsche Wirtschaft drängt auf eine Überarbeitung der Datenschutz-Grundverordnung (DS-GVO).
Eine aktuelle Befragung des Digitalverbands Bitkom unter 603 Unternehmen ab 20 Beschäftigten zeigt, dass 79 Prozent der Firmen von der Politik verlangen, eine Reform auf EU-Ebene voranzutreiben. 71 Prozent sprechen sich dafür aus, die Regeln zu lockern. Gleichzeitig steigt der Aufwand für Unternehmen kontinuierlich: 97 Prozent bewerten die Belastung durch Datenschutz als hoch oder sehr hoch, 69 Prozent berichten von einem Anstieg im letzten Jahr.
Dauerhafte Herausforderungen im Unternehmensalltag
Datenschutz gilt für Unternehmen als Dauerbaustelle. Die größten Belastungen liegen darin, dass Prozesse nie abgeschlossen sind (86 Prozent) und Vorgaben der DS-GVO oft unklar bleiben (82 Prozent). Regelmäßige Prüfungen bei neuen Tools, zu hohe Anforderungen oder uneinheitliche Auslegungen innerhalb der EU verschärfen die Situation zusätzlich.
Innerhalb der Unternehmen zeigen sich weitere Engpässe: Zeit für IT-Umstellungen (50 Prozent), Schulung der Mitarbeitenden (46 Prozent) und fehlendes Personal für Datenschutzaufgaben (38 Prozent) zählen zu den größten Problemen. Finanzielle Mittel und die Einbindung von Datenschutzbeauftragten sind ebenfalls oft unzureichend.
Wo Unternehmen Nachbesserungen wünschen
Rund drei Viertel der Firmen plädieren für eine Reduzierung der Dokumentationspflichten (76 Prozent) und die Abschaffung des Verbots mit Erlaubnisvorbehalt (73 Prozent). Weitere Wünsche betreffen eine praxisnähere Beratung durch Behörden, mehr Rechtssicherheit bei der Interessenabwägung und weniger Informationspflichten. Auch der Einsatz pseudonymisierter Daten soll vereinfacht werden. Ein Drittel der Unternehmen möchte die Pflicht zur Benennung eines Datenschutzbeauftragten aufheben.
Die größten Belastungen entstehen bei der technischen Umsetzung, der Dokumentation und der Abstimmung mit externen Dienstleistern. Kein Unternehmen gibt an, vollständig frei von Problemen zu sein.
Viele Unternehmen sehen auch die Aufsichtsbehörden kritisch: 69 Prozent meinen, dass die DS-GVO zu streng angewendet wird, 62 Prozent überziehen aus Angst vor Verstößen beim Datenschutz. Eine knappe Mehrheit befürwortet die Zentralisierung der Datenschutzaufsicht auf Bundesebene.
Datenschutzverstöße sind keine Seltenheit: Ein Viertel der Unternehmen gab in den vergangenen zwölf Monaten Verstöße an, die meist organisatorischen Aufwand, teilweise Bußgelder, Kundenverluste oder Reputationsschäden nach sich zogen.
Datenschutz und Künstliche Intelligenz
Der Datenschutz wird zunehmend als Hemmnis für KI-Projekte wahrgenommen. 71 Prozent der Unternehmen fordern Anpassungen an das KI-Zeitalter. Für 69 Prozent erschwert die DS-GVO das Training von KI-Modellen, 63 Prozent sehen einen Verlust von KI-Entwicklung innerhalb der EU. Dennoch schätzen 58 Prozent, dass Datenschutz Rechtssicherheit für KI-Anwendungen bietet.
Die Unternehmen wünschen sich vor allem verständlichere Vorgaben und weniger Bürokratie. 85 Prozent fordern eine Reduzierung des Verwaltungsaufwands bei Datenschutzvorfällen. Weitere Anliegen sind die EU-weite Reform der DS-GVO, eine bessere Abstimmung mit anderen Vorschriften und gezielte Hilfestellung durch die Behörden.