Pfarrer schreibt Predigt mit ChatGPT

Der Wiesbadener Pfarrer Thomas Hartmann hat eine Predigt mithilfe des Textroboters ChatGPT geschrieben – und positives Echo aus der Gemeinde bekommen. «Viele haben gesagt, dass sie es gut fanden und wollten mal genauer wissen, wo sie dieses Programm finden, oder berichteten, welche Erfahrungen sie selbst gemacht haben», sagte er auf dpa-Anfrage. «Weitere Reaktionen muss man abwarten, die kommen manchmal erst später.»

Nachdem ein Zeitungsbericht über seine spezielle Predigt erschienen sei, seien am vergangenen Sonntag deutlich mehr Menschen im Gottesdienst gewesen als sonst, sagte der Pfarrer der evangelischen Thalkirchengemeinde. «Es kamen teilweise auch ganz andere Leute speziell zu diesem Thema. Das war ja auch mein Ziel.»

Für die Predigt hatte Hartmann dem Chatbot gezielt Fragen über die biblische Figur Hiob gestellt, den ungerecht Leidenden. «Die Antworten sind inhaltlich oft erstaunlich gut, sie können aber auch völlig danebenliegen», sagte Hartmann. Beispielsweise behauptete ChatGPT, Satan sei der Freund von Hiob. Genau das Gegenteil ist der Fall. «Ich habe das Programm dafür sozusagen kritisiert, dann hat es sich entschuldigt und den Zusammenhang richtig wiedergegeben», erzählte der Pfarrer.

Die Predigt hielt Hartmann als Dialog mit dem Computer, dazu wurden die Antworten mit einer Computerstimme vorgetragen. Er habe auch die Erfahrung gemacht, dass ChatGPT ganz brauchbare Gebete zu Themen produziere, «die man dann mit entsprechenden Veränderungen auch übernehmen kann», sagte Hartmann.

«Andererseits merkt man gerade bei den Predigten, dass ChatGPT doch eine Software ist und ihr das fehlt, was für Menschen typisch ist, zum Beispiel die Lebenserfahrung, die Gefühle, die Hoffnungen und Sorgen», berichtete der Pfarrer. Auch aus diesem Grund werde er vorerst keine weitere Predigt mit Hilfe des Chatbots verfassen. Außerdem mache er sowas gern selbst. «Das ist für mich ein ganz wesentlicher Sinn und Inhalt meines Pfarrerdaseins.»

dpa