Trotz der gestiegenen Bedeutung von Homeoffice in Großbritannien zeigen aktuelle Studien, dass die meisten Beschäftigten ihren Wohnort nicht ändern.
Besonders hochqualifizierte Fachkräfte bleiben weiterhin in urbanen Zentren – auch wenn sie teilweise von zu Hause aus arbeiten.
Hybrid statt vollständig remote
Eine Untersuchung unter Leitung der University of Birmingham hat ergeben, dass lediglich ein kleiner Teil der britischen Erwerbstätigen ausschließlich im Homeoffice tätig ist. Stattdessen dominiert das hybride Arbeitsmodell: Viele Angestellte kombinieren Heimarbeit mit regelmäßigen Besuchen im Büro. Laut der Studie arbeitet mehr als die Hälfte der britischen Arbeitnehmer – genauer gesagt 52 Prozent – überhaupt nicht von zu Hause aus. Unter hochqualifizierten Kräften liegt dieser Anteil allerdings nur bei 29 Prozent.
Diese Zahlen verdeutlichen: Das Arbeiten von zu Hause aus ist zwar fester Bestandteil des modernen Berufsalltags geworden, hat jedoch bisher nicht zu einer großflächigen Abwanderung aus Städten geführt (via Pressetext).
Potenziale und Grenzen des mobilen Arbeitens
Jackie Wahba von der University of Southampton sieht in der Heimarbeit grundsätzlich eine Chance: „Die Arbeit von zu Hause aus ist heute ein normaler Bestandteil des Arbeitslebens und hat das Potenzial, den Ort und die Art und Weise, wie Menschen arbeiten, zu verändern.“
Gleichzeitig warnt sie vor zu hohen Erwartungen. Zwar könne mobiles Arbeiten mehr Flexibilität und Entscheidungsfreiheit bringen, doch ohne gezielte politische Maßnahmen drohe eine gegenteilige Entwicklung: „Ohne stärkere politische Maßnahmen könnte die Arbeit von zu Hause aus sogar regionale Unterschiede vertiefen.“
Kein Aufschwung für strukturschwache Regionen
Ein zentraler Gedanke, der in den letzten Jahren häufig geäußert wurde, ist die Hoffnung, dass Homeoffice es gut ausgebildeten Fachkräften ermögliche, weiter entfernt vom Arbeitsort zu wohnen. Dies könnte strukturschwachen Regionen neue Impulse geben. Die Realität sieht jedoch anders aus.
Wahba erklärt: „Es wurde allgemein angenommen, dass die Arbeit von zu Hause aus hochqualifizierten Arbeitnehmern ermöglichen würde, weiter von ihrem Arbeitgeber entfernt zu wohnen, was Chancen für weniger wohlhabende Regionen eröffnen würde.“
Doch laut der Studie ziehen Hochqualifizierte eher aus Gründen der Wohnqualität um – nicht wegen ihres Jobs. Die Idee, durch Homeoffice wirtschaftlich schwächere Regionen attraktiver zu machen, bleibt bislang also Theorie.
Der Wandel braucht mehr als Technik
Die Studie zeigt deutlich: Technische Möglichkeiten wie Remote-Arbeit allein reichen nicht aus, um tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen zu bewirken. Ohne begleitende politische Strategien und Anreize bleiben bestehende regionale Unterschiede bestehen – oder verschärfen sich sogar.