Digitaler Zwilling simuliert den Cyber-Ernstfall ohne Risiko

Cyberangriffe gehören inzwischen zum Alltag vieler Organisationen. Gleichzeitig fällt es Unternehmen schwer, ihre eigenen Systeme realistisch zu testen, ohne dabei das aktive Netzwerk zu gefährden.

Forschende der University of New South Wales und der Queen’s University Belfast schlagen deshalb einen neuen Weg vor. Ein digitaler Zwilling soll künftig als sicherer Experimentierraum dienen, in dem sich Angriffe simulieren lassen, ohne das eigentliche Unternehmen zu beeinträchtigen (via Pressetext).

Wie ein digitaler Zwilling funktioniert

Ein digitaler Zwilling bildet die gesamte IT-Landschaft eines Unternehmens virtuell ab. Dazu gehören Systeme, Datenflüsse, Schnittstellen und externe Verbindungen wie das Internet. Diese Nachbildung erlaubt es, Bedrohungen sichtbar zu machen, die im echten Netzwerk oft unentdeckt bleiben. Während herkömmliche Sicherheitslösungen häufig erst reagieren, wenn ein Schaden entstanden ist, bietet ein virtueller Zwilling die Möglichkeit, Schwachstellen im Voraus zu identifizieren.

Der Kern der Forschungsarbeit besteht in der Idee, reale Angriffsszenarien in der digitalen Kopie nachzustellen. Unternehmen können so analysieren, wie ihre Systeme auf bestimmte Vorfälle reagieren würden, und anschließend Maßnahmen gefahrlos ausprobieren. Gleichzeitig liefert die Simulation Hinweise darauf, wie sich künftige Angriffe entwickeln könnten. Auf diese Weise entsteht ein Instrument, das präventiv wirkt und die Fähigkeit zur Reaktion im Ernstfall verbessert.

Blick auf die Lebensmittelbranche

Besondere Aufmerksamkeit gilt derzeit dem Lebensmittelsektor. Mehrere bekannte Unternehmen in Großbritannien, darunter Harrods, Marks and Spencer und Co op, waren in diesem Jahr Ziel von Cyberangriffen. Die Branche gilt als besonders verwundbar, weil sie aus zahlreichen voneinander abhängigen Gliedern besteht. Schon ein kleines Sicherheitsproblem kann weitreichende Folgen für die gesamte Lieferkette haben. Da Lebensmittel zudem eine zentrale Rolle für Gesundheit und Wirtschaft spielen, zählt der Bereich zur kritischen Infrastruktur.

Vorbereitung auf kommende Bedrohungen

Die beteiligten Forschenden betonen, dass digitale Zwillinge zwar keine vollständige Immunität gegen Angriffe schaffen können. Sie tragen jedoch dazu bei, Unsicherheiten zu reduzieren und Entscheidungen auf einer fundierten Grundlage zu treffen. Unternehmen gewinnen damit ein Werkzeug, das vor allem eines ermöglicht: ihre Systeme sicherer, stabiler und widerstandsfähiger zu gestalten.