Verspätung mal anders: Deutsche Bahn sucht Windows 3-Admin

Deutsche Bahn
Bildquelle: Markus Mainka / Shutterstock.com

Die Deutsche Bahn sucht einen Administrator für ein Betriebssystem, das viele für längst überholt hielten: Windows 3.11. Das System wurde am 8. Dezember 1993 eingeführt, spielt aber offenbar immer noch eine wichtige Rolle in der Technikwelt der Bahn.

Die Ausschreibung bezog sich auf die Entwicklung und Wartung einer hochwertigen Anzeigesoftware, die für die Fahrzeugsteuerung in Hochgeschwindigkeits- und Regionalzügen verwendet wird. Diese Software zeigt dem Fahrer wichtige technische Daten in Echtzeit an und ist somit ein entscheidender Bestandteil der Zugtechnologie.

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Der ideale Kandidat für diese Position, so heißt es, sollte umfassende Kenntnisse in Windows 3.11 sowie in älteren Betriebssystemen und Windows-Managern, insbesondere MS-DOS und Windows for Workgroups, mitbringen. Der Einsatzort für diese Stelle ist Erlangen. Es wird vermutet, dass es sich um die Anzeigesysteme in den von Siemens entwickelten Zügen handelt, da auch das “Siemens Bahnautomatisierungssystem” (Sibas) erwähnt wird.

Ob die Stellenausscheibung von der Deutschen Bahn oder einem Partner-IT-Unternehmen in Auftrag gegeben wurde, ist nicht vollständig klar. Mit der Suche beautragt wurde jedenfalls der Personaldienstleister Gulp. Die Stellenbeschreibung wurde ursprünglich auf LinkedIn gepostet, jedoch nachdem sie öffentliches Interesse weckte, wieder entfernt. Auch auf der Gulp-Homepage wurde die Ausschreibung heruntergenommen. Caschys Blog hatte zuerst über die Vorgänge berichtet.

Gulp transformed
Bildquelle: Screenshot / LinkedIn Gulp

Warum nutzen Unternehmen veraltete Software?

Windows 3.11 ist bereits drei Jahrzehnte alt und erhält seit mindestens 15 Jahren keinen Support mehr von Microsoft. Weshalb nutzen also selbst große Unternehmen wie die Deutsche Bahn solche Legacy Software? Dafür könnte es verschiedene Gründe geben. Einer der Hauptgründe für eine solche Entscheidung ist in der Regel die Zuverlässigkeit. Viele ältere Systeme haben über Jahre hinweg ihre Stabilität und Effizienz unter Beweis gestellt. Sie sind oft maßgeschneidert für spezifische Anforderungen und Prozesse innerhalb eines Unternehmens. Das macht sie zu einem unverzichtbaren Bestandteil des täglichen Betriebs.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Kostenfrage. Die Aktualisierung oder Ersetzung von Software kann sehr teuer sein, nicht nur in Bezug auf die Anschaffung neuer Software, sondern auch hinsichtlich der Schulung der Mitarbeiter, der Anpassung bestehender Systeme und der möglichen Betriebsunterbrechungen während der Umstellungsphase. Oftmals gibt es eine gewisse Trägheit gegenüber Veränderungen in großen Organisationen. Die Einführung neuer Technologien erfordert Zeit und Ressourcen. In vielen Fällen bevorzugen Unternehmen den Status quo, solange die bestehenden Systeme ihre Funktion erfüllen.

Ein weiterer Faktor ist die Kompatibilität. Viele ältere Systeme sind tief in die Infrastruktur eines Unternehmens integriert und arbeiten nahtlos mit anderen Systemen zusammen. Eine Aktualisierung könnte zu Kompatibilitätsproblemen führen, die weitreichende Folgen haben können. Schließlich spielt auch die Datensicherheit eine Rolle. Ältere Systeme, die nicht mit dem Internet verbunden sind oder seltener Ziel von Cyberangriffen werden, können paradoxerweise als sicherer angesehen werden. Dies gilt insbesondere für Systeme, die kritische Infrastrukturen steuern oder sensible Daten verarbeiten.

Lars

Becker

IT Verlag GmbH -

Redakteur

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