Digitalisierung kommt kaum voran

Bitkom: Behördengänge kosten Deutsche über zwei Stunden

Warteraum

Eine aktuelle Bitkom-Studie zeigt: Der Gang zum Amt verschlingt im Schnitt 125 Minuten. Fast die Hälfte der Bürger ist mit dem Service unzufrieden, obwohl viele Anliegen digital abwickelbar wären.

Wer in Deutschland einen Reisepass beantragen, seinen Wohnsitz ummelden oder eine Eheschließung anmelden möchte, muss vielerorts noch immer persönlich bei der Behörde erscheinen. Eine repräsentative Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter 1.005 Bundesbürgern ab 18 Jahren zeigt nun, wie zeitaufwendig diese Behördengänge nach wie vor sind: Im Durchschnitt benötigen die Bürger 2 Stunden und 5 Minuten für einen einzelnen Termin.

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Wartezeiten und Anfahrt fressen die meiste Zeit

Die Zeitverteilung macht deutlich, wo die größten Ineffizienzen liegen: 51 Minuten entfallen auf die An- und Abreise zur Behörde, weitere 40 Minuten verbringen die Bürger durchschnittlich im Wartezimmer. Die eigentliche Sachbearbeitung vor Ort dauert dann nur noch 34 Minuten. Erschwerend kommt hinzu, dass mehr als die Hälfte der Befragten (58 Prozent) bereits Schwierigkeiten hatte, überhaupt einen Termin für den letzten Behördenbesuch zu bekommen.

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Nur knapp die Hälfte ist zufrieden

Immerhin führte der Behördengang bei 9 von 10 Bürgern (89 Prozent) dazu, dass ihr Anliegen erledigt wurde. Die Zufriedenheit mit dem Service fällt jedoch deutlich geringer aus: Nur 46 Prozent bewerten ihren letzten Behördengang positiv. Bemerkenswert ist, dass 43 Prozent der Befragten überzeugt sind, ihr Anliegen hätte problemlos online erledigt werden können. Lediglich 24 Prozent gaben an, der Gang zur Behörde habe ihnen Spaß gemacht.

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Bitkom fordert konsequente Digitalisierung

“Digitale Behördenkontakte müssen in Deutschland Standard werden”, kommentiert Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst die Ergebnisse. “Sie machen die Arbeit der Verwaltung effizienter und sparen zugleich den Menschen eine Menge Zeit.” Die Bundesregierung habe sich mit ihrer Modernisierungsagenda zwar ehrgeizige Ziele gesetzt, entscheidend sei aber, dass Länder und Kommunen mitziehen.

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Wintergerst kritisiert die schleppende Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes: Von 577 Verwaltungsleistungen sind noch immer 228 nicht digital verfügbar. Der Bitkom-Präsident plädiert dafür, funktionierende Lösungen bundesweit einzuführen, auf Eigenentwicklungen von Ländern und Kommunen zu verzichten und dem Bund zu ermöglichen, Basistechnologien zentral bereitzustellen.

(lb/Bitkom)

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