KI als Beschleuniger für Kreditvergabe

Wenn Algorithmen über Schulden entscheiden

Finanzwesen

Eine aktuelle Untersuchung des King’s College London zusammen mit dem Federal Reserve Board wirft ein kritisches Licht auf automatisierte Kreditentscheidungen in den USA.

Viele Banken setzen inzwischen auf KI und maschinelles Lernen, um Kreditlinien selbstständig zu erhöhen oder neue Kredite zu vergeben. Nach Einschätzung der Forscher trägt diese Praxis erheblich zu wachsenden privaten Schuldenbergen bei (via Pressetext).

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Automatische Kreditlinien und ihr finanzieller Effekt

Die Studie zeigt, dass Banken ihren Kunden zunehmend höhere Kreditlimits einräumen, ohne dass diese eine Erhöhung anfordern. Diese automatischen Anpassungen summieren sich mittlerweile auf mehr als 40 Milliarden Dollar pro Quartal.

Viele Verbraucher nutzen den zusätzlichen Spielraum sofort. Die Forscher beobachteten, dass die revolvierenden Kreditkartensalden im Anschluss durchschnittlich um rund 30 Prozent steigen. Dies deutet darauf hin, dass algorithmische Entscheidungen ein bislang unterschätzter Auslöser für steigende Verschuldung sind.

Revolvierende Kredite erlauben es, wiederkehrend Geld abzurufen und zurückzuzahlen, solange das vereinbarte Limit nicht überschritten wird. Genau diese Konstruktion führt laut den Finanzwissenschaftlern dazu, dass Schuldenspiralen leichter entstehen.

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KI als Beschleuniger für Kreditvergabe

Banken, die öffentlich verstärkt auf Künstliche Intelligenz setzen, sind laut Analyse besonders aktiv bei der automatisierten Anpassung von Kreditlinien. Rund ein Drittel aller offenen Kreditkartenschulden in den USA existiert demnach nur aufgrund solcher Limit-Erhöhungen. Bei Verbrauchern mit niedrigen Kredit-Scores steigt der Anteil sogar auf etwa 60 Prozent.

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Ein Blick nach Großbritannien und Kanada

Andere Länder zeigen, dass es auch anders geht. In Großbritannien und Kanada sind automatische Anpassungen der Kreditlimits nicht erlaubt. Jede Änderung erfordert die ausdrückliche Zustimmung der Kunden. Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass ein solches Verfahren in den USA das Wohl der Verbraucher spürbar verbessern würde.

Eine verpflichtende Einwilligung könnte die Höhe revolvierender Schulden senken und den Anteil des Einkommens reduzieren, der für Zinszahlungen aufgebracht werden muss. Gleichzeitig erwarten die Experten nur geringe Auswirkungen auf die grundsätzliche Verfügbarkeit von Krediten.

Die Untersuchung, an der auch Autorenteams des King’s College London beteiligt waren, liefert erstmals quantitative Einblicke in die Wirkung automatisierter Kreditlinien-Erhöhungen. Sie macht deutlich, wie stark KI-gestützte Prozesse Einfluss auf die finanzielle Gesundheit privater Haushalte nehmen können.

Die Forscher betonen, dass strengere Kontrollen der Kreditvergabe ein wichtiges Instrument sein könnten, um Verbraucher zu schützen und übermäßige Verschuldung einzudämmen.

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig joined the IT Verlag team as an online editor in May 2020. (pd)
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