Konflikt zwischen United Internet und Telefónica eskaliert

Der Streit über die Kosten zur Nutzung des Mobilfunknetzes von Telefónica Deutschland (O2) durch den Konkurrenten 1&1 Drillisch verschärft sich. 1&1 und dessen Mutterkonzern United Internet werfen der Tochter des spanischen Konzerns Telefónica vor, die Kosten für die Nutzung des Mobilfunknetzes bereits ab Juli vor Abschluss der laufenden Verhandlungen erheblich erhöht zu haben.

Telefóncia Deutschland weist den Vorwurf zurück und sieht die Preiserhöhung durch Verträge und Vereinbarungen gedeckt.

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Da 1&1 und United Internet offenbar nicht damit gerechnet haben, mussten beide Unternehmen am Samstag die Prognose für das operative Ergebnis im laufenden Jahr senken. Sie sehen zudem die Gefahr weiterer Gewinnrückgänge in den kommenden Jahren.

Telefónica und 1&1 Drillisch streiten bereits seit längerem über die Preise für die Bereitstellung von Mobilfunkkapazitäten. Diese muss Telefónica Deutschland unter anderem als eine Auflage der Fusion mit E-Plus bereitstellen.

«1&1 Drillisch hält die von Telefónica ab 1. Juli 2020 geforderten Vorleistungspreise für nicht in Übereinstimmung mit den Selbstverpflichtungen von Telefónica unter der Freigabeentscheidung der EU-Kommission zum Zusammenschluss mit E-Plus», hieß es. Zudem liegen die Preise nach Darstellung von United Internet nicht im Rahmen des bisher bestehenden sogenannten MBA MVNO-Vertrags (Mobile Bitstream Access – Mobile Virtual Network Operator) mit Telefónica.

Hier laufe seit Juli die erste fünfjährige Verlängerungsphase, auch wenn es noch keine Einigung über Preise gibt. Der in Montabaur beheimatete Konzern United Internet hält die in Rechnung gestellten Vorleistungspreise für Juli und August für nicht angemessen und will dagegen vorgehen. 1&1 stehe auch im Austausch mit der EU-Kommission.

In München, wo Telefónica Deutschland sitzt, sieht man das anders. Die 1&1 im Juli und August in Rechnung gestellten Preise basierten auf Grundlage des bestehenden Vertrags zur Nutzung des Mobilfunknetzes. «Dieser Vertrag wurde von 1&1 Drillisch im Dezember 2019 verlängert», teile Telefónica Deutschland am Sonntag auf Anfrage mit. Daher sei dies 1&1 seit langem bekannt.

Ebenso wie 1&1 Drillisch behalte sich auch Telefónica Deutschland ihrerseits Maßnahmen zur Wahrung ihrer Rechte vor. Genau wie die Leistungserbringung sei auch die Rechnungstellung nicht einfach auszusetzen, nur weil beide Parteien in Verhandlungen zu einer längerfristigen Nutzung im Rahmen einer sogenannten National Roaming Vereinbarung stehen. Innerhalb dieser soll die Nutzung des Mobilfunknetzes so lange geregelt werden, bis 1&1 selbst ein leistungsfähiges 5G-Netz aufgebaut.

Der Ausgang der laufenden Verhandlungen habe auch Auswirkungen auf den von 1&1 Drillisch geplanten Aufbau eines 5G-Netzes, hieß es bei United Internet weiter. Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica sowie 1&1 Drillisch haben für entsprechende Frequenzen des 5G-Netzes Milliarden auf den Tisch gelegt. Beim Ausbau ist Kooperation zwischen den Wettbewerbern gefragt, doch daran hakte es zuletzt. Anders als die Wettbewerber verfügt die United-Internet-Tochter 1&1 Drillisch bisher noch nicht über ein eigenes Mobilfunknetz. Da einige 1&1-Frequenzblöcke erst in einigen Jahren bereitstehen werden, mietet das Unternehmen bis dahin welche von Telefónica.

United Internet und die Tochter 1&1 senkten wegen der Preiserhöhung die Prognosen. So erwartet das im MDax notierte Unternehmen United Internet beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im laufenden Jahr einen Rückgang auf 1,18 Milliarden Euro – und damit rund 86 Millionen Euro weniger als bisher. Bislang hatte das Unternehmen mit einem Ebitda von ungefähr 1,266 Milliarden Euro und damit auf Vorjahreshöhe gerechnet. «Außerdem wird es auch in den Folgejahren zu hohen Ergebnisrückgängen kommen, sollten die von Telefónica geforderten Preise dauerhaft anwendbar sein.»

Für die im SDax notierte Tochter 1&1 Drillisch wurde die Ebitda-Prognose für 2020 vorsorglich auf etwa 600 Millionen reduziert. Hier wurde bisher ein Wert in Vorjahreshöhe von 683,5 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Auch hier drohen in den Folgejahren weiter sinkende Ergebnisse, sollte sich Telefónica Deutschland mit den Preisvorstellungen durchsetzen.

dpa

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