Sicherheitslücken durch SSL/TLS-Entschlüsselung

Schloss Sicherheit Vectra Networks weist auf Risiken von SSL/TLS-Entschlüsselung und Deep-Packet-Inspection durch konventionelle IT-Sicherheitslösungen hin. So hat US-Cert (U.S. Computer Emergency Readiness Team) eine Warnung herausgegeben, dass das gängige Verfahren zum Abfangen von HTTPS (HTTPS Interception) die Sicherheit der Transportschicht (TLS) schwächt.

Da die Verschlüsselung zum Schutz der Privatsphäre immer häufiger genutzt wird – auch von Kriminellen – hat die Sicherheitsindustrie reagiert, indem sie SSL-Sitzungen (Secure Socket Layer) abfängt und entschlüsselt, um eine Deep-Packet-Inspection (DPI) durchzuführen.

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Sichere Web-Gateways, Firewalls, Intrusion-Detection- und Prevention-Systeme sowie Data-Loss-Prevention (DLP)-Lösungen haben eines gemeinsam: Sie fangen den SSL- oder TLS-verschlüsselten Datenverkehr ab und entschlüsseln diesen, um die DPI durchzuführen und so Bedrohungen identifizieren zu können. Dadurch steigt aber das Risiko der Verwundbarkeit in einer an sich sicheren Architektur.

„Die Nutzer sind sich dessen oft nicht bewusst und haben ein falsches Sicherheitsgefühl. Der Client-Browser kann nämlich nur die sichere Kommunikation mit dem nächsten Rechner verifizieren, mit dem er kommuniziert. Die meisten Geräte gehen davon aus, dass der nächste Computer das endgültige Ziel ist, aber es könnte nur ein Netzwerkgerät sein, das SSL-Verkehr überprüft“, erklärt Gérard Bauer, Vice President EMEA bei Vectra Networks. „Der Browser bestätigt nur, dass er mit einem System kommuniziert, das ein Zertifikat bereitstellt, aber nicht, was dieses System tatsächlich ist.“

Der jeweilige Computer überprüft, ob er mit dem gewünschten Empfänger kommuniziert, indem er das beiliegende Zertifikat und das System, das es ausgestellt hat, untersucht. Dabei besteht aber die Gefahr, dass ein Angreifer ein solches Zertifikat erstellt oder ein gestohlenes Zertifikat verwendet. Einige Browser, wie etwa Microsoft Internet Explorer, erlauben es nicht einmal, ein Zertifikat anzusehen, bevor man es akzeptiert hat. Daher ist es sogar für das Sicherheitsteam schwierig festzustellen, ob die Verbindung wirklich sicher ist.

Zusätzlich zu den potenziellen Sicherheitslücken, haben das Abfangen und das Inspizieren von SSL-Verkehr (SSL Inception & SSL Inspection) erhebliche Auswirkungen auf die Performance, wie von NSS Labs getestet wurde. Im Durchschnitt kam es bei den sieben Next-Generation-Firewalls, die von NSS Labs getestet wurden, zu Leistungseinbußen von etwa 74 Prozent bei 512-Bit und 1.024-Bit sowie etwa 81 Prozent Verlust bei 2.048-Bit. Je besser die Verschlüsselung ist, desto höher sind die Leistungseinbußen.

Das Abfangen und Inspizieren von SSL-Verkehr durch konventionelle IT-Sicherheitsprodukte passt nicht zu unserer heutigen IT-Welt, in der Datenverkehr zugunsten von Privatsphäre und Sicherheit zunehmend verschlüsselt wird. Ein moderner Sicherheitsansatz hingegen macht es nicht erforderlich, SSL-Verkehr entschlüsseln, um Bedrohungen oder Angriffe zu identifizieren.

Die althergebrachte Methode von DPI funktioniert durch das Öffnen der Datenpakete, um bestimmte Inhalte zu identifizieren, wie etwa spezifische Daten für DLP oder Malware. Dies geschieht am Netzwerkperimeter, an dem der Verkehr zwischen den Benutzern und den Internet-Zieladressen ein- und ausgeht.

„Ein besserer Ansatz besteht darin, den Netzwerkverkehr auf ungewöhnliche Aktionen und Verhaltensweisen von Cyberangreifern hin zu überwachen, anstatt den Verkehr auf Malware hin aktiv zu untersuchen“, so Gerard Bauer. „Zeitgemäße Sicherheitslösungen identifizieren laufende Cyberangriffe ohne Entschlüsselung von SSL- oder TLS-Verkehr. Künstliche Intelligenz (KI) in Form von maschinellen Lernalgorithmen überwacht dabei den Netzwerkverkehr, um winzige Schwankungen in Protokollen wie HTTPS, HTTP und DNS zu erkennen und zu analysieren. Wenn zusätzliche Schichten von Befehls- und Kontrollkommunikation darin verborgen sind, wird dies angezeigt.“

Diese Erkennung funktioniert für alle Stufen des Angriffszyklus, einschließlich Aufklärung, seitlicher Bewegung im Netzwerk und dem Ausleiten von Daten (Exfiltration). Der moderne Ansatz zur Erkennung von Cyberangriffen bietet nicht nur Einblicke in das Verhalten des Angreifers im verschlüsselten Verkehr. Sicherheitsteams profitieren auch von einer höheren Wahrscheinlichkeit der Erkennung über den gesamten Angriffszyklus.

Sicherheitsmodelle, die auf Perimeter-Erkennung basieren, beschränken sich darauf, das anfängliche Eindringen ins Netzwerk und jede mögliche ausgehende Command-and-Control-Kommunikation zu identifizieren. Allerdings spielen sich die meisten Cyberangriffe im Inneren des Netzwerkperimeters, also innerhalb der Netzwerkgrenzen, ab. Durch die Überwachung des Verhaltens der Angreifer auf allen Hosts im Netzwerk kann Vectra den Fortschritt eines Angriffs erkennen.

„Im Falle des klassischen DPI-Ansatzes am Perimeter müssen die Angreifer nur einmal erfolgreich sein, während die Verteidiger jedes Mal erfolgreich sein müssen“, fasst Gerard Bauer abschließend zusammen. „Wird hingegen künstliche Intelligenz eingesetzt, um die Verhaltensweisen der Angreifer zu identifizieren, auch im verschlüsselten Verkehr, müssten die Verteidiger nur einen Teil des Angriffs erkennen und können die Attacke stoppen.“

www.vectranetworks.com

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