Neues Sicherheitszentrum gegen Cyberattacken eröffnet

Trojaner, Spam-Mails und versuchter Datendiebstahl: Berlins IT-Netz ist täglich Ziel von Angriffen. Deren Abwehr ist auch eine Art Wettlauf um die modernste Technik und die klügsten Köpfe.

Berlin hat im Kampf gegen Cyberattacken aus dem Internet aufgerüstet: Ein neues, «Security Operations Center» genanntes Sicherheitszentrum soll dazu beitragen, Hackerangriffe auf das Landesnetz noch effektiver zu erkennen und abzuwehren und damit sensible Daten auch der Bürgerinnen und Bürger zu schützen.

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Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) eröffnete den Leitstand in einem Hochsicherheitsbereich des Berliner IT-Dienstleistungszentrums (ITDZ) am Mittwoch mit einem symbolischen Knopfdruck. Experten überwachen dort rund um die Uhr das IT-Landesnetz, reagieren auf unerlaubte Zugriffsversuche und koordinieren behördenübergreifend Gegenmaßnahmen.

Laut ITDZ wurden zuletzt rund 15 Millionen digitale Angriffsversuche pro Jahr auf Berliner Behörden registriert. Pro Monat würden mehr als 530 000 Spam-Mails entdeckt, die Systeme fluten und damit lahmlegen können, sowie rund 3000 Mails mit schädlichen Computerviren.

Die Tendenz all dieser Attacken, bei den es auch um Datendiebstahl oder Erpressung gehe, sei steigend, schilderte ITDZ-Vorstand Marc Böttcher. «Gefahren durch Hackerangriffe, Schadprogramme und Sicherheitslücken nehmen seit Jahren zu.» Daher müssten auch Systeme der IT-Sicherheit kontinuierlich angepasst und immer auf neuestem Stand gehalten werden.

Giffey sagte, das neue Zentrum erhöhe Qualität, Professionalität und Reaktionsfähigkeit bei der Cyberabwehr noch einmal deutlich. Dies sei auch ein wichtiger Schritt im Hinblick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine.

«Der Krieg wird nicht nur mit analogen Waffen geführt, er wird auch im Netz geführt. Er wird auch geführt mit Angriffen auf die digitale Infrastruktur», sagte die Politikerin. «Und deswegen ist es umso wichtiger, dass wir uns darauf einstellen, dass auch die Bundeshauptstadt Berlin besonderen Sicherheitsattacken im Netz ausgesetzt ist.»

Bislang wurden nach Angaben des ITDZ indes noch keine gezielten Cyberangriffe Russlands auf die Berliner Landesverwaltung entdeckt. Die Bedrohungslage sei momentan «abstrakt erhöht», hieß es. Das könne sich aber jederzeit ändern.

Der Erfolg bei der Cyberabwehr besteht im Wesentlichen darin, dass Attacken keinen Erfolg haben, also nichts passiert. Wie groß die Folgen gelungener Angriffe sein können, zeigte sich 2019, als ein sogenannter Trojaner im Computersystem das Berliner Kammergericht für längere Zeit lahmlegte und dessen Arbeit behinderte. 500 Computer mussten ausgetauscht werden.

Bei dem Berliner Verwaltungsnetz, an das die Behörden des Landes, Gerichte, Polizei oder Feuerwehr angeschlossen sind, handelt es sich laut ITDZ um das größte kommunale Kommunikationsnetz in Deutschland. Es umfasst mehr als 1100 Kilometer Kabel sowie Zehntausende Computer und Telefone.

Das landeseigene ITDZ betreut nur einen Teil davon. Der Anteil soll aber wachsen, um mehr Zentralisierung und Standardisierung in den technischen Prozessen zu erreichen. Das soll auch dabei helfen, die Digitalisierung der Verwaltung voranzutreiben. Dabei liegt noch so manches im Argen.

dpa

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