Kommentar

NATO-Vorstoß in Sachen offensiver Cyber-Kriegsführung

Die NATO soll gerade dabei sein, Leitlinien zur Cyber-Kriegsführung für die Militärs zu entwickeln. Darin soll auch enthalten sein, wann und unter welchen Umständen es gerechtfertigt sei, Cyberangriffe und Waffen weitreichender einzusetzen. Ein Kommentar von Bill Evans, One Identity.

„Soeben hat die NATO einen erneuten Vorstoß in Sachen Cyber-Kriegsführung und Planung veröffentlicht. Man will hinsichtlich staatlich finanzierter Hackerangriffe wirksame Antworten finden. Statt reiner Verteidigung sollen dazu auch Cyberattacken dienen, die geeignet sind, feindliche Netzwerke außer Gefecht zu setzen. Bereits 2014 hatte die NATO verlautbart, dass das Netz und die Cybersicherheit ebenso Bestandteil der Kampfführung seien wie die zu Lande, in der Luft und zu Wasser. Allerdings hat sich die NATO bezüglich der Details einer potenziellen Cyberkriegsführung bisher nicht in die Karten sehen lassen.

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Auf der einen Seite ist es wahrscheinlich bereits höchste Zeit seitens einer Allianz wie der NATO die Cyber-Kriegsführung sowohl in ihre defensive wie offensive Planung mit einzubeziehen.

Was die defensive Planung anbelangt ist das ohnehin schon geschehen, der offensive Part stand bislang noch aus. Egal, wie man darüber denken mag, die Gegner der NATO haben solche Pläne längst und setzen sie auch um. Aber natürlich birgt eine solche Strategie Risiken. Im Gegensatz zu sogenannten „Smart Bombs“, mit denen sich der Schaden auf bestimmte Areale des Luftraums oder eine feindliche Stellung begrenzen lässt, sind Cyberangriffe sehr viel unspezifischer. Nehmen wir als Beispiel einen Cyberangriff auf die Stromversorgung einer feindlichen Stellung. Sicherlich wird davon die feindliche Stellung betroffen sein, es ist aber kaum auszuschließen, dass auch nahegelegene Krankenhäuser oder andere Einrichtungen des zivilen öffentlichen Lebens ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Sicherlich nichts was die NATO aus moralischer Selbstgefälligkeit in Kauf nehmen wollen würde.

Es ist mithin zu erwarten, dass sich die Cyber-Kriegsführung ebenso spezifiziert wie das bei der Waffentechnologie und Kriegsführung innerhalb der letzten 50 Jahre insgesamt geschehen ist. Stand heute sollte man sich allerdings ernsthaft Gedanken machen, ob eine offensive Cyber-Kriegsführung seitens der NATO einen potenziellen Kollateralschaden wirklich rechtfertigt.“

  

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