Treiber einer schönen neuen Blockchain-Welt

Stellen Sie sich für einen Moment vor, Sie würden in die späten 1980er und frühen 90er Jahre zurückversetzt – das Internet stieß da gerade einen systemischen Wandel an, der irgendwann unsere gesamte Lebensrealität, allen voran unsere Arbeitswelt umkrempeln sollte. Nicht jeder hat das damals kommen sehen, viele waren skeptisch, wie dieser Newsweek-Artikel anschaulich zeigt. 

Möglicherweise erleben wir heute einen ähnlichen Moment, da immer mehr Menschen in verschiedenen Branchen das Potenzial von Blockchain-Technologien aufzeigen, die eine ganz ähnliche Entwicklung mit sich bringen könnten.

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Die Blockchain-Technologie schafft eine Möglichkeit, Daten zu erfassen und zunehmend komplexe Geschäftsprozesse, wie intelligente Verträge, in einer kryptographisch gesicherten Umgebung abzubilden, ohne dass ein Zwischenhändler oder irgendeine Institution als Vermittler fungieren muss. Sie besteht aus sequentiellen, ständig wachsenden, mit Zeitstempel versehenen Datensätzen, die in Blöcken gruppiert und von vielen Teilnehmern verwaltet werden. Statt einer Bank, die die Aufzeichnungen über Ihren Kontostand verwahrt, hat hier also jeder Kunde eine Rolle bei der Pflege einer dezentralen Hauptbuchhaltung inne. Niemand hat die alleinige Kontrolle über das System – es ist wirklich “Peer-to-Peer” – und die Daten existieren an mehreren Orten gleichzeitig. Alle Blöcke hängen voneinander ab, was eine Manipulation der Datensätze unwirtschaftlich und auch aus technischen Gründen praktisch unmöglich macht. Alle Änderungen am Block werden genau nachvollzogen und müssen von der Mehrheit der Blockkette genehmigt werden. Dieser Prozess schafft ein sichereres System von Transaktionen, das sicherstellt, dass alle Änderungen richtig und genau sind.

Die Blockchain-Technologie an sich stammt aus der Welt der Kryptowährungen. Trotzdem erforschen viele Unternehmen, wie sie Blockketten nutzen können, um ihr Geschäft zu transformieren, effizientere Märkte zu schaffen oder neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Im Bereich der Finanzdienstleistungen die Blockchain beispielsweise das Potenzial, den für die Abwicklung von Transaktionen notwendigen Zeitraum von mehreren Tagen auf nur wenige Sekunden zu verkürzen. Auch lassen sich per Blockchain Prüfungsprozesse einfacher gestalten und Verhandlungen generell beschleunigen. Darüber hinaus kann die Technologie eingesetzt werden, um die Konfliktfreiheit von Diamanten zu garantieren, Produktfälschungen per IoT-Anwendung zu enttarnen und die Herkunft eines Produkts von der Entstehung bis zur Auslieferung zuverlässig nachzuvollziehen. Unternehmen setzen schon heute im Kampf gegen Fälschungen, bei der Sicherung ihrer Lieferketten und beim Schutz von Gesundheitsinformationen auf die Blockchain. Bereits jetzt akzeptieren Unternehmen wie Overstock und Paypal Zahlungen mit Blockchain-basierten Kryptowährungen.

Was ist eine Blockchain?

Die Blockchain ist im Kern eine dezentralisierte Datenbank. Datensätze in jedem Block werden durch einzigartige Algorithmen verifiziert, die jedem Block einen Hash – also eine einzigartige Kombination aus Buchstaben und Zahlen zuweisen. Es ist der Hash, der die Informationen auf dem gemeinsamen Auftragsbuch sichert und verschlüsselt. Wenn Informationen innerhalb des Blocks verändert werden, erzeugt der Algorithmus nicht mehr die richtige Zahlenfolge. Die Hashes werden laufend auf ihre Richtigkeit überprüft und die einzelnen Blöcke zu einer Blockkette zusammengefasst. Durch die Verknüpfung dieser Hashes können die auf der Blockchain gespeicherten Informationen nicht manipuliert werden, es sei denn, es wird eine ganze Kette neu geschrieben, bevor ein neuer Block eingegeben wird. Dies würde einen beispiellosen Rechenaufwand erfordern, der derzeit weder wirtschaftlich noch technisch umsetzbar ist. Dieser kontinuierliche Verifizierungsprozess wird von allen Mitgliedern der Blockkette durchgeführt.

Stellen Sie sich vor, dass es für eine Gattung oder Anlageart nur ein Auftragsbuch gibt. Anstatt dass ein einzelner Broker oder ein Investmenthaus sein firmeneigenes Auftragsbuch aktualisieren muss und darauf angewiesen ist, dass die Gegenparteien ihre eigenen Aufzeichnungen ebenso genau abgleichen, erfolgt alles automatisch. Die Kunden haben so Transparenz und volle Sicherheit über die Geschäfte, die in ihrem Namen getätigt werden. Fehler werden allein schon dadurch reduziert, dass weniger Parteien involviert sind. Dadurch könnten auch Betrugsmaschen wie Schneeballsysteme verhindert werden.

Eine weitere Einsatzmöglichkeit von Blockchain, die viele Investoren anzieht, sind intelligente Verträge – automatisierte Protokolle, bei denen die Vertragsbedingungen direkt in Codezeilen eingebettet sind. Der Code und die Vereinbarungen sind in der Blockkette vorhanden, so dass Vertragsabschlüsse automatisch und sicher ausgeführt werden können.

Dies ermöglicht Peer-to-Peer-Transaktionen zwischen Personen oder Organisationen, die dafür derzeit noch auf komplexe und teure Dienstleistungen eines Vermittlers angewiesen sind. Ein großer Teil der Investitionen in Blockchain-Technologie im Finanzdienstleistungssektor konzentriert sich deshalb auf intelligente Verträge, da sie die Zeit, die Kosten und den Aufwand des Handels dort reduzieren können. Dazu gehört auch der Bereich des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs, wo McKinsey schätzt, dass sich per Blockchain dank schnelleren Transaktionen und niedrigere Kosten erstaunliche 50 bis 60 Milliarden Dollar pro Jahr einsparen lassen. Prozesse, die heute noch Tage oder gar Wochen dauern, könnten so in wenigen Minuten oder Sekunden abgeschlossen werden. So wie es für jemanden bis zur Erfindung von Ride-Sharing-Services nicht rentabel war, einen Sitz in seinem Auto zu vermieten, könnte die Blockchain völlig neue Geschäftsmodelle im Dienstleistungssektor schaffen.

Die Notwendigkeit einer höheren Energieeffizienz und geringerer Kosten

Die Skalierbarkeit ist eine wichtige Obergrenze für aktuelle Blockchain-Implementierungen. Sie macht es noch schwierig, die Technologie etwa im großen Maßstab für den Zahlungsverkehr zu nutzen. So verarbeitet VISA beispielsweise 1.667 Transaktionen pro Sekunde. Bitcoin hat dagegen nur eine Kapazität von 3-4 Transaktionen pro Sekunde, Ethereum unterstützt bis zu 15 Transaktionen pro Sekunde. Noch problematischer ist aber, dass Blockchain-Ketten heute enorme Mengen an Strom benötigen.

So gehen Schätzungen davon aus, dass das Bitcoin-Netz für die Verarbeitung von 3 bis 4 Transaktionen pro Sekunde jährlich 32 Terawattstunden Strom benötigen würde – das entspricht in etwa dem jährlichen Stromverbrauch von Dänemark. Eine Skalierung von Blockchain auf ein Kreditkartennetz ist deshalb derzeit weder aus technischer Sicht möglich noch aus energiepolitischer Perspektive sinnvoll.

Um Blockchain und andere Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz, erweiterte und virtuelle Realität zu ermöglichen, muss die Halbleiterindustrie neue Wege finden, um Prozessoren zu entwickeln, die mehr Leistung liefern und trotzdem effizienter arbeiten. Vom 3D-Chip-Stacking bis hin zum besseren Schaltungsdesign stellen sich die Ingenieure diesen Herausforderungen. Hier machen CPUs und GPUs gewaltige Fortschritte. Diese Fortschritte werden durch innovative Architekturen, ein verbessertes Energiemanagement und neue Baugruppen erreicht. Je häufiger Blockchain-Technologie auf diesen weit verbreiteten Prozessoren Einsatz findet, je mehr Anwender sich für das Konzept begeistern können, desto intensiver werden sich Wissenschaftler und Entwicklungsabteilungen auf die Verbesserung von Leistung und Effizienz in diesem Bereich fokussieren.

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Die Kraft der Blockchain freisetzen

Auch wenn wir uns noch in einem frühen Stadium der Blockchain bewegen, sind die mit ihr verbundenen Aussichten faszinierend. Der Branchenexperte Don Tapscott hält die Technologie für einen echten Paradigmenwechsel. Seiner Ansicht nach könnte die Blockchain die Weltwirtschaft revolutionieren, indem sie das Spielfeld unabhängig vom wirtschaftlichen Status der Teilnehmer ebnet und neue Möglichkeiten der Wertschöpfung schafft.

Eine nicht manipulierbare, dezentralisierte Buchhaltung und intelligente Verträge, die die Finanzindustrie besser machen, sind nur der Anfang. Zum Beispiel hat Blockchain das Potenzial, einen sicheren lebenslangen Austausch von Krankenakten zu ermöglichen, die Schwierigkeiten bei der Implementierung von elektronischen Krankenakten zu überwinden und die Gesundheitsversorgung für alle zu verbessern. Als exakt nachvollziehbares Aufzeichnungssystem könnte Blockchain alle Gesundheitsakten einer Person nachverfolgen, zusammenfassen und so zu jedem Zeitpunkt ein chronologisches und vollständiges Bild der Versorgung abbilden.

Es ist eine schöne neue Welt, die wir mit der Blockchain schaffen können, wenn wir es schaffen, die Leistungs-, Effizienz- und Kostenherausforderungen beim mit dieser Technologie einhergehenden Energiebedarf zu lösen. Durch intelligente technische Planung und ein echtes Engagement für Energieeffizienz kann die Halbleiterindustrie eine wichtige Rolle bei der Förderung des Wachstums der Blockchain und anderen fortschrittlichen Technologien spielen.

Mark PapermasterMark Papermaster, Chief Technology Officer – Senior Vice President Technology & Engineering, AMD
 

 

  

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