Six Thinking Hats im IT-Projektmanagement

Six Thinking HatsDie digitale Vernetzung in den unterschiedlichsten Bereichen der Wirtschaft und des täglichen Lebens wird für die IT zu einer immer größeren Herausforderung. IT-Lösungen werden längst nicht mehr in isolierten Räumen, sondern im stetigen Dialog mit Spezialisten und Anwendern entwickelt.

Ganzheitliche, integrative Konzepte können nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn die unterschiedlichsten Betrachtungsebenen auf ein Problem oder ein Projekt umfassend gewürdigt und berücksichtigt werden. Durch das Vordringen der IT in immer neue Lebensbereiche wachsen aber auch die Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit und die Bereitschaft der Entwickler, sich kreativen Diskussionen zu stellen. Damit diese Gesprächsrunden nicht in zeitraubenden und letztendlich fruchtlosen Meetings enden, wurden Kreativtechniken entwickelt, mit denen erstaunliche Erfolge erzielt werden. Eine dieser bewährten Methoden ist das von Edward de Bono 1986 entwickelte Six Thinking Hats-Modell.

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Wie funktioniert die Six Thinking Hats Methode?

Die Six Thinking Hats-Technik basiert auf der Erkenntnis, dass eine erfolgreiche Problemlösung nur dann möglich ist, wenn eine Aufgabenstellung aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachtet wird. Diese differenzierten Betrachtungs- und Denkweisen werden bei de Bono durch sechs verschiedenfarbige Hüte symbolisiert, die in schneller Folge unter den Diskussionsteilnehmern ausgetauscht werden. Auf diese Weise kommt jeder der Anwesenden einmal in die Lage, eine fest definierte Position einnehmen zu müssen.

Dieses Rollenspiel verhindert nicht nur, dass eine bestimmte Sichtweise die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Problem dominiert, sondern auch, dass die Argumente von weniger durchsetzungsstarken Akteuren untergehen. Die Methode erfordert von allen Teilnehmern die Bereitschaft und die Fähigkeit, sich auf Denkweisen einzulassen, die nicht unbedingt die eigene Einstellung widerspiegeln. Durch den stetigen Wechsel der Hüte und die damit verbundene Änderung des Blickwinkels steigt das Verständnis für die Komplexität der Aufgabenstellung und die Bereitschaft, andere als die eigenen Argumente zu berücksichtigen. Die Methode ermöglicht eine offene Diskussion, bei der parallele Denkansätze am Ende zu einer einheitlichen Linie verschmelzen, die zu einer umfassenden Lösung des Problems führt.

Bewährte Technik mit zahlreichen Vorteilen

Die Vorteile der Methode liegen nicht nur in ihrer unkomplizierten und kostengünstigen Umsetzung, sondern auch in der hohen Effektivität. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass die Dauer von Entscheidungsprozessen mit der Six Thinking Hats-Methode um bis zu 50 % reduziert werden kann. Darüber hinaus wird das intellektuelle Potenzial der Teilnehmer erheblich stärker ausgenutzt. Dies führt ebenfalls zu einer beschleunigten Ideenfindung und Problemlösung.

Weitere positive Aspekte der Six Thinking Hats-Methode sind:

  • eine angst- und vorurteilsfreie Diskussionskultur
  • eine verbesserte Kommunikation unter den betroffenen Abteilungen
  • ein besseres Verständnis für die verschiedenen Sichtweisen
  • die Förderung von innovativen und unabhängigen Ansätzen
  • die Steigerung der Objektivität
  • die Optimierung des kreativen Potenzials
  • die Verbesserung der Kritikfähigkeit

Der Erfolg der Methode ist darauf zurückzuführen, dass den verschiedenen Farben der Hüte klar definierte Aufgaben und Standpunkte zugewiesen werden, die abwechselnd von jedem Teilnehmer einmal ausgefüllt und vertreten werden müssen.

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Sechs Farben – sechs Standpunkte

Den sechs Farben der Hüte, welche übrigens auch Buttons oder andere Unterscheidungsmerkmale sein können, werden bestimmte Standpunkte zugeordnet, die für die Problemlösung relevant sind.

Der weiße Hut

Der Träger des weißen Hutes beschreibt den Ist-Zustand aus seiner spezifischen Sicht. Auf diese Weise wird die aktuelle Situation ebenso umfassend wie objektiv beschrieben. So entsteht ein neutraler Blick, der die Analyse des Problems erleichtert.

Der rote Hut

Der Träger des roten Hutes hat die Chance, seine subjektive Sicht auf die Dinge darzustellen. Positive wie negative Emotionen können bei dieser Gelegenheit angesprochen werden, ohne dass dafür eine Rechtfertigung verlangt wird.

Der schwarze Hut

Der schwarze Hut steht für alle negativen und kritischen Aspekte einer Aufgabe. Sein Träger darf nach Herzenslust Schwarzmalerei betreiben, muss dabei aber sachlich, fair und objektiv bleiben.

Der gelbe Hut

Wer den gelben Hut aufhat, der darf sich den Möglichkeiten und Chancen des Projektes widmen. Realistische Ziele und all die positiven Aspekte, die das Vorhaben beflügeln können, werden unter dem gelben Hut formuliert. Hier sind begründeter Optimismus und realisierbare Visionen gefragt.

Der grüne Hut

Der grüne Hut verleiht seinem Träger das Recht, zu träumen und nach Alternativen zu suchen, die auf den ersten Blick utopisch und wenig realistisch sind. Die unter dem grünen Hut formulierten Gedanken sollen dazu dienen, den kritischen Einschätzungen des schwarzen Hutes eine optimistische Sicht der Dinge entgegenzusetzen, die dazu führen kann, ganz neue Perspektiven zu entwickeln. Kritik an den Äußerungen des grünen Hutes ist nicht erwünscht bzw. erlaubt.

Der blaue Hut

Der Träger des blauen Hutes hat die Aufgabe, die Runde zu moderieren, zu leiten und die Ergebnisse der Diskussion zusammenzufassen. Der blaue Hut kann während der Zusammenkunft von verschiedenen oder nur von einer Person getragen werden. Sein Träger hat stets das letzte Wort, wenn es um die Organisation der Versammlung geht.

Fazit: Six Thinking Hats als Lösungsansatz für komplexe Sachverhalte

Gerade in der IT, in der komplexe Probleme mit den unterschiedlichsten Beteiligten gelöst werden müssen, bietet die Six Thinking Hats-Methode vielfältige Chancen und Möglichkeiten. Tipps und Handlungsanweisungen, wie die Technik effektiv angewendet werden kann, sind auf zahlreichen Seiten im Internet und in der einschlägigen Fachliteratur zu finden.

Chris BrüggerChris Brügger ist einer der Geschäftsführer der Denkmotor GmbH. Er hat langjährige Erfahrung als Innovationsberater und Kreativitätstrainer und ist Autor verschiedener Bücher rund um die Themen Innovation, Kreativität und Simplicity. In seinen Seminaren und Workshops hilft er Geschäftsführern und ihren Teams, eingefahrene Strukturen aufzubrechen und den Blick über den Tellerrand zu wagen. Er versichert: „Kreativität kann manchmal ganz einfach sein!“
 

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