„Always-On“-Kultur

Ständige Erreichbarkeit stresst Arbeitnehmer

Erreichbarkeit

Die moderne Arbeitswelt wird zunehmend von einer „Always-On“-Kultur geprägt. Was einst als Vorteil der Digitalisierung galt, entwickelt sich für viele Beschäftigte zu einer Belastung.

Eine aktuelle Untersuchung von Twilio in Zusammenarbeit mit YouGov zeigt deutlich: Ständige Erreichbarkeit mindert die Konzentration, beeinträchtigt die Produktivität und erhöht den Wunsch nach klar abgegrenzten digitalen Ruhephasen.

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Unterbrechungen statt Fokus

Ein beträchtlicher Teil der befragten Arbeitnehmer empfindet den Druck, jederzeit online sein zu müssen. Besonders stark ausgeprägt ist dieses Gefühl bei Beschäftigten zwischen 26 und 45 Jahren, die sich zu fast der Hälfte verpflichtet sehen, sofort auf Nachrichten oder E-Mails zu reagieren.
Rund 40 Prozent der Befragten in Großbritannien gaben zudem an, dass Benachrichtigungen durch E-Mail oder Chat ihre Arbeit regelmäßig unterbrechen – bei den 51- bis 55-Jährigen sogar jeder Zweite. Damit wird deutlich: digitale Tools, die eigentlich zur besseren Zusammenarbeit gedacht sind, verwandeln sich häufig in Störfaktoren.

Die Studie zeigt auch, dass digitale Ruhezeiten zunehmend ein Kriterium bei der Arbeitgeberwahl sind. Fast die Hälfte aller Befragten betrachtet „geschützte Zeit“ ohne digitale Ablenkung als entscheidenden Faktor. Besonders zwischen dem 36. und 40. Lebensjahr steigt dieser Wert deutlich an. Unternehmen, die digitale Grenzen klar setzen, können sich dadurch einen Vorteil im Wettbewerb um Fachkräfte verschaffen.

Bevorzugte Ruhezeiten

Interessant ist, an welchen Tagen die Beschäftigten am liebsten digitale Unterbrechungen vermeiden würden:

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  • Am Freitag wünschen sich 44 Prozent ungestörte Arbeitszeit, um die Woche konzentriert abzuschließen.
  • Am Wochenende erwarten 38 Prozent (Samstag) bzw. 42 Prozent (Sonntag) digitale Stille, was auf eine zunehmende Durchdringung der Freizeit durch berufliche Kommunikation hinweist.
  • Auch der Montag spielt eine Rolle: 29 Prozent möchten die Woche ohne Ablenkungen beginnen.

Jüngere Beschäftigte im Alter von 18 bis 25 Jahren äußern dagegen ein geringeres Bedürfnis nach digitaler Ruhe (21 Prozent). In der Altersgruppe Mitte 40 steigt die Zustimmung hingegen auf 44 Prozent. Lebenssituation und persönliche Verpflichtungen könnten hier entscheidend sein.

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Zwischen Produktivität und Überlastung

Twilio-Manager Sam Richardson bringt das Dilemma auf den Punkt: Technologien sollen die Arbeit erleichtern, dürfen aber nicht zu ständigen Störungen führen. Die Befragung verdeutlicht, dass moderne Kommunikationsplattformen zwar den Austausch beschleunigen, gleichzeitig aber Erwartungen an permanente Verfügbarkeit erzeugen – und damit Stress und Überforderung fördern.

Die Ergebnisse machen klar, dass Arbeitgeber gefordert sind, digitale Grenzen aktiv zu gestalten. Dazu gehört, feste Phasen für ungestörtes Arbeiten einzuführen und Mitarbeiter von der Erwartung permanenter Reaktionsbereitschaft zu entlasten.
Auch im Kundenkontakt gilt es, Kommunikationswege zu überdenken. Mitteilungen sollten relevanter, gezielter und außerhalb sensibler Zeiten sparsam eingesetzt werden. Nur so lassen sich Überlastung vermeiden und nachhaltige Arbeitsbedingungen schaffen.

Die Untersuchung von Twilio und YouGov zeigt, dass die digitale Arbeitswelt dringend ein Umdenken braucht. Wer klare Strukturen für digitale Auszeiten schafft, stärkt nicht nur die Konzentration und das Wohlbefinden der Beschäftigten, sondern gewinnt auch an Attraktivität im Wettbewerb um Talente.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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