Zwischen SAP-Beratung und Gravel-WM

Vollzeit im Fahrradsattel – und im Job

Bildquelle: Nagarro

Arbeit und Privatleben optimal zu verbinden, wird vielen Menschen immer wichtiger.  So wie Jade Treffeisen. Die 31-Jährige sitzt rund 18.000 Kilometer pro Jahr im Sattel und arbeitet als SAP Beraterin im Bereich Finance beim IT-Dienstleister Nagarro. Für 2023 hat sie sich sportlich wie beruflich viel vorgenommen – und wird dabei von ihrem Arbeitgeber und ihrem neuen Sponsor Canyon unterstützt.

Im Oktober hast du mit einem vierten Platz bei der ersten Gravel-WM auf dich aufmerksam gemacht. Ein besonders tolles Ergebnis vor dem Hintergrund, dass du vollzeitbeschäftigt bist.

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Jade Treffeisen: Der Erfolg bei der WM hat mich in jedem Fall darin bestärkt, dass sich Job und Radsport  miteinander verbinden lassen – wenn die Disziplin und die Rahmenbedingungen stimmen. Dazu gehört einerseits meine Chefin, die mich fördert und mir coole Projekt anvertraut. Andererseits trägt mein Trainer dazu bei, indem er meine Woche sportlich strukturiert und auf meine Bedürfnisse anpasst. So schaffe ich es, auf meine Kilometer zu kommen und mich fachlich weiterzuentwickeln.

Wie gestaltest du deinen Arbeitsalltag, um genug Zeit für den Radsport zu haben?

Jade Treffeisen: Ich bin Vollzeit bei Nagarro eingestiegen, habe meine Stelle aber zu Beginn diesen Jahres auf 80 Prozent reduziert und donnerstags frei. Ich habe zum Glück einen kurzen Arbeitsweg, Kundentermine vor Ort werden seit der Pandemie immer weniger, so finden viele Workshops auch häufig remote statt, außerdem und ich habe die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten. Je nach Saison und Projektphase fahre ich dann länger draußen Rad, gehe laufen und ins Fitnessstudio oder nutze für kürzere Intervalle den Rollentrainer. Vor allem im Sommer ist es natürlich viel einfacher, alles zu vereinbaren, weil es länger hell ist. Im Schnitt komme ich auf 14 Trainingsstunden pro Woche. Aber klar ist auch, dass die Arbeit in wichtigen Projektphasen vorgeht.

Wie viel Verständnis bekommst du im Job für diese Doppelbelastung?

Jade Treffeisen: Im Unternehmen arbeiten viele radsportbegeisterte Menschen. Nagarro engagiert sich sehr für das Radfahren, ist sogar neuer Partner des Radklassikers Frankfurt-Eschborn und geht mit einem eigenen Racing Team an den Start. Ich bin also hier genau an der richtigen Adresse. Meine Teamleiterin unterstützt mich und bestätigt mir, dass meine Performance stimmt, so bekomme ich im Gegenzug auch das notwendige Vertrauen. Das ist wirklich viel wert. Für Radrennen setze ich bisher meine Urlaubstage ein. Da die meisten Gravel-Rennen der UCI-Serie am Wochenende stattfinden, ist die Planung recht leicht. Wenn es aber mal eng wird, setzen wir uns zusammen und sprechen darüber.

Inwiefern hilft dir das Radfahren im Job?

Jade Treffeisen: Sobald ich auf dem Rad sitze, bekomme ich den Kopf frei! Ohne Trainingsplan würde ich wahrscheinlich öfter durcharbeiten – das Radfahren verschafft mir Pausen. Ich sehe es aber auch andersherum: Der Job erleichtert mir das Radfahren, weil er mir finanzielle Sicherheit gibt, auch für die Zukunft. Der Gender Pay Gap ist leider oft noch zu groß, um vom Profiradsport allein leben zu können, es sei denn, man fährt in einem der bekannten World-Tour-Teams. Gerade Frauen sichern sich daher oft durch eine akademische Ausbildung zusätzlich ab und kombinieren dann beides.

Die Ausbildung kam bei dir sogar vor der Leidenschaft zum Radsport.

Jade Treffeisen: Radfahren hat mich lange gar nicht interessiert. Mein Vater war immer sehr ambitioniert, jeden Familienurlaub sind wir wegen ihm irgendwelche Pässe angefahren; und mein Bruder war jedes Wochenende auf Wettbewerben unterwegs. Ich bin bis zu meinem Studium geritten und habe mich nur ab und zu aufs Rad gesetzt. Dann habe ich allerdings über meinen Bruder immer mehr Leute im Radsport kennengelernt. Unter anderem meinen Teamchef Micha Glowatzki, der mir damals ein Rad gestellt und mich animiert hat, einfach mal ein Rennen zu fahren – und so bin ich doch noch in die Szene gekommen.

Du hast dich dann dem Team „Embrace The World“ angeschlossen.  

Jade Treffeisen: Die Idee dahinter hat mich schnell überzeugt: Das Team fährt weltweit Radrennen und spendet das Preisgeld anschließend für gemeinnützige Projekte. Das ist in Deutschland einzigartig und gibt dem Radsport eine sinnvolle Komponente. Seitdem sie ein Frauenteam haben, starte ich für Embrace The World in der Bundesliga, nehme aber auch an UCI-Rundfahrten und Rennen im Ausland teil. Seit Jahresbeginn bin ich zusätzlich als Athletin bei Canyon unter Vertrag, was mir ganz neue Türen öffnet und eine große Chance für mich persönlich darstellt.

Welche Radrennen hast du für dieses Jahr geplant?

Jade Treffeisen: Ein Highlight wird sicher UNBOUND Gravel, das bekannte 200-Meilen-Rennen im Juni in Kansas, USA, wo ich gemeinsam mit Canyon hinreisen werde. Über die Teilnahme entscheidet jedes Jahr eine Lotterie, ich hatte Glück und wurde im Januar hineingelost. Außerdem möchte ich an verschiedenen Rennen der UCI-Gravelserie in Europa teilnehmen. Wenn dann noch Zeit ist, schiebe ich ein paar Straßenrennen ein. Gravel reizt mich momentan aber mehr – man kommt weg von der Straße in die Natur, hat weniger Autoverkehr um sich, und ist trotzdem schneller als auf dem Mountainbike unterwegs.

www.nagarro-es.com

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