Keine Entlastung für Freelancer

Modernisierungsagenda der Bundesregierung – Freelancer bleiben außen vor

Freelancer

Die Bundesregierung hat mit der „Modernisierungsagenda für Staat und Verwaltung“ den Plan vorgestellt, Ämter effizienter und digitaler zu gestalten. Ziel ist es, Bürokratie abzubauen, Verwaltungsleistungen zu digitalisieren und Bürger:innen sowie Unternehmen zu entlasten.

Auf den ersten Blick wirkt das nach einem Fortschritt. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich jedoch ein Problem: Freelancer und Selbstständige, die ohnehin agil, digital und innovationsfreudig arbeiten, bleiben weitgehend unberücksichtigt. Thomas Maas, CEO von freelancermap, kritisiert, dass die Lebensrealität von über 1,5 Millionen Menschen erneut ignoriert wird.

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Bürokratieabbau bleibt intern

Die geplanten Maßnahmen zielen vor allem auf interne Verwaltungsprozesse ab, während die alltägliche Belastung für freie Expert:innen unverändert bleibt:

  • One-in-two-out-Regel: Für jede neue bürokratische Vorschrift sollen zwei alte gestrichen werden. Diese Regel gilt jedoch nur für staatliche Prozesse, nicht für Freiberufler:innen.
  • Praxischecks: Bürokratische Hürden für Bürger:innen und Unternehmen werden überprüft. Selbstständige ohne Gewerbe werden nicht berücksichtigt.
  • Digitale Förderzentrale: Förderprogramme sollen zentral gebündelt werden, doch es bleibt unklar, ob Freelancer ohne Gewerbe Zugang haben.
  • One-Stop-Shop für Verwaltungsleistungen: Geplant ist eine zentrale Anlaufstelle für Behördengänge, ob freiberufliche Vorgänge wie Steueranmeldungen einbezogen werden, ist offen.
  • Genehmigungsfiktion: Eigentlich vorgesehen, um Anträge zu beschleunigen, taucht diese Option in der Agenda nicht auf – Freiberufler:innen müssen weiterhin zusätzliche Arbeit investieren, um Anträge nachzuverfolgen.

260 Stunden unbezahlte Mehrarbeit pro Jahr

Der Freelancer-Kompass 2025 zeigt: Freie leisten im Schnitt fünf Stunden unbezahlte Zusatzarbeit pro Woche – hochgerechnet rund 260 Stunden pro Jahr. Ein großer Teil entfällt auf administrative Pflichten und Bürokratie. Die Modernisierungsagenda bietet keinerlei Maßnahmen zur Reduzierung dieser Belastung. 56 Prozent der Befragten sehen Bürokratie als größten strukturellen Nachteil, 68 Prozent fordern konkrete Schritte zum Abbau.

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Digital, flexibel, effizient – und dennoch übersehen

Thomas Maas betont, dass Freelancer bereits heute flexibel, digital und effizient arbeiten – genau die Art von Arbeit, die die Bundesregierung in Zukunft fördern möchte. Trotzdem werden sie bei neuen Maßnahmen oft nicht mitgedacht. Ohne gezielte Einbeziehung bleibt der bürokratische Aufwand hoch, während andere Unternehmensbereiche von der Digitalisierung profitieren.

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Die Modernisierungsagenda ist ein Schritt in die richtige Richtung, doch für Freelancer bleibt der Mehrwert gering. Effektive digitale Modernisierung muss die Arbeitsrealität aller Beteiligten berücksichtigen, einschließlich derjenigen, die bereits agil und digital arbeiten. Plattformen wie freelancermap werden die Umsetzung weiterhin beobachten und für faire, digitale Rahmenbedingungen für freie Expert:innen eintreten.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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