Kostenfaktoren in der Cloud|Kosten-/Nutzen-Analyse

Cloud Server80„Kann man Kosten durch die Wolke einsparen?“ Mit dieser Gretchenfrage setzen sich derzeit viele Unternehmen auseinander. Die Antwort ist in den meisten Fällen ein klares „Vielleicht“. 

Einerseits reduzieren sich die Einmalkosten für die Bereitstellung und den Betrieb von Services damit meist erheblich. Fraglos bringt bereits der klassische Einsatz von Virtualisierungstechniken Ersparnisse mit sich. Nicht umsonst werden Mainframes in der IT-Branche bereits seit 25 Jahren partitioniert. Und nach wie vor gilt: Unternehmen, die damit auf Basis einer einzigen physischen Plattform über mehrere Instanzen z.B. von Multiple Virtual Storage (MVS) verfügen, können teure (Hardware-) Investitionen einsparen.

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Der Einsatz der Cloud verspricht darüber hinaus oft sogar noch innovative Service- und Collaborations-Möglichkeiten. Aber: von all diesen komplexen Vorteilen profitieren Unternehmen nicht mit einem Lösungsansatz von der Stange. Vielmehr wird nur ein maßgeschneidertes Cloud-Konzept die erhofften Effekte bringen können und die Erstellung dieses Konzepts verlangt den Unternehmen im Vorfeld einiges an internen „Hausaufgaben“ ab. Die Frage, „lohnt sich die Cloud“, lässt sich damit nicht pauschal beantworten. Für die meisten Fälle aber gilt: Nur wenn die internen Vorbereitungen, die sich an den immer gleichen Parametern orientieren, sorgfältig realisiert werden, steht Unternehmen ein wirklich profitabler Weg in die Wolke offen.

Kosteneinflussfaktoren in der Wolke

Im Wesentlichen sind es die folgenden drei Parameter, die die Frage nach dem Kosten-/Nutzen-Verhältnis eines Cloud-Konzeptes letztlich beeinflussen. Diese Faktoren sind für alle Arten von Cloud Lösungen gültig, private und öffentliche.

  1. Erhöhung der Utilisierung der Hardware
  2. Skaleneffekte durch gemeinsame Plattformen
  3. Eliminierung der Vielfalt durch konsequentes Durchsetzen von Standards
Erhöhung der Utilisierung der Hardware

Beratungspartner wie ISG stellen im Kundeneinsatz immer wieder fest, dass bestehende Server Plattformen im Schnitt nur zu 15% ausgelastet werden. Die teuer erworbene Technik brummt in 85% der Zeit vor sich hin ohne einen greifbaren Nutzen zu generieren.

Service Provider machen es besser. Sie gehen grundsätzlich von einer Auslastung von 70% oder mehr aus und sichern sich das Recht dazu in den Serviceverträgen. Realisiert wird dieser hohe Auslastungsgrad durch den breiten Einsatz von (standardisierten) virtualisierten Betriebssysteminstanzen Technologische Sonderwünsche und Insellösungen sind dagegen hinderlich, sie vermindern den Auslastungsgrad oder versperren im Extremfall sogar den Zugang in die Wolke. 

Angenommen der Durchschnittskunde würde die Auslastung seiner Systeme im Schnitt auf 30% verdoppeln, so würde er trotzdem weit abgeschlagen hinter dem professionellen Niveau, das ein Provider bieten kann, zurückbleiben. 

Skaleneffekte

Durch die Bildung von Ressourcenpools, z.B. geschulte Mitarbeiter, Server Farms, Storage Netzwerke und Anwendungssysteme, sind Service-Provider in der Lage ihre Services kosteneffektiv anzubieten. Sie erreichen dies durch die konsequente Automatisierung von operativen Vorgängen. Um am Markt zu bestehen, müssen sie effektiv arbeiten und weisen im Vergleich zum Inhouse-Betrieb oft das zehnfache an Server-zu-Mitarbeiter Verhältnis auf (1000:1 schlägt 100:1) . Anders ausgedrückt: Der hausinterne Betrieb eines Rechenzentrums ist vergleichsweise unwirtschaftlich, fast immer profitieren Unternehmen durch die Auslagerung in ein virtualisiertes Rechenzentrum.

Durchsetzen von Standards

Mit der Automatisierung von operativen Aufgaben ist eine weitere Anforderung eng verbunden: Die Anzahl der Applikationen muss ebenfalls reduziert und weitest gehend standardisiert werden.. Erfahrungsgemäß ist dies für viele Unternehmen einer der schwierigsten Schritte auf dem Weg in die Wolke: Gewachsene Strukturen, Wachstum durch Akquisitionen,Firmenkultur und die Ansprüche der Fachabteilungen spielen oft eine deutlich größere Rolle als Sachargumente im Hinblick auf die Technologie.

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Bild 1: Standardisierung – Pricing Impact

Die Standardisierung stellt demnach in fast allen Fällen eine wichtige Zugangsvoraussetzung für die Wolke dar; dennoch sind nicht alle Business-Services für die Cloud geeignet. 

Der eigene IT-Betrieb und die Cloud

Das u.a. Fallbeispiel zeigt wie IT-Betriebe sich in einer sub-optimalen Situation befinden können. Der Druck der Geschäftseinheiten nimmt eher zu als ab und lässt der IT keine Zeit, um die “Hausaufgaben„ zu erledigen. Cloud Lösungen versprechen, zumindest teilweise, einen Weg aus der Misere. Die Fallbeispiele zeigen wie zwei unserer Kunden ihren Weg gegangen sind.

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Bild 2: Cloud Filter Prozess

Im Normalfall stehen Unternehmen am Anfang ihres Wegs in die Cloud zunächst vor vor einer Vielfalt von Anwendungen, Datenbeständen und Geschäftsprozessen, die schwer zu durchdringen ist. Ohne eine strukturierte Vorgehensweise wird eine erste Cloud Initiative Schiffbruch erleiden, es empfiehlt sich daher zunächst eine gründliche Analyse der Ausgangslage, die Unternehmen im Idealfall zusammen mit einem professionellen IT-Consultant durchführen sollten. Ergebnis dieser Analyse ist die Antwort auf die folgenden beiden wesentlichen Fragen: Welche Services sind für die Wolke geeignet und leisten somit einen Beitrag zur Kostensenkung durch die Wolke?

a) Welche Cloud Varianten kommen für welche Services in Frage, um die optimale Senkung der Kosten zu liefern?

Mit diesem Ergebnis kann jedes Unternehmen sein Cloud-Projekt entsprechend fokussieren und seine Zeit- und Geld-Ressourcen effektiv einsetzen. 

Praxiserfahrung in der Cloud

Kosteneinsparungen sind immer ein Kundenziel, jedoch nicht immer das Hauptziel. So kann es für einen Anbieter beispielsweise lohnender sein, relativ bescheidene Kosteneinsparungen zu erreichen, falls diese langfristig mit einer erheblichen Steigerung der IT Lieferfähigkeit einhergehen. Speziell kleinere Firmen können durch den Weg in die Cloud Zugang zu “world class“ Anwendungssystemen gewinnen, die sich sonst nur Großkonzerne leisten können. 

Fallbeispiel

Kunde ABC ist ein Mediakonzern, mit über fünfzehn B2B Informationsdiensten, elektronischen Datenbanken und Veröffentlichungen, organisiert in mehreren Geschäftseinheiten. Die Fähigkeit von Kunde ABC zeitkritische Preis-, Produkt- und technische Informationen zu liefern, ist ein Alleinstellungsmerkmal im Wettbewerb am Markt.

Nach zehn Jahren Wachstum, durch Akquisitionen und Produkterweiterungen, hat sich eine dezentrale, ineffiziente IT Infrastruktur ergeben. Durch diverse “geerbte“ Serviceverträge war Kunde ABC nicht in der Lage Skaleneffekte zu nutzen. Erschwerend hinzu kamen die erhöhten Forderungen der Fachbereiche bzgl. Flexibilität und Reaktionsschnelligkeit.

Der Weg in die Cloud erschien vor diesem Hintergrund als probates Mittel, um neben Kosteneinsparungen auch eine Verbesserung der Service-Qualität und der Reaktionsschnelligkeit zu erreichen. Für die Wahl des passenden Konzepts fokussierte sich das Unternehmen auf die folgenden Fragen: 

  1. Welche Anwendungen sind geeignete Kandidaten für die Cloud?
  2. Welche Anbieter kämen in Frage?
  3. Wann sollte mit einer Migration begonnen werden?
Vorgehen

Gewappnet mit der Erfahrung aus dem Mediensektor und den engen Beziehungen zu den Cloud Computing Anbietern erstellte das Berater Team einen detaillierten Migrationsplan und leitete Kunde ABC durch die Realisierung des Plans. Es wurde ein Business Case erstellt und die Übergabe der Betriebsverantwortung an die Provider begleitet.

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Bild 3: Tools in neuem Gebrauch

In Workshops mit Vertretern der verschiedenen Geschäftseinheiten wurden die Hosting Anforderungen der diversen IT Services bei Kunde ABC, wie in der obigen Grafik dargestellt, untersucht und analysiert. Es wurde für jede Anwendung ein Cloud Risikoprofil erstellt, das folgende Punkte umfasste:

  • Geschäftsrisiken
  • Finanzrisiken
  • Betriebsrisiken
  • Performancerisiken
  • Technologierisiken

Zusätzlich wurden Transaktionsmengen, Security Risiken, Forderungen der zuständigen Aufsicht bzw. Service Levels berücksichtigt. Als Ergebnis konnte das Berater Team eine Hosting Empfehlung und eine Kosten/Risikoeinschätzung für jede Anwendung machen. Es wurden dabei die folgenden Eigenschaften von Cloud Services mit einbezogen:

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Bild 4: Cloud Definition

Auf Basis der definierten Ziele – vorrangig Kostensenkung aber auch Zuverlässigkeit, Flexibilität und Skalierbarkeit – wurde folgende Empfehlung dokumentiert:

  1. Migration der selektierten Anwendungen zu einem IaaS Anbieter mit der Option weitere Anwendungen zu migrieren sobald sie ‚Cloud fähig‘ wurden.
  2. Firmenweite Konsolidierung aller Produktionsanwendungen zu einem einzigen Anbieter für alle Arten von Hosting Services – Co-location, Managed Services, Privtae sowie Public Cloud.

Über eine strukturierte Ausschreibung wurden zunächst zwei Finalisten selektiert, die in iterativen Preisverhandlungen bis zur endgültigen Auswahl geführt wurden.

Die Lösung

Ergebnis war eine einheitliche Sourcing-Strategie aus einer Hand für die globalen Anwendungen. Das Unternehmen entschied sich dafür, einen Provider mit dem Betrieb all seinerInfrastrukturdienste in Form von Managed Services zu beauftragen, dieser entwickelte für die Firma ABC einen Mix aus Private sowie Public Cloud Services.

Business Value für Kunde ABC

Das Hauptziel der Kosteneinsparung wurde mit einer Reduktion von 50% der jährlichen Hostingkosten vollauf erreicht. Kunde ABC ist nun zusätzlich in der Lage, auf Basis seiner skalierbaren Cloud-Services schnell und flexibel auf spontane Geschäftsforderungen zu reagieren.

Ausblick

Neben Datenschutzbedenken steht dem breiten Einsatz von Public Cloud Lösungen, bei denen die Kosteneinsparungen am größten wären, ein Mangel an Industrie Standards im Weg. Die aktuellen Cloud Angebote sind deswegen kostenmäßig schwer vergleichbar. Das Cloud Services Measurement Initiative Consortium (CSMIC, http://www.cloudcommons.com/sk/web/csmic/home), zu dem ISG gehört, versucht hier für Abhilfe zu sorgen. Durch einen Service Measurement Index (SMI) sollen Cloud Services miteinander vergleichbar gemacht werden.

Um die teils signifikanten Kosteneinsparungen, die die Cloud bereit hält, erreichen zu können, ist zudem auch ein technologisches Umdenken erforderlich. Bei der Vergabe von neuen Anwendungsentwicklungen müssten auch Aspekte wie Service Oriented Architectur (SOA), Browser Front-Ends und Lauffähigkeit in einer virtuellen Umgebung bedacht werden.

Fazit

Der Einsatz von Cloud Computing Angeboten und verwandten Techniken kann sehr wohl zu Kosteneinsparungen führen. Wie das Fallbeispiel gezeigt hat, ist eine erhebliche Kostensenkung möglich. Die Kostenhebel sind a) Erhöhte Utilisierung der Hardware, b) Skaleneffekte und c) Standardisierung. Voraussetzung ist u.a. die Bereitschaft vorbereitende Maßnahmen in Kauf zu nehmen und sich als Firma auf Standardisierung und bei der Anwendungsentwicklung auf einen Paradigmenwechsel einzulassen. Für Rechenzentren, die eine IT Infrastruktur für eine stark schwankende Last bereitstellen müssen, empfiehlt sich vorab die Durchführung einer Machbarkeitsstudie.

In Outsourcing Szenarien können Kunden noch mehr sparen, obwohl es wichtig ist, die richtigen Kandidaten für die Wolke festzulegen. Das größte Potential steckt in der Public Cloud aber nicht jede Anwendung ist ein valider Kandidat, wie zahlreiche Cloud Assessments gezeigt haben.

Nach Einschätzung professioneller Beratungspartner wie ISG werden in Zukunft etwa 50% der neuen Outsourcing Verträge Cloud Komponenten. Bremsfaktoren im Hinblick auf eine noch breitere Nutzung sind derzeit noch fehlende Standards und die Bedenken um den Datenschutz.

Die größten „Wellen“ werden in der Public Cloud geschlagen. Wenn Initiativen wie die G-Cloud (UK Government Initiative) Schule machen und tatsächlich umgesetzt werden, dann kann sich die Branche auf eine optimierte IT-Zukunft freuen – und zwar nicht trotz, sondern wegen der Wolken am Himmel.

John Young, Director Information Services Group (ISG)

http://www.isg-one.com/web/DE/

 

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