Große Ziele werden nicht über Nacht erreicht. Wer sich weiterentwickeln will, braucht Zeit, Ausdauer und die richtigen Werkzeuge.
So wie Bergsteiger*innen nicht gleich den höchsten Gipfel erklimmen, sondern zunächst kleinere Etappen meistern, so durchlaufen auch wir in unserer beruflichen Laufbahn verschiedene Lern- und Entwicklungsschritte. Entscheidend dabei ist: kontinuierliches Lernen, angepasst an die individuellen Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten. Genau hier eröffnet Künstliche Intelligenz neue Möglichkeiten. KI hilft dabei, fehlende Kompetenzen zu ermitteln, Lernpfade zu entwickeln und die Weiterbildung gezielt zu gestalten. Dies dient einer Entwicklung, die nicht nur effizienter, sondern auch nachhaltiger ist.
Unternehmenswechsel aus Perspektivlosigkeit
Wer im Job hoch hinaus will, muss Schritt für Schritt seine Fähigkeiten verbessern. Doch was tun, wenn die Möglichkeiten dafür fehlen? Lediglich die Hälfte der Arbeitnehmer*innen in Deutschland sieht sich in einem Jahr noch bei ihrem aktuellen Arbeitgeber. Insbesondere junge Talente planen den Absprung, wenn die Chancen im Unternehmen schon ausgeschöpft sind, bevor die Karriere so richtig begonnen hat. Was sie vermissen, sind Möglichkeiten der persönlichen Weiterentwicklung. Für diese sind das Erlernen in der Zukunft relevanter Skills unerlässlich. Unternehmen, die Mittel und Wege finden, diese Lernmöglichkeiten bereitzustellen, und auf diese Weise das Potenzial ihrer Mitarbeiter*innen auszureizen, können ihre unternehmensinternen Weiterentwicklungsmöglichkeiten für die Belegschaft signifikant verbessern. Sie halten dadurch Talent in den eigenen Reihen. So gaben im LinkedIn Workplace Learning Report 70 % der Befragten an, sich stärker mit ihrem Unternehmen verbunden zu fühlen, sofern es den Wissenserwerb fördert.
Mit KI zur Lernkultur
Eine Kultur des Lernens ist derzeit jedoch mehr Ausnahme denn Regel in vielen Unternehmen. Gerade einmal 29 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen fühlen sich bei der Entwicklung neuer Fähigkeiten aktiv von Seiten des Arbeitgebers unterstützt. Berücksichtigt man die technischen Möglichkeiten unserer Zeit, erscheint diese Zahl nicht mehr zeitgemäß – Stichwort: Künstliche Intelligenz. KI kann schon direkt zu Beginn des Weiterbildungsprozesses eingesetzt werden, wenn es um dessen Planung geht. Mittels Künstlicher Intelligenz lassen sich Kompetenzlücken identifizieren und individuelle Lernpfade ableiten. Mithilfe von Skill-Gap-Analysen kann KI vorhandene Fähigkeiten mit den Anforderungen einer aktuellen oder angestrebten Rolle abgleichen. Sie erkennt auf dieser Basis, welche Kompetenzen fehlen, und schlägt gezielt passende Lernmodule oder Trainingsmaßnahmen vor. So erhalten Mitarbeiter*innen eine klare Orientierung, wo die eigenen Potenziale liegen und wie sie sich für den nächsten Schritt der Weiterentwicklung vorbereiten können. Dass die ausgewählten Lerninhalte relevant erscheinen, ist elementar für die Motivation der lernenden Mitarbeiter*innen. Erkennt die KI anhand der Analyse des Lernverhaltens einen Änderungsbedarf, ist sie in der Lage, Lerninhalte dynamisch anzupassen. Des Weiteren sind KI-gestützte Tools imstande, Aussagen über den voraussichtlichen zukünftigen Lernbedarf zu treffen. Für eine individuelle Beratung können jederzeit virtuelle Lernassistenten hinzugezogen werden. Das Ziel ist eine optimale, personalisierte Lernerfahrung. Um diese zu schaffen, greift die Künstliche Intelligenz auf eine umfassende Datenmenge zurück.
Lernen, ganz individuell
Neben der Planung unterstützt KI jedoch auch den Prozess des Lernens selbst. An dieser Stelle ist zum Beispiel adaptives E-Learning zu nennen. Die KI passt den Kurs gezielt auf die lernende Person an. So richtet sich das Tempo nach dem persönlichen Lernfortschritt und die Darstellung der Lerninhalte orientiert sich am persönlichen Lernstil der Anwender*innen. Lernt jemand beispielsweise schneller als erwartet oder hat bestimmte Themen besonders gut verstanden, werden die Inhalte entsprechend angepasst oder neue Herausforderungen angeboten. Bei Verständnisproblemen schlägt die KI gezielte Unterstützungsmaßnahmen vor, wie einfache Erklärungen, zusätzliche Übungen oder alternative Darstellungsformen.
Nicht zu vernachlässigen ist die durch Künstliche Intelligenz gegebene Möglichkeit des immersiven Lernens. Hierbei geht es um den Einsatz von KI für Simulationen und interaktive Lernformate. In Kombination mit Virtual Reality (VR) lassen sich realitätsnahe Szenarien entwickeln, welche jedoch in risikobefreiter Umgebung stattfinden. In der virtuellen Welt haben Fehler keine Auswirkungen auf ihr reales Pendant. Solche Anwendungen folgen dem Grundsatz Learning by Doing und fördern ein praxisnahes, emotional ansprechendes und daher besonders effektives Lernen. Im gesamten Prozess bietet KI auch Führungskräften mehr Transparenz hinsichtlich der Weiterentwicklung der eigenen Talente. Dank KI können sie Fortschritte in Echtzeit nachvollziehen, Entwicklungen erkennen und gezielt den Erfolg des Lernens evaluieren.
Mehr KI wagen
Damit der KI-Einsatz für die Weiterbildung der Mitarbeiter*innen tatsächlich nachhaltigen Erfolg hat, ist es unabdingbar, dass Führungskräfte einem Kulturwandel hin zur Künstlichen Intelligenz positiv gegenüberstehen und ihn aktiv unterstützen. Dieser Wandel erfordert Offenheit gegenüber Neuem und einen gewissen Mut, Abläufe zu verändern. Dazu gehört, die Belegschaft aktiv zu ermutigen, Lösungen mittels KI zu entwickeln, Experimente zuzulassen und auch deren Scheitern in Kauf zu nehmen. Die Technologie ist (noch) kein Ersatz für uns Menschen, doch wir müssen sie als legitimen Bestandteil unserer Arbeitswelt begreifen. Unter anderem bedeutet das, sie gezielt für unsere persönliche Weiterentwicklung zu nutzen, bevor wir vollumfänglich übertroffen sind. Das ist, was Arbeitnehmer*innen erwarten. Arbeitgeber müssen diese Erwartungen erfüllen, wollen sie Talente im Unternehmen halten, die sich weiterentwickeln wollen und ganz nach oben ihrem persönlichen Gipfel entgegenstreben.