In der SAP-Gemeinde wird in den letzten Jahren kaum ein Thema so intensiv diskutiert wie das Supportende von SAP ERP 6. Es kursieren diverse Aussagen und eine Vielfalt an Erklärungen, Tipps und Tricks über mögliche Migrationspfade.
Die Frage ist aber, wen betrifft welches Datum und warum?
Es kursieren drei Jahreszahlen – 2025, 2027 und 2030. Und alle drei sind korrekt – allerdings gelten sie für unterschiedliche Packages: Für SAP ERP 6 mit Enhancement Packages 0-5 ist das Ende der Mainstream Maintenance der 31.12.2025. Alle Unternehmen, die danach noch diese Versionen nutzen, haben dann nur noch die Option der „Customer Specific Maintenance“, die einen deutlich reduzierten Service umfasst. Im Klartext bedeutet das, dass es keine HR- oder Legal-Changes mehr geben wird und dass die Security-Changes nur noch in begrenztem Umfang zur Verfügung gestellt werden. Kunden mit SAP ERP 6 und Enhancement Packages 0-5 gehen ab dem 31.12.2025 also ein deutlich erhöhtes Risiko ein, dass ihre betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Anforderungen nicht mehr unterstützt werden.
Der 31.12.2027 ist das Ende der Mainstream Maintenance für SAP ERP 6 mit Enhancement Packages 6, 7 und 8. Ausschließlich für diese Versionen kann eine Extended Maintenance bei SAP erworben werden. Das ist jedoch nur eine begrenzte Verlängerung, denn auch diese läuft schlussendlich am 31.12.2030 aus.
Etwas mehr Zeit gefällig?
Kunden, die für ihre Migration noch etwas mehr Zeit benötigen, haben grundsätzlich die Möglichkeit, das Wartungsende zwischen drei und fünf Jahre hinauszuzögern. Das ist besonders wichtig für Unternehmen, die den Transformationsprozess noch nicht begonnen haben oder erst in den Anfangsüberlegungen stecken. Eine Transformation von großem Umfang kann bei gutem Verlauf bis zu drei Jahre in Anspruch nehmen – von der Planung bis zum Abschluss.
Um überhaupt ein Hinauszögern des Wartungsendes am 31.12.2025 zu erreichen, müssen SAP ERP 6-Kunden mit Enhancement Packages 0-5 erst auf die Enhancement Packages 6-8 upgraden. Das verschafft diesen Unternehmen einen Zeitgewinn bis 31.12.2027. Sollte dies zeitlich für die Transformation nicht reichen, können sie zusätzlich die Extended Maintenance erwerben. Damit kaufen sie sich Zeit bis zum 31.12.2030.
Soweit zu den Regeln der Upgrades und den theoretisch möglichen Verlängerungen bis zum Wartungsende. Auch wenn es auf den ersten Blick den Anschein macht, dass Unternehmen sich mit diesen Upgrades viel Zeit verschaffen können, machen diese in aller Regel aber wenig Sinn. Denn die Upgrades kosten Zeit, Ressourcen und Geld und sind schlussendlich doch nur eine Übergangslösung – die Migration auf SAP S/4HANA bleibt unausweichlich.
Zeit kaufen macht nur bedingt Sinn
Unternehmen, die die Option der Verlängerung des Wartungsendes mit den Upgrades dennoch in Betracht ziehen, haben sehr unterschiedliche Gründe. Dazu gehört beispielsweise das Betreiben verschiedener Systeme. Unternehmen mit diesen Bedingungen setzten meist Prioritäten und konvertieren erst einmal die wichtigsten Systeme direkt auf SAP S/4HANA und ziehen andere Systeme erst zu einem späteren Zeitpunkt nach. Dafür kann eine Verlängerung tatsächlich Sinn machen.
Ein weiterer Grund ist das Ziel, alles zu konsolidieren und die alten Systeme irgendwann abzuschalten. Beispiele dafür sind Unternehmen, die ein neues System mit neuen Businessprozessen in verschiedenen Regionen einführen wollen. Um das zu erreichen, konsolidieren sie ihre Systeme erst mal auf dem aktuellsten Stand, um dann den Schritt zu SAP S/4HANA zu gehen. Daran sind meist sehr viele Parteien beteiligt, was das Projekt um zwei bis drei Jahre in die Länge strecken kann.
Unternehmen hingegen, die derartige Besonderheiten nicht haben, sollten sich umgehend auf die Reise machen und möglichst ohne zusätzliche Komplexität und Kosten direkt in die Transformation einsteigen. Vielfach geschieht dies auch bereits. Tendenziell sinkt die Anzahl der Transformationskunden mit den niedrigeren Enhancement Packages (0-5) stark. Das bedeutet, dass viele Unternehmen ihre Transformation bis 31.12.2025 ohne zusätzliche Kosten für das Hinauszögern des Wartungsendes schaffen. Die Zahlen belegen gleichzeitig aber auch, dass es noch einige Unternehmen mit SAP ERP 6 sowie Enhancement Packages 6, 7 und 8 gibt, die die Transformation noch durchlaufen müssen. Für diese Unternehmen wird es langsam eng.
Transformation allein oder mit einem Partner
Die Transformation hin zu SAP S/4HANA ist in den meisten Fällen kein Spaziergang. Und trotz prinzipiell möglicher Wartungsverlängerungen sind die Deadlines bis zum Abschluss der Transformation am 31.12.2025, 31.12.2027 oder 31.12.2030 eng gesteckt. Viele interne IT-Teams sind mit den Details einer Transformation zumindest teilweise überfordert – meist, weil sie nicht die Erfahrung mit großen Transformationsprojekten haben.
Die Transformationsstudie aus 2024 von Natuvion und NTT DATA Business Solutions macht dies besonders deutlich. Knapp 40 Prozent der befragten Unternehmen haben für ihre Transformation ein bis zwei Jahre eingeplant. Nur knapp 19 Prozent planten einen Zeitraum von zwei bis vier Jahren oder länger. 42 Prozent planten mit maximal einem Jahr für die Transformation. Das Resultat: nur 13 Prozent konnten ihre Transformation innerhalb der definierten Zeiträume abschließen und über 46 Prozent überschritten die Zeit um 20 bis 30 Prozent.
Laut Studie gibt es mehrere Gründe, weshalb Unternehmen die eingeplante Zeit massiv überschreiten und damit oft auch den Kostenrahmen der Transformation sprengen. 33,2 Prozent der Befragten bestätigen ein fehlendes oder ungenügendes Transformations-Know-how. Auf dem zweiten Platz unter den Herausforderungen findet sich die detaillierte Schaffung eines Überblicks (Analyse der bestehenden IT-Landschaft und Daten) mit fast 30 Prozent. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass die Komplexität des Gesamtprojekts (28,5 Prozent) und der hohe Abstimmungsaufwand (28,3 Prozent) große Herausforderungen bei Transformationsprojekten darstellen. Kein Wunder also, dass über 43 Prozent der befragten Unternehmen ihre Transformationsziele nur teilweise oder nicht erreicht haben.
Mit einem erfahrenen Partner an der Seite, ist es für viele Unternehmen noch innerhalb der gesetzten Deadlines für die Wartungsfenster zu schaffen.
Philipp von der Brüggen, Natuvion
Der Projektleiter HCM Conversion Christopher Arning bei der Gelsenwasser AG begründet sein erfolgreiches Transformationsprojekt wie folgt: „Ich bin überzeugt, dass ein Schlüssel zum Transformationserfolg der passende Beratungspartner ist. Wir haben einen Partner gefunden, der uns idealerweise ein Gesamtpaket aus strategischer Beratung, fachlicher Expertise und verlässlicher Zusammenarbeit bot.“
Die Zeit für die Transformation wird trotz möglicher Wartungsverlängerungen knapp und es gilt, die verbleibende Zeit bestmöglich zu nutzen. Rückschläge während eines Transformationsprojekts oder ein Zeitverzug sind nicht mehr hinnehmbar, was den Druck auf die Transformationsteams nochmals deutlich erhöht. Mit einem erfahrenen Partner an der Seite, der genau weiß, wie große Transformationen geplant und durchgeführt werden, und der über die nötigen Werkzeuge für die Transformation verfügt, ist es für viele Unternehmen noch innerhalb der gesetzten Deadlines für die Wartungsfenster zu schaffen.