Ab Januar 2026 will SAP mit SuccessFactors Employee Central Payroll auch den Public Sector bedienen. Die Anwendervereinigung DSAG sieht darin einen Teilerfolg ihrer jahrelangen Lobbyarbeit, mahnt aber weitere Anpassungen an.
SAP wird ab 2026 das Abrechnungsschema D100 (PY-DE-PS) für den öffentlichen Dienst in Deutschland in seiner Cloud-Lösung SuccessFactors Employee Central Payroll (ECP) bereitstellen. Damit reagiert der Walldorfer Softwarekonzern auf eine langjährige Forderung der Deutschsprachigen SAP-Anwendergruppe (DSAG), die fehlende Public-Sector-Unterstützung in der Cloud-Payroll wiederholt kritisiert hatte.
Funktionslücke wird geschlossen – teilweise
Die Ankündigung ist kein Teil einer neuen Produktstrategie, sondern dient laut SAP der “Abdeckung bestehender Anforderungen”. Bislang war das für öffentliche Arbeitgeber notwendige Abrechnungsschema nur in On-Premises-Systemen verfügbar – ein Migrationshemmnis für Behörden und öffentliche Einrichtungen, die auf Cloud-Technologie setzen wollen oder müssen.
“Mit diesen Neuerungen geht SAP auf eine langjährige Forderung ein und schafft eine wichtige Grundlage für die Nutzung von SuccessFactors in öffentlichen Organisationen”, kommentiert Hermann-Josef Haag, DSAG-Fachvorstand für Personalwesen und Public Sector. Allerdings fehlen nach Einschätzung der Anwendergruppe weiterhin wichtige Branchenfunktionen wie die Versorgungsadministration (VADM) oder die Nachversicherungsadministration (NV) für Beamte.
DSAG sieht jahrelange Lobbyarbeit bestätigt
Die DSAG hatte in den vergangenen Jahren massiven Druck auf SAP ausgeübt und konkrete Anforderungen formuliert:
- Funktionsparität: Cloud- und On-Premises-Angebote müssen gleichwertig sein, On-Premises-Kunden dürfen nicht benachteiligt werden
- Nahtlose Integration: Durchgängige Datenflüsse zwischen Payroll, SuccessFactors Employee Central und S/4HANA ohne Medienbrüche
- Transparente Preispolitik: Keine versteckten Kosten oder künstlich unattraktiv gemachte On-Premises-Modelle
- Planungssicherheit: Klare Migrationspfade angesichts des absehbaren Wartungsendes von SAP ECC
“Das vorliegende Ergebnis ist aus Anwendersicht sehr zu begrüßen, da gleich mehrere Nutzergruppen profitieren”, so Haag. Die DSAG wertet die Entwicklung als Erfolg ihrer kontinuierlichen Gremienarbeit und ihres konstruktiven Dialogs mit SAP.
Recruiting-Portfolio wird umgebaut
Parallel zur Payroll-Erweiterung strukturiert SAP auch sein Recruiting-Portfolio um. Im August 2025 kündigte das Unternehmen die Integration der zugekauften Plattform SmartRecruiters an, die langfristig SAP SuccessFactors Recruiting ablösen soll. Die DSAG fordert auch hier klare Migrationspfade und transparente Lizenzmodelle.
Die jüngsten Ankündigungen zeigen laut DSAG, dass SAP sein HCM-Portfolio konsequent auf Cloud-Architekturen ausrichtet, getrieben nicht zuletzt durch das nahende Supportende für SAP ECC. Für Bestandskunden bedeutet dies einen Modernisierungsdruck, dem SAP nun mit erweiterten Cloud-Optionen begegnet.
(lb/DSAG)