Zurückhaltung in Deutschland

Zögerlicher Glasfaserausbau trotz wachsender Infrastruktur

Glasfaserausbau, Glasfaser, Internet

Deutschland baut seine digitale Infrastruktur kontinuierlich aus, doch die Nachfrage hält mit dem Tempo nicht Schritt. Obwohl der Zugang zu Glasfasernetzen vielerorts möglich ist, zeigt eine aktuelle Umfrage von Deloitte, dass ein Großteil der Bevölkerung an bestehenden Breitbandanschlüssen festhält.

Laut der Studie würden 39 Prozent der Befragten ihren aktuellen Anschluss nicht gegen einen Glasfaseranschluss tauschen – selbst wenn dieser zur Verfügung stünde. Diese Zurückhaltung betrifft sämtliche Altersgruppen, auch die digitalaffine Jugend: Nur 28 Prozent der 18- bis 24-Jährigen zeigen sich wechselbereit.

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Dabei legen immerhin 18 Prozent dieser jungen Altersgruppe besonderen Wert auf eine hohe Download-Geschwindigkeit. Dennoch scheint der Wunsch nach technischen Spitzenleistungen nicht vorrangig zu sein. Trotz wiederkehrender Probleme – etwa ein Drittel der Nutzer klagt über monatliche Störungen – äußern sich 79 Prozent zufrieden mit ihrem Internetanbieter.

Stabilität und Preis schlagen Geschwindigkeit

Die Gründe für die geringe Wechselbereitschaft liegen laut Experten nicht nur im technischen Verständnis der Nutzer. Dieter Trimmel, Telekommunikationsexperte und Partner bei Deloitte, betont: „Die Glasfaser wird hierzulande in erster Linie mit hoher Geschwindigkeit in Verbindung gebracht. Besonders wichtig sind Verbraucherinnen und Verbrauchern aber stabile und möglichst preiswerte Anschlüsse.“

Trimmel plädiert für eine bessere Aufklärung über die Vorteile von Glasfaser über den reinen Geschwindigkeitsaspekt hinaus – etwa in Bezug auf Ausfallsicherheit und Zukunftstauglichkeit.

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Satelliteninternet gewinnt an Zuspruch

Während Glasfaser auf Skepsis stößt, wächst das Interesse an alternativen Technologien. Besonders satellitenbasierte Internetdienste stoßen zunehmend auf positive Resonanz. Bisher vor allem als Lösung für abgelegene Regionen gedacht, zeigen sich 35 Prozent der Befragten generell offen gegenüber dieser Technologie. In der Gruppe der unter 24-Jährigen ist es sogar jeder Zweite.

Die Technologie überzeugt dabei durch ihr Image: 36 Prozent halten Satelliteninternet für schnell, 35 Prozent für zukunftssicher, 33 Prozent für innovativ. Diese Wahrnehmung deutet darauf hin, dass alternative Infrastrukturen eine ernsthafte Ergänzung zur klassischen Netzversorgung darstellen könnten.

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Mobilfunk: Verbesserung mit Lücken

Auch im Mobilfunkbereich gibt es Fortschritte. 84 Prozent der Nutzer sind mit ihrem Anbieter zufrieden. Im Vergleich zum Vorjahr berichten sie seltener von Verbindungsabbrüchen, schlechter Qualität oder fehlender Netzabdeckung. Gleichzeitig häufen sich aber negative Erfahrungen mit dem Kundenservice (+3 Prozentpunkte).

Trotz aller Verbesserungen bleibt der Empfang in vielen Situationen unzureichend. Innerhalb der eigenen Wohnung klagen 18 Prozent über häufige oder ständige Verbindungsprobleme. Unterwegs sieht es teils noch schlechter aus: Im Auto haben 23 Prozent, in der Bahn 28 Prozent und in ländlichen Regionen sogar 30 Prozent regelmäßig schlechten Empfang.

Dieter Trimmel dazu: „Die Qualität der Mobilfunknetze ist aus Verbrauchersicht leicht gestiegen. Doch längst nicht überall wird die Empfangssituation als ausreichend empfunden. Ein stärkerer Netzausbau in die Fläche ist unabdingbar und wird dazu beitragen, die digitale Infrastruktur in Deutschland weiter zu verbessern.“

WLAN im eigenen Zuhause: viele Probleme, begrenzte Investitionsbereitschaft

Nicht nur im öffentlichen Raum, auch zu Hause hakt es beim Internetzugang. Rund ein Drittel der Deutschen berichtet über regelmäßige Probleme mit der Verbindung. Besonders gravierend: Jeder Zehnte hat selbst im Wohn- oder Arbeitszimmer keinen stabilen Zugang. Nur 22 Prozent bezeichnen die Qualität ihres WLANs als „perfekt“.

Häufige Ursachen sind bauliche Gegebenheiten wie dicke Wände oder eine ungünstige Platzierung des Routers. Technische Lösungen wie WiFi-Repeater oder Mesh-Systeme könnten Abhilfe schaffen, stoßen jedoch auf begrenzte Zahlungsbereitschaft. 38 Prozent möchten maximal 100 Euro investieren, 21 Prozent bis zu 250 Euro. Fast ein Drittel (28 Prozent) will gar kein Geld für zusätzliche Hardware ausgeben.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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