Kurz vor der Weltklimakonferenz in Brasilien rückt die Frage nach wirksamen Klimaschutzmaßnahmen in den Fokus.
Während Politik und Wirtschaft auf erneuerbare Energien und Kreislaufwirtschaft setzen, liegt ein großer Hebel für den Klimaschutz im Alltag jedes Einzelnen: der persönliche CO₂-Fußabdruck. Er zeigt, wie viele Treibhausgase ein Mensch durch Wohnen, Mobilität, Ernährung und Konsum verursacht.
Doch die Umfrage des TÜV-Verbands mit 1.009 Befragten ab 16 Jahren zeigt: Nur 12 Prozent der Deutschen kennen ihren persönlichen CO₂-Fußabdruck. Besonders jüngere Menschen sind informiert, bei den über 60-Jährigen sind es nur acht Prozent.
Der digitale Fußabdruck wird oft übersehen
Neben klassischen Bereichen wie Heizen oder Autofahren rückt zunehmend der digitale CO₂-Fußabdruck in den Blick. Jede Suchanfrage, jeder gestreamte Film, jede Chat-Antwort und jede gespeicherte Datei in der Cloud verursacht Treibhausgasemissionen. Digitale Technologien können zwar Klimaschutz unterstützen, etwa durch Videokonferenzen statt Reisen oder intelligente Stromnetze, gleichzeitig verbrauchen Rechenzentren, Cloud-Dienste und Endgeräte enorme Mengen an Energie.
Aktuelle Studien zeigen, dass der IT- und Kommunikationssektor weltweit etwa vier Prozent der CO₂-Emissionen verursacht, also mehr als der internationale Flugverkehr. Eine Stunde Videostreaming in HD entspricht rund 55 Gramm CO₂, ähnlich wie eine Tasse Kaffee. Die Produktion eines Smartphones verursacht circa 60 Kilogramm CO₂, ein Laptop bis zu 300 Kilogramm – vergleichbar mit einer Autofahrt von Berlin nach Rom.
Emissionen erfassen und bewusst reduzieren
Den eigenen digitalen Fußabdruck kann man nur näherungsweise berechnen, da Verbrauch und Strommix stark variieren. Online-Rechner des Umweltbundesamts oder Apps wie „Klima“, „Giki“ oder „Capture“ bieten eine erste Orientierung. Sie zeigen Emissionen aus Streaming, Cloud-Nutzung, E-Mails und Gerätebetrieb und helfen, die größten Klimatreiber zu erkennen. Laut Umfrage kennen nur vier Prozent der Befragten ihren digitalen Fußabdruck. Wer diese Zahlen kennt, kann gezielt handeln – etwa durch energieeffiziente Geräte, nachhaltigen Strom oder bewussteren Umgang mit Daten.
Nachhaltigkeit beim Konsum bleibt sekundär
Nachhaltige Geräte sind gefragt, aber oft nicht kaufentscheidend. Nur 17 Prozent geben Nachhaltigkeit als Hauptkriterium an, Preis und Funktionalität sind wichtiger. Immerhin achten 64 Prozent zumindest auf Prüfzeichen für Energieeffizienz, Sicherheit oder Umweltverträglichkeit. Transparenz, verlässliche Informationen und längere Produktlebenszyklen erleichtern klimafreundliche Entscheidungen.
Praktische Tipps für einen kleineren digitalen Fußabdruck
- Geräte länger nutzen: Smartphones, Laptops und Tablets möglichst lange verwenden und reparieren, anstatt sie frühzeitig zu ersetzen.
- Bewusst streamen: Videoqualität anpassen, WLAN statt Mobilfunk nutzen, nicht benötigte Apps oder Tabs schließen und automatische Wiedergaben vermeiden.
- Cloud und E-Mails aufräumen: Alte Dateien und Mails löschen, unnötige Backups vermeiden, um Rechenzentren zu entlasten.
- Nachhaltige Geräte wählen: Auf Energieeffizienz, Langlebigkeit und Reparierbarkeit achten, auf Prüfzeichen wie Energy Star oder Blauer Engel achten.
- Elektronik korrekt entsorgen: Alte Geräte zum Wertstoffhof oder Händler bringen, damit Rohstoffe recycelt und Schadstoffe sicher entsorgt werden.
Klimaschutz beginnt im Alltag und umfasst heute nicht nur Auto, Heizung oder Ernährung, sondern auch digitale Aktivitäten. Wer seinen CO₂-Fußabdruck kennt und bewusst handelt, kann einen spürbaren Beitrag leisten. Politik, Unternehmen und Verbraucher sind gleichermaßen gefordert, Transparenz und Nachhaltigkeit in der digitalen Welt zu stärken, um Ressourcen zu schonen und die Umwelt zu schützen.