Enterprise Intelligence 2010 – Trip-Report

Das Symposium "Enterprise Intelligence" fand erstmals am 23. November 2010 in München statt. Es ging um innovative Ansätze, die Enterprise Intelligence ermöglicht, und um die Erfolgsfaktoren, damit Enterprise Intelligence im Unternehmen sich rechnet. 

Was ist Enterprise Intelligence?
 
Ziel von Enterprise Intelligence ist, Entscheidungen transparent und nachvollziehbar zu machen und Prozesse mit mittels Analytik anzureichern und durch Performance Management zu steuern. Enterprise Intelligence nutzt nicht nur die unternehmensinternen Daten, sondern insbesondere auch Daten aus dem Web und den sozialen Medien. Insofern ist Enterprise Intelligence mehr als die traditionelle Business Intelligence: Enterprise Intelligence hat neue Methoden und Technologien zur Analyse unstrukturierter Daten. So wird beispielsweise ein Social Media Monitoring möglich.
 
Mit Enterprise Intelligence wird Business Intelligence auch operationalisiert und dient der Überwachung und Steuerung auch von operativen Geschäftsprozessen. Damit werden Analysen in Echtzeit möglich und Ereignisse können entdeckt werden: Das schafft Frühwarnsysteme im Sinne eines Risiko-Managements.
 
Weiterhin bekommt Enterprise Intelligence neue Werkzeuge, die den Fokus auf hohe Interaktivität, intuitive Visualisierung und Kollaboration im Web 2.0-Stil legen. Schließlich finden analytische Datenbanken ihren Platz in Enterprise Intelligence: Mit  fast linearer Skalierbarkeit und nahezu 100facher Performanz können so die in den Pentabyte-Bereich gewachsenen Datenmengen in Sekundenschnelle analysiert werden.   
 
Nutzenpotenziale und Erfolgsfaktoren 
 
Auf der vom IT Verlag organisierten Enterprise Intelligence 2010 – am 23. November in München – ging es um innovative Ansätze, die Enterprise Intelligence ermöglicht, und um die Erfolgsfaktoren, damit Enterprise Intelligence im Unternehmen sich rechnet. Die Positionierung von Enterprise Intelligence machte Dr. Wolfgang Martin, Wolfgang Martin Team. Dann standen zwei zentrale Themen im Mittelpunkt der Veranstaltung: die Nutzenpotenziale und die Erfolgsfaktoren von Enterprise Intelligence. Die Nutzenpotenziale wurden anhand von Social Media Monitoring durch „Web Intelligence“ (Beiträge von Prof. Dr. Peter Gentsch, Business Intelligence Group und Roland Fiege, freier Management Berater, Trainer und Dozent) und von „Competitive Intelligence“ bei der Unternehmenssteuerung (Rainer Michaeli, Institute for Competitive Intelligence) aufgezeigt.
 
Internet als Seismograph der realen Welt
 
Beim Social Media Monitoring geht es darum, soziale Netze im Web zu nutzen und zu entschlüsseln. Als Idee steht ein Leitsatz von Steve Balmer dahinter: „All content will be social and digital“. Das Internet ist in diesem Sinne ein Seismograph der realen Welt. Ereignisse in der realen Welt triggern Antworten und Reaktionen in der digitalen Welt. Mit Hilfe von Web Intelligence hat man die Methoden, die Technologie und die Architektur, um diesen Seismographen für sein Unternehmen zu nutzen. Was reden die Kunden und Nicht-Kunden über mich und meine Marken und über meine Mitbewerber und ihre Marken. Was ist „in“ als Thema und wer sind die Meinungsmacher in den Social Media. Das und noch viel mehr lässt sich mittels Web Intelligence erfahren. 
 
Daten aus den Social Media in das Data Warehouse
 
Die Architektur von Web Intelligence entspricht der traditionellen BI-Architektur. Man hat eine Art ETL-Prozess zum Identifizieren und Extrahieren der relevanten Quellen im Web. Das macht man mit semantischen Web Crawlern, die mitunter auch als die Staubsauger im Web bezeichnet werden. Die so extrahierten Daten aus den Social Media, aus Blogs und anderen Web-Quellen werden in einem Warehouse à la Data Warehouse gespeichert und können mit Unternehmensdaten angereichert werden. Als neue Analyse-Technik steht Textanalyse zur Verfügung. Das ist eine Weiterentwicklung und Erweiterung von Text Mining mittels linguistischer Verfahren, Suchalgorithmen und statistischem Lernen. Die Präsentation der Ergebnisse erfolgt dann ganz traditionell über Reporting, Ausnahmeberichte und Scorecards. Mit anderen Worten: Wir verbinden die Social Media mit der Unternehmens-Scorecard.
 
Schmaler Grat zwischen Marktforschung und Spionage
 
Competitive Intelligence steht zwischen spezifischer Marktforschung und Spionage. Dabei gilt es, die bestehende Grauzone zur Spionage tunlichst zu vermeiden. Die Zielsetzung von Competitive Intelligence ist das Identifizieren von nachhaltigen strategischen Wettbewerbsvorteilen. Competitive Intelligence hat klar definierte Methoden und Rollen, ist aber weitgehend frei von Technologien und Werkzeugen. Hier sind die Personen in der Regel die Erfolgsfaktoren. Auf ihre analytischen Fähigkeiten in der Kombination einzelner Puzzlesteine mit Information über den Markt und Mitbewerb kommt es an, um die Strategien von Markt und Mitbewerb zu erfassen und zu verstehen.
 
Analyse  großvolumiger Datenmengen
 
Weitere Nutzenpotenziale ergeben sich aus dem Einsatz analytischer Datenbanken (Nils Grabbert, SHS Viveon). Ein Anspruch von Enterpriseprise Intelligence ist die Analyse  großvolumiger Datenmengen. An einem Fallbeispiel wurde gezeigt, wie ein stark wachsender deutscher Internet-Provider seine Anforderungen an adhoc und Standard-Reporting, an Database Marketing und Customer Intelligence sowie an Web-Analytik jetzt mit fast linearer Skalierbarkeit und einer nachweislich hohen Performance mittels einer analytischen Datenbank zur vollen Zufriedenheit umsetzt. Diskutiert wurde sowohl der sehr methodische Auswahlprozess als auch die vorbildliche phasenweise Migration.   
 
Kennzahlen als Kontrollinstrument
 
Bei der Diskussion der Erfolgsfaktoren ging es zuerst um die Kennzahlen (Tobias Müller, Weleda). Beim Naturkosmetik- und Arzneimittelanbieter Weleda spielen Kennzahlen die entscheidende Rolle als Kontrollinstrument der Ländergesellschaften: Sie schaffen die Voraussetzung für weiteres Wachstum. Als Organisation stehen ein modernes Finanzcontrolling und eine nachhaltige Unternehmensplanung dahinter. Die haben die Oberhoheit bei der Auswertung der Daten, während die IT für die Bereitstellung zuständig ist, eine gute Arbeitsteilung. 
 
Aufbau und Betrieb eines Competence Centers
 
Einer der hochkritischen Erfolgsfaktoren für Enterprise Intelligence ist der Aufbau und Betrieb eines Competence Centers (Dirk Findeisen, Tonbeller AG), denn 50 Prozent der erfolgreich abgeschlossenen BI-Projekte gehen in den folgenden fünf Jahren in der Linienorganisation unter. Ein weiterer Treiber für ein Competence Center ist die schiere Vielfalt der im Unternehmen eingesetzten Tools und ein fehlendes zentrales Data Warehouse. Nach Gartner haben Großunternehmen im Durchschnitt 8 BI-Tools im Einsatz, 3 Data Warehouses und unzählige Access-Datenbanken. Ein Competence Center schafft hier nicht nur Ordnung, sondern rechnet sich auch. Die operativen BI-Kosten können im Durchschnitt um 30 Prozent gesenkt werden. Es geht aber auch weitaus besser. Genannt wurde als Beispiel ein deutsches Unternehmen mit 250.000 Mitarbeitern und 5.000 concurrent BI-Nutzern, die seit sieben Jahren von einem Competence Centre betreut werden, dessen Mitarbeiterzahl zwischen 28 und 35 schwankt. 
 
Enterprise Intelligence ist Chefsache
 
Schließlich wurden auch die Ergebnisse der Online-Befragung zur Enterprise Intelligence 2010 vorgestellt. Natürlich sind die Ergebnisse, die auf 51 Antworten beruhen, nicht repräsentativ, aber sie zeigen dennoch einige Trends auf. So ist die IT in vielen Fällen immer noch tonangebend, wenn es um den Einsatz neuer Technologien zur Enterprise Intelligence geht. Frühes Erkennen von Chancen und Risiken steht ganz oben bei den erwarteten Wettbewerbsvorteilen. Bei den Projekten steht Reporting zwar immer noch an erster Stelle, aber knapp dahinter kommen Enterprise Intelligence im Marketing, Data Mining und Predictive Analytics sowie Prozess-Controlling. Bei den Herausforderungen in Enterprise Intelligence zeigte sich noch ein anderer kritischer Erfolgsfaktor: der Zustand der Daten. Mit anderen Worten: Ohne eine Information Governance und ein Information Management geht es nicht. Ein erfreuliches Ergebnis der Befragung ist schließlich, dass die Geschäftsführung mitmacht und eine führende Rolle beim Sponsoring und der Vergabe der Budgets einnimmt. Das ist, man sollte es nicht vergessen, auch ein ganz bedeutender kritischer Erfolgsfaktor. Enterprise Intelligence gehört auf die C-Agenda: Enterprise Intelligence ist Chefsache.
 
Dank gilt an dieser Stelle den Sponsoren der Enterprise 2010: Business Intelligence Group, Cubeware, Exasol und Microstrategy. 
Dr. Wolfgang Martin

Anzeige
Anzeige

Weitere Artikel

Newsletter
Newsletter Box

Mit Klick auf den Button "Jetzt Anmelden" stimme ich der Datenschutzerklärung zu.