Künstliche Intelligenz pragmatisch sehen | Kommentar

Paul RoehrigArbeitnehmer in vielen Branchen machen sich heute Sorgen darüber, dass Roboter ihnen die Arbeitsplätze streitig machen. Ein Kommentar von Paul Roehrig, Chief Strategy Officer, Cognizant Digital Business und Co-Autor von „What to Do When Machines Do Everything“.

Versicherungsvertreter, Anwälte, Auslieferungsfahrer, Ärzte, Banker und Fabrikarbeiter auf der ganzen Welt machen sich Gedanken darüber, was sie tun werden, wenn Maschinen mehr und mehr von fast allem machen. Wenn Maschinen immer mehr können, wie sollen wir dann unseren Lebensunterhalt verdienen? Paul Roehrig, Chief Strategy Officer, Cognizant Digital Business und Co-Autor von „What to Do When Machines Do Everything“ („Was tun, wenn Maschinen alles machen“) kommentiert diese Entwicklung wie folgt:

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„Eines kann nicht mehr wegdiskutiert werden: Die Tatsache, dass Maschinen jeden Tag produktiver werden, sie einige Berufszweige übernehmen und einige der heutigen Kenntnisse überflüssig machen werden. Wenn man jedoch näher betrachtet, wie Unternehmen gegenwärtig künstliche Intelligenz (KI) als Werkzeuge der nächsten Generation für die Steigerung von Produktivität einsetzen, ist das weniger Angst einflößend. In Wirklichkeit ist es so, dass die Vierte Industrielle Revolution für diejenigen, die lernen, KI-Werkzeuge und neue Geschäftsmodelle zu schaffen und damit umzugehen, eine Ära des Wachstums, höherer Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit sowie geringerer Kosten einläuten wird.

Ein verbreitetes Szenario ist, dass KI die langweiligeren, routinemäßigen und niedrigeren Aufgaben übernehmen wird, die viele von uns, oft widerwillig, täglich zu erledigen haben – man also die Maschinen als willkommene neue Kollegen sehen kann. Verbesserungen von KI bringen mehr Effizienz, mehr Produktivität und letztlich mehr Chancen für Menschen, höherwertige Arbeit zu erledigen. Auf diese Weise werden Arbeitsplätze erhalten und neue erschaffen anstatt sie zu vernichten.

Und was müssen wir tun, um in dieser neuen Ära auf der Gewinnerseite zu stehen? Arbeitgeber müssen jetzt definieren, welche Arbeitsvorgänge, Funktionen, Prozesse, Systeme und Erfahrungswerte automatisiert werden sollen. Andererseits müssen sie auch festlegen, welche Arbeiten fest den Menschen zugeordnet bleiben sollen und durch neue Technologien unterstützt werden sollen. Für einen Bankmitarbeiter bedeutet das, dass er seinen Kunden eine bessere Finanzberatung bieten kann, weil er durch Interpretation der Kundendaten sofort weiß, was für den Kunden richtig ist. Für einen Arzt heißt das bessere Patientenversorgung, weil ihm sein portables Gerät die Patientendaten verrät (mit Erlaubnis) noch bevor jemand vom Wartezimmer hereinkommt. Und ein Landwirt kann bessere Ernten einfahren, weil er jeden Teil eines Feldes mit Sensoren im Auge behalten kann.

Die Debatte wogt nun hin und her zwischen den Utopisten – die in Technologie die Lösung aller Probleme sehen – und den Anti-Utopisten, die einen von Technologie bestimmten Albtraum für Menschen sehen. Beide liegen falsch. Intelligente Macher wenden KI-Systeme bereits als Werkzeuge zur Steigerung der Produktivität an, und das entspricht auch dem Modell für die Zukunft unserer Arbeit. Das ist ein pragmatischer Ansatz, und diese Denkweise ist auch der beste erste Schritt, den wir tun können, um aus der Vierten Industriellen Revolution neuen Mehrwert und Nutzen zu ziehen.“
 

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