German Datacenter Association: Rechenzentrumsbranche kann die Energiekrise abfedern

Rechenzentrum

Die Digitalbranche spielt eine zentrale Rolle, um die Ziele zur Klimaneutralität bis 2030 in Deutschland zu erreichen. Doch ohne einen gemeinsamen Ansatz von Rechenzentrumsbetreibern, der IT-Branche, Energieversorgern und Politik kann dies nicht gelingen.

Zugunsten der nachhaltigen Digitalisierung begrüßt die GERMAN DATACENTER ASSOCIATION e.V. (GDA) grundsätzlich den Vorstoß der Bundesregierung, für Rechenzentren einen rechtlichen Rahmen zur Steigerung der Energieeffizienz zu schaffen und die Forderung, mindestens 30 Prozent der durch den Betrieb entstehenden Abwärme abzugeben. Dennoch sieht der Verband noch großen Handlungsbedarf seitens Politik und Energiebetreibern, bevor die Forderungen realistisch umgesetzt werden können. Gerade auch in Bezug auf die bevorstehende Energiekrise ist es zudem unerlässlich, dass Rechenzentren bei der Entlastung der Digitalwirtschaft berücksichtigt werden.

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Abwärme spielt bedeutende Rolle bei der Entlastung des Energiemarkts

Laut einer Umfrage des Borderstep Instituts bei Rechenzentrumsbetreibern gaben bereits 40 Prozent an, dass sie ihre Abwärme zumindest teilweise nutzen – allerdings oftmals in den eigenen Gebäuden. „Datacenter-Betreiber stehen bereit, um Abwärme abzugeben – an der Motivation mangelt es nicht“, so Anna Klaft, Vorstandsvorsitzende der GDA. „Allerdings wurden die Angebote von Energiebetreibern bislang wenig bis gar nicht in Anspruch genommen. Die Frage bleibt also, wohin die Wärmelieferungen gehen sollen und wer die Modernisierung und den Ausbau der Fernwärmenetze übernimmt.“

Denn der großflächige Einsatz von Abwärme hierzulande ist aufgrund mehrerer Faktoren erschwert. Auf technischer Ebene betrifft dies unter anderem die Unterschiede zur Netztemperatur: Die Abwärme aus Rechenzentren ist nur rund 25-35°C warm und damit für die jetzigen Fernwärmenetze zu niedrig. Zudem ist der Fernwärmenetzausbau noch unzureichend. Schließlich mangelt es erheblich an passenden Abnehmern der Abwärme.

„Die Diskussionen sollten daher über die Rechenzentrumsbranche hinaus geführt werden:  Möglich wäre beispielsweise eine Abnahmeverpflichtung für Energieversorger von mindestens 30 Prozent Abwärme. Dadurch könnte die notwendige Infrastruktur gemeinsam und gefördert durch die Bundesregierung finanziert werden. Weniger ‚Silodenken‘ und mehr gezielte Zusammenarbeit mit Investoren, Städteplanern, Netz- und Rechenzentrenbetreibern ist erforderlich, um das gemeinsame große Ziel der nachhaltigen Digitalisierung Deutschlands zu erreichen“, so Anna Klaft.

„Rechenzentren nehmen eine Schlüsselrolle bei der nachhaltigen Digitalisierung ein. Die vom Bund vorgestellten Pflichten für Rechenzentren, den Betrieb klimafreundlich zu gestalten, begrüßen wir ausdrücklich – vorausgesetzt, der Ausbau der hierfür notwendigen Infrastruktur und Vorgaben für Abnehmer werden ebenso forciert“, so Prof. Dr.-Ing. Peter Radgen, Inhaber des Lehrstuhls für Energieeffizienz am Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung der Universität Stuttgart und Vorstand der GDA.

Aus Sicht der GDA kann und sollte Abwärmenutzung auch eine wichtige Entlastung für den Energiemarkt darstellen. „Das Potenzial für die Nutzung von Abwärme ist beachtlich. Tausende von Wohnungen und Büro-Gebäuden könnten damit jährlich versorgt werden. Folglich besitzen Rechenzentren das Potenzial, einen maßgeblichen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise in Deutschland zu leisten“, so Peter Radgen weiter.

Hohe Energiepreise gefährden Digitalwirtschaft

Rechenzentren bilden das Fundament für das Funktionieren jeglicher digitaler Dienste. Seien es Krankenhäuser und Notdienste, Universitäten, Flughäfen, Ministerien, Online-Banking-Anbieter oder Einzelhändler: Organisationen, auf die sich Menschen im täglichen Leben verlassen, sind ihrerseits auf Rechenzentren angewiesen. Die stark ansteigenden Strompreise belasten somit nicht nur die Rechenzentrumsbranche selbst, sondern auch alle Unternehmen, die effiziente IT-Infrastrukturen benötigen.

GDA-Vorsitzende Anna Klaft betont: „Rechenzentren sind insbesondere auch für die intelligente Steuerung von Gas- und Stromnetzen notwendig, die gerade in dieser Zeit wichtig ist. Sollten die Energiepreise für den Betrieb der Rechenzentren in Deutschland zu stark ansteigen, könnten viele Unternehmen in eine finanziell kritische Lage geraten, was auch Auswirkungen auf Arbeitsplätze hätte.“ Somit sieht die GDA Deutschland als Digitalisierungsstandort gefährdet. Um einer Abschwächung der digitalen Wirtschaft entgegenzuwirken, fordert der Verband, dass Rechenzentren in den Notfallplänen gegen hohe Energiepreise berücksichtigt werden.

Aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Chancen der Rechenzentrumsbranche werden am 19. und 20. September 2022 bei der in diesem Jahr erstmals stattfindenden German Datacenter Conference in Frankfurt am Main mit allen Mitgliedern, Partnern und internationalen Gästen diskutiert.

www.germandatacenters.com

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