Herausforderungen beim Aufbau von Fachkräfte für Cloud-native Technologien 

Softwareentwicklung

Die Pandemie hat den weltweiten Internet-Datenverkehr um bis zu 60 Prozent in die Höhe getrieben, was die Nachfrage nach Bandbreite erhöht und den Druck auf die Betreiber verstärkt, weiterhin zuverlässige Hochgeschwindigkeits-Breitbandverbindungen bereitzustellen.

Dies hat die Betreiber dazu veranlasst, die Art und Weise, wie sie ihre Netze eingerichtet haben und betreiben, zu hinterfragen. Während die Telekommunikationstechnologie jahrzehntelang stagnierte, stehen wir nun an der Schwelle zu einem Wandel hin zu disaggregierten, Cloud-nativen Netzen – mit Branchenorganisationen wie der TIP-Initiative als Vorreiter. 

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Der Markt erlebt nun, dass sich die Vernetzung hin zu einem Cloud-Computing-Ansatz bewegt und weg von der traditionellen monolithischen Legacy-Hardware, die den Sektor seit seinen Anfängen dominiert hat. Damit einher geht eine Nachfrage nach neuen Kompetenzen. So wie der Dot-Com-Boom in den 2000er Jahren zum Aufkommen von Coding Bootcamps und zur Umschulung von Mitarbeitern für das neue Zeitalter führte, wird die Cloud-Native-Umstellung in den 2020er Jahren zu einem Schub für neue Qualifikationen führen. Diese neuen “Cloud-Native-Ingenieure” müssen sich mit softwarezentrierten, Cloud-nativen und disaggregierten Netzwerken auskennen, vom Radio Access Network (RAN) bis zum Edge und 5G-Core. Sie müssen in der Lage sein, sich in der Welt der Cloud mühelos zurechtzufinden. 

Die aktuelle Schwierigkeit besteht darin, dass es einen Mangel an qualifizierten Fachkräften sowohl bei internen als auch bei ausgelagerten Mitarbeitern gibt. Es gibt bereits einen Mangel an Fachpersonal, das in der Lage ist, Glasfaser-, Strom- und Funkanlagen an Telekommunikationsstandorten ordnungsgemäß zu installieren, ganz zu schweigen von Ingenieuren, die über das Fachwissen verfügen, sich in der neuen Cloud-Umgebung zurechtzufinden. 

Anpassung an Cloud-Native-Umgebungen 

In der Telekommunikationswelt wird der Begriff „Cloud-nativ“ verwendet, um verschiedene Funktionen innerhalb von Netzwerken zu beschreiben, die von Anfang an als Software entwickelt wurden. Ein solches Cloud-natives Design bringt natürlich viele Vorteile mit sich, denn die unabhängigen Microservices werden in Containern bereitgestellt und ausgeführt. Wird eine neue Funktion oder ein Update benötigt, wird vom Softwareentwickler ein entsprechender Microservice bereitgestellt, der das jeweilige Feature innerhalb von Millisekunden aktualisiert, ohne den Betrieb zu unterbrechen. Auf diese Weise sind Routenbearbeitung, Aktualisierung und Neustart 20-mal schneller als bei herkömmlichen Router-Betriebssystemen. Stehen zudem offene Schnittstellen zur Verfügung, können Netzbetreiber sogar eigene Funktionen entwickeln und implementieren. 

Allerdings muss die Implementierung einer Cloud-nativen Umgebung von Ingenieuren mit entsprechenden Kenntnissen durchgeführt werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Festnetzen und Hardware müssen Cloud-Native-Ingenieure verstehen, wie eine Container-basierte Architektur funktioniert, damit Microservices und APIs in einem lose gekoppelten Ansatz für maximale Flexibilität und Agilität zusammenarbeiten können. Darüber hinaus müssen sie über Fachkenntnisse für den Betrieb von Routing-Software verfügen, die Bare-Metal-Switches in IP/MPLS-Carrier-Router verwandelt, oft in verschiedenen Bereichen des Netzwerks. Für Ingenieure ist es nicht einfach, die Lücke zur neuen Cloud-Native-Umgebung zu schließen, aber durch Schulung und entsprechende Erfahrung kann dies erreicht werden. 

Neue Wege zum Aufbau von Cloud-nativem Fachwissen 

Natürlich werden traditionelle Router und dynamische Kontrollsysteme durch neue Konzepte wie Disaggregation und verteilte SDNs in Frage gestellt. Diese Konzepte versprechen eine schnellere Implementierung, eine automatisierte Steuerung und eine kürzere Time-to-Market. Damit künftige Routerdesigns diesen Herausforderungen gerecht werden können, müssen neue Hardware und Software entwickelt und moderne Softwarearchitekturen eingeführt werden. 

Ein Cloud-nativer Ingenieur muss über Software-Kenntnisse verfügen, z. B. in den Bereichen Kodierung, Testing, Design und Architektur, und gleichzeitig wissen, wie Anwendungen angepasst werden können, um Cloud-Plattformdienste optimal zu nutzen. Diese Kenntnisse lassen sich am besten durch Schulungen und praktische Erfahrungen aufbauen. Zu den Schulungen gehören in der Regel das Kennenlernen von Docker und Kubernetes in produktiven Anwendungsfällen, das Schreiben komplexer Cookbooks von Grund auf, die Umwandlung bestehender Anwendungen in Cloud-nativ ausgerichtete Anwendungen und so weiter. 

Leider konzentrieren sich die meisten Schulungen derzeit auf den “Legacy”-Ingenieur, der eingesetzt wird und die Aufgabe hat, Funksysteme zu ersetzen oder 5G-Stationen zu reparieren. Es wird nicht genug getan, um diesen neuen Cloud-nativen Weg an der Basis zu fördern – in Universitäten oder Weiterbildungsinstituten. 

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Vorreiterrolle bei der Umschulung der bestehenden Belegschaft 

Die meisten Betreiber verstehen die Argumente für einen Cloud-nativen Ansatz. Die verbesserte Flexibilität bei der Bereitstellung, die Einführung von Diensten vor Ort und die Kosteneinsparungen liegen auf der Hand. Allerdings sind sie mit Tausenden von Mitarbeitern beschäftigt, die für die Lösung der Probleme von gestern ausgebildet wurden. 

Um Talente aufzubauen, sollte ein Unternehmen zuerst in den eigenen Reihen suchen. Einige Mitarbeiter scheuen vielleicht davor zurück, sich neu in ein anspruchsvolles Aufgabengebiet einzuarbeiten. Aber es gibt viele junge, aufgeweckte und lernwillige Ingenieure, die sich gerne neue Cloud-native Fähigkeiten aneignen würden, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten. Dieser Ansatz ermöglicht ein hybrides Modell von Fachwissen, das je nach Projekt für die Betreiber von Vorteil sein kann. 

Um Talente aufzubauen, sollte ein Unternehmen zuerst in den eigenen Reihen suchen. Einige Mitarbeiter scheuen vielleicht davor zurück, sich mit einem anspruchsvollen Qualifikationsprofil neu orientieren zu müssen. Aber es gibt viele junge, aufgeweckte und lernwillige Ingenieure, die sich gerne neue Cloud-native Fähigkeiten aneignen würden, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten. Dieser Ansatz ermöglicht ein hybrides Modell von Fachwissen, das je nach Projekt für die Betreiber von Vorteil sein kann. 

Europaweit betrachtet sind Investitionen in die Kompetenzen von Ingenieuren unerlässlich, um diesen Märkten einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Der beste Weg, dies zu erreichen, ist, schon in jungen Jahren zu beginnen – in Schulen, Universitäten, Hochschulen und durch Lehrlingsausbildung – und eine praktische, projektbezogene Ausbildung anzubieten, die es Ingenieuren ermöglicht, sich sowohl individuell als auch operativ zu entwickeln. 

Autor: Pravin S Bhandarkar, , CEO, www.rtbrick.com

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