Cloud-Dienste: Schatten-IT geschickt umgestalten | Interview

Marc SundermannPraktisch alle Unternehmen nutzen Cloud-Dienste – viele davon sind jedoch ohne Wissen der IT-Abteilung im Einsatz. Multi-Cloud-Experte Marc Sundermann von der QSC AG erklärt im Interview, wie Firmen ihre IT konsolidieren, Schatten-IT in den Griff bekommen und sich damit fit für die Zukunft machen.

Daten hochladen und per Link an Freunde oder Kollegen senden – einfach, schnell und unkompliziert: Nach diesem Erfolgsrezept funktioniert Dropbox. Den Cloud-Dienst nutzen jeden Monat weltweit mehr als 500 Millionen Menschen. Unter ihnen viele Mitarbeiter von Unternehmen, häufig ohne den Segen oder das Wissen ihrer IT-Abteilung – und in den meisten Fällen unter Umgehung der firmeninternen Compliance-Richtlinien. Sie melden sich an, laden die App herunter und verschicken darüber dienstliche Daten an Kollegen oder Kunden.

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So sieht Schatten-IT im Business-Umfeld aus. Ein Ärgernis für IT-Verantwortliche, die mit Kontrolle dagegen halten. Laut Bitkom Cloud-Monitor 2017 etwa überprüfen zwei Drittel der Unternehmen die Nutzung von Public-Cloud-Diensten innerhalb ihrer Organisation, um Schatten-IT zu vermeiden. Dabei, so eine aktuelle Studie der Cloud Security Alliance (CSA) und des US-amerikanischen Cloud-Security-Anbieters Skyhigh Networks, zählt die Marketingabteilung zu den Hauptverursachern von Schatten-IT.

Auf der anderen Seite entstehen durch eine vielfältige und bedarfsorientierte IT-Landschaft neue Möglichkeit und Lösungsansätze. Wie Unternehmen die Not zur Tugend machen, Schatten-IT eliminieren und den Aufwand komplexer Multi-Cloud-Umgebungen effektiv reduzieren, erklärt Marc Sundermann, Leiter Multi Cloud Services beim Cloud- und TK-Provider QSC AG, im Interview.

Herr Sundermann, viele Unternehmen sehen sich einem riesigen, historisch gewachsenen Berg an IT Services und -Lösungen gegenüber. Wie problematisch kann das für Unternehmen werden?

Marc Sundermann: Das kommt ganz darauf an, wie Unternehmen damit umgehen. Wenn verschiedene Abteilungen einfach per Kreditkarte irgendwelche Cloud-Dienste buchen, entsteht Chaos. Ein großes Problem, mit dem viele Unternehmen derzeit zu kämpfen haben. Doch diese Situation bietet auch Chancen. Meiner Erfahrung nach empfiehlt sich für die meisten Unternehmen eine geschickte Kombination verschiedener Public- und Private-Cloud-Dienste, die sich stets nach dem Anwendungszweck richten sollte. Die verschiedenen Dienste müssen nur sinnvoll gemanagt werden. Dazu muss die vorhandene IT zunächst erfasst und anschließend sinnvoll konsolidiert werden.

Worauf sollten Unternehmen bei der Konsolidierung achten?

„Entscheidend ist eine akribische Vorbereitung. Dabei sollte die IT zunächst die Bedarfe und Anforderungen im Unternehmen abfragen, um einschätzen zu können, welche Bestandteile übernommen, welche abgeschafft und welche möglicherweise noch hinzugenommen werden sollten. Erst im zweiten Schritt sollte ein Leistungskatalog entstehen, der als Grundlage für das weitere Vorgehen dient.“

Welche Kriterien sind bei der Auswahl von Cloud Services relevant?

„Dazu zählen Performance, Verfügbarkeit, Skalierbarkeit, Connectivity, Sicherheit und Compliance.“

… Eigenschaften, die sich nahezu alle Anbieter auf die Fahne schreiben. Wie finden Unternehmen den richtigen Provider?

„Für eine Vorauswahl bietet sich ein Abgleich mit dem Anforderungskatalog Cloud Computing C5 des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Plattformen wie cloud ecosystem oder CSA STAR an. Auf dieser Basis lässt sich schon mal eine gute Vorauswahl treffen. Die wichtigsten Kriterien für die Endauswahl bilden dann Funktionalität, Kosten und Individualisierbarkeit der Services. Anschließend folgt eine klassische Kosten-Nutzen-Analyse nach Gesamtbetriebskosten-Kriterien.“

Insbesondere große Unternehmen setzen bereits heute aufgrund der Vielfalt der benötigten IT-Services auf einen Multi-Vendor-Ansatz. Empfehlen Sie mittelständischen Unternehmen, ebenfalls auf mehrere Anbieter zu setzen?

„Definitiv. An dieser Stelle ziehe ich gerne den Vergleich zur Leichtathletik: Zehnkämpfer decken eine große Bandbreite an Spielarten ziemlich gut ab, zählen aber nicht in jeder Disziplin zu den Topathleten. Genauso ist es bei IT-Anbietern. Wer kann, sollte für jede Disziplin einen Spezialisten beauftragen.“

Ist das nicht zu kompliziert? Viele Unternehmen beauftragen – wenn möglich – gerade deshalb einen Anbieter für alles, weil sie dann alles aus einer Hand erhalten.

„Komplex ist dieses Unterfangen in der Tat. Aber dafür gibt es ja Dienstleister wie uns. Wir analysieren die Workloads von Unternehmen und ermitteln, welche Lösungen sich für sie am besten eignen. Darauf basierend bauen wir eine Multi-Cloud-Strategie auf, die von allem die bestmögliche Lösung beinhaltet. Dabei bleiben wir erster Ansprechpartner, auch nach der Umsetzung. Auf diese Weise erhalten Kunden immer die beste Lösung, praktisch Best-of-Breed, und dennoch einen Ansprechpartner für alles.“

Machen sich Unternehmen damit nicht am Ende doch wieder abhängig von einem Anbieter, in diesem Fall vom Multi-Cloud-Manager?

„Nein. Wir sind in dieser Konstellation zwar ein Ansprechpartner für alles. Die Komponenten einer Multi-Cloud-Struktur hängen jedoch nicht voneinander ab. Wir definieren auch immer eine Exit-Strategie für unsere Kunden, damit kein Unternehmen in Anbieterabhängigkeit gerät.“

Wie sieht denn eine Exit-Strategie in einer Multi-Cloud-Umgebung aus?

„Einfach gesagt muss erkennbar sein, mit welchem Aufwand Unternehmen im Fall der Fälle ihre Daten und Applikationen vom Provider zurückerhalten. Man muss prüfen, ob sich die Daten im bisherigen Format direkt zu neuen Anbietern übertragen lassen oder ob sie zunächst bearbeitet werden müssen.“

Angenommen, ein Unternehmen hat mit viel Mühe alle Dienste und Lösungen erfasst, konsolidiert und in eine effiziente Multi-Cloud-Umgebung überführt – wie verhindert es, dass neue Schatten-IT entsteht?

„Kommunikation ist das beste Mittel, um Schatten-IT vorzubeugen. Wird die IT-Abteilung im Unternehmen als Servicepartner wahrgenommen, bittet die Fachabteilung sie gerne um Hilfe, wenn sie etwas braucht. Dadurch wird Schatten-IT im Ansatz verhindert.“

Marc Sundermann ist Experte für das Thema Multi Cloud und Cloud-Strategien und hat als IT-Architekt langjährige Erfahrung in der Planung und Umsetzung komplexer Cloud-Architekturen. Bei der QSC AG ist er in seiner Position als Head of Business Development für die strategische Ausrichtung des neuen Geschäftsbereichs Multi Cloud zuständig. Herr Sundermann lebt und arbeitet in Hamburg.

www.qsc.de
 

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