Digitale Verlockung mit Folgen

Soziale Medien sorgen für Konzentrationsschwäche

Soziale Medien

Eine aktuelle Studie aus Singapur und Australien warnt eindringlich: Die intensive Nutzung sozialer Medien belastet die mentale Gesundheit und die Konzentrationsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen.

Smartphones als ständige Begleiter verändern die Denk- und Verhaltensmuster junger Menschen spürbar. Eine Untersuchung der Nanyang Technological University (NTU) in Singapur gemeinsam mit der Forschungsagentur Research Network legt nahe, dass soziale Medien weitreichende Auswirkungen auf die kognitive und emotionale Entwicklung von Jugendlichen haben (via Pressetext).

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Für die Studie wurden 583 Personen im Alter von 13 bis 25 Jahren sowie deren Eltern in Singapur und Australien befragt. Das Ergebnis: Über zwei Drittel der jungen Nutzer gaben an, Schwierigkeiten mit der Konzentration zu haben. Selbst einfache Aufgaben oder Schularbeiten seien kaum noch zu bewältigen, wenn sie mehr als eine Minute Aufmerksamkeit erfordern.

TikTok & Co: Wenn Belohnung zur Falle wird

Die sozialen Plattformen bedienen sich psychologischer Mechanismen, die das Gehirn gezielt auf kurzfristige Belohnungen konditionieren. Durch sogenannte „dopamingesteuerte Feedbackschleifen“ gewöhnen sich Nutzer daran, ständig neue Reize zu erwarten – was langfristig die Fähigkeit zur tiefen Konzentration untergräbt. Die Muster ähneln dabei jenen, die man auch bei Suchtverhalten beobachtet.

In extremen Fällen können diese Prozesse zu einer digitalen Abhängigkeit führen. Die betroffenen Jugendlichen berichten dann von Reizüberflutung, innerer Unruhe und dem Zwang, ständig aufs Handy schauen zu müssen – selbst wenn kein konkreter Anlass besteht.

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Mehr als ein individuelles Problem

Was auf den ersten Blick wie ein persönliches oder familiäres Problem erscheint, betrifft in Wahrheit die Gesellschaft als Ganzes. Die Forscher betonen, dass hier nicht nur Eltern gefordert seien, sondern auch Bildungseinrichtungen, Technologieunternehmen und politische Akteure. Der Einfluss sozialer Medien reicht längst über die Privatsphäre hinaus und berührt Fragen der öffentlichen Gesundheit und gesellschaftlichen Stabilität.

James Breeze, Leiter der Forschungsagentur Research Network und Experte für Pädagogik und Verhaltenspsychologie, spricht sich für einen radikalen Wandel in der Gestaltung digitaler Plattformen aus. Es reiche nicht, kosmetische Maßnahmen wie Bildschirmzeitbeschränkungen einzuführen, die ohnehin oft leicht umgangen werden. Vielmehr müssten Apps und Geräte so entwickelt werden, dass sie das psychische Wohlbefinden ihrer Nutzer stärken – insbesondere bei der Generation, die mit dem endlosen Scrollen aufgewachsen ist.

Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, wie dringlich es ist, junge Menschen im Umgang mit digitalen Medien zu unterstützen – sei es durch gezielte Aufklärung, pädagogische Konzepte oder neue technologische Ansätze. Gleichzeitig liegt es auch an der Gesellschaft, sich kritisch mit der digitalen Realität auseinanderzusetzen und Wege zu finden, die digitale Welt gesünder und nachhaltiger zu gestalten.

Pauline Dornig

Pauline

Dornig

Online-Redakteurin

IT Verlag GmbH

Pauline Dornig verstärkt seit Mai 2020 das Team des IT Verlags als Online-Redakteurin. (pd)
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