Die Europäische Kommission hat eine umfassende Strategie vorgestellt, mit der sie Europa im globalen Wettbewerb um Quantentechnologien an die Spitze bringen will.
Im Zentrum der Initiative steht der Aufbau einer durchgängigen europäischen Wertschöpfungskette – von der Grundlagenforschung bis hin zur industriellen Nutzung. Damit will die EU ihre technologische Unabhängigkeit stärken und langfristig digitale Souveränität sichern.
Ziel: Vom Forschungslabor in die Industrie
Quantentechnologien gelten als Schlüssel für zahlreiche Zukunftsanwendungen – etwa in den Bereichen Rechenleistung, sichere Kommunikation oder hochpräzise Messtechnik. Die EU-Strategie verfolgt deshalb das Ziel, die wissenschaftliche Exzellenz Europas rasch in marktfähige Produkte und Anwendungen zu überführen. Neben der Förderung von Forschung und Entwicklung steht besonders die Anbindung an die Industrie im Fokus.
Strategische Investitionen in Köpfe, Kapital und Infrastruktur
Ein zentraler Bestandteil der Strategie ist die gezielte Unterstützung von Startups, Innovationsclustern und Talenten. Auch der Ausbau gemeinsamer Infrastrukturen – etwa europäischer Quantencomputer oder Testumgebungen – soll eine koordinierte Entwicklung ermöglichen. Die Kommission setzt dabei auf eine enge Zusammenarbeit der Mitgliedstaaten, um Fragmentierung zu vermeiden und Synergien zu nutzen.
Bitkom: EU setzt wichtige Impulse
Der Präsident des Digitalverbands Bitkom, Dr. Ralf Wintergerst, begrüßt die neue Strategie der Kommission. Aus seiner Sicht ist Quantencomputing eine technologische Zäsur – vergleichbar mit der Einführung Künstlicher Intelligenz. Damit Europa nicht nur Nutzer, sondern auch Anbieter dieser Technologie werde, brauche es nun schnell konkrete Maßnahmen. Wintergerst spricht sich unter anderem für einen europäischen „Quantum Act“ aus – ein gesetzlicher Rahmen mit klaren Finanzierungszusagen, der Planungssicherheit schafft und die Umsetzung langfristig absichert.
Bisher war Europa im Bereich der Quantentechnologie vor allem stark in der Forschung. Die große Herausforderung liegt nun darin, diesen Vorsprung in industrielle Wettbewerbsfähigkeit umzuwandeln. Dabei könnte gerade das koordinierte Vorgehen innerhalb der EU einen Unterschied machen: Durch abgestimmte Programme und gemeinsame Initiativen könnte es erstmals gelingen, Europas wissenschaftliche Exzellenz in wirtschaftlichen Erfolg zu übersetzen.
Ausblick: Vom Strategiepapier zur Umsetzung
Mit der vorgestellten Quantum Strategy setzt die EU-Kommission einen wichtigen politischen Rahmen. Entscheidend wird jedoch sein, wie rasch und entschlossen die Mitgliedsstaaten diesem Kurs folgen – mit konkreten Investitionen, rechtlichen Strukturen und öffentlicher Nachfrage. Die Quantentechnologie ist kein ferner Zukunftstraum mehr, sondern ein Feld, das jetzt Gestaltungswillen und Koordination verlangt.
(pd/Bitkom)