„CEOs wollen ihre Unternehmen kommunikativer machen“

Gregor Pillen, Geschäftsführer IBM Deutschland und Leiter der Unternehmensberatung IBM Global Business Services Ein Interview mit Gregor Pillen, Geschäftsführer IBM Deutschland.

Es sind eher die weichen Faktoren, die deutsche Chefs zu ihren wichtigsten Management-Qualitäten zählen: Sie wollen ihre Unternehmen mit Inspiration führen und ihre Kunden noch besser verstehen. Technologie spielt dabei eine entscheidende Rolle. Doch der persönliche Kundenkontakt bleibt wichtig, auch wenn die Nutzung von Social-Media-Werkzeugen bis spätestens 2017 von sieben auf 57 Prozent anwachsen wird.
 
Drei Fragen an Gregor Pillen, Leiter der Unternehmensberatung IBM Global Business Services
 
Herr Pillen, die IBM CEO Studie wird alle zwei Jahre durchgeführt. Sie ist nicht nur die größte, sondern wohl auch die vielschichtigste ihrer Art weltweit. Was ist für Sie die wichtigste Botschaft?  
 
Gregor Pillen: Für mich sind zwei Ergebnisse besonders interessant: Zum einen der enorm gestiegene Stellenwert ethischer Unternehmenswerte, was für mich eine Renaissance der Unternehmenskultur bedeutet. Dies steht in einem unmittelbaren Zusammenhang mit der zweiten zentralen Erkenntnis der Studie: Weltweit und auch in Deutschland sehen über 70 Prozent der CEOs neue Technologien als wichtigste externe Einflussfaktoren. Die befragten Chefs wollen neue Technologien nutzen, um ihre Belegschaft schlagkräftiger zu machen sowie ihre Partnerschaften und Netzwerke weiter auszubauen – kurz: um offener zu werden. Die Herausforderung der CEOs wird es dabei sein, die richtige Balance zwischen mehr Offenheit einerseits und der Einhaltung von Unternehmensvorgaben und ethischen Richtlinien andererseits zu finden.
 
Stichwort Unternehmenskultur und die Rolle der Mitarbeiter. Was bedeutet das für die Chefs, welche Erwartungen werden an die Mitarbeiter gestellt?
 
Ähnlich wie Internet und Soziale Medien die politische Kultur und den gesellschaftlichen Diskurs verändern, wandeln sich auch die Arbeits- und Kommunikationsprozesse in den Unternehmen. In der Studie wird deutlich, dass dies vor allem eine kulturelle Herausforderung ist. Denn die neue Offenheit passt kaum zu den traditionellen hierarchischen Kontrollstrukturen. Doch die Chefs scheinen zunehmend bereit, starre Prozesse zu lockern und durch flexiblere Rahmenwerke zu ersetzen. Sie sind deutlich bestrebt, offenere und kollaborative Kulturen zu fördern und ihre Mitarbeiter zu ermutigen, sich zu vernetzen, voneinander zu lernen und so Veränderungen voran zu treiben. Das heißt im Gegenzug aber auch, dass neue Kernkompetenzen von der Belegschaft erwartet werden: Dazu zählen für über 80 Prozent der deutschen CEOs Kommunikationsfähigkeit – für mich ein bemerkenswert eindeutiges Ergebnis – gefolgt von Kollaboration-Skills und der Bereitschaft, möglichst flexibel in wechselnden Teams zu arbeiten. Die CEOs suchen also Mitarbeiter, denen Veränderungen Spaß machen, die neugierig sind und sich gerne in Netzwerken bewegen.
 
Kommen wir zum Thema Social Media. Ist das nun eine Eintagsfliege oder werden Nutzung und Einsatz sozialer Medien weiter so rasant wachsen wie es die Entwicklung vermuten lässt?
 
Zunächst einmal haben wir festgestellt, dass bisher in den Unternehmen weit weniger geschieht als wir angenommen haben. Nur sieben Prozent der deutschen CEOs nutzen gegenwärtig soziale Medien, um mit Kunden und Geschäftspartnern in Kontakt zu treten. Sie tun dies damit sehr viel seltener als der weltweit ermittelte Durchschnitt. Doch das wird sich in den nächsten Jahren massiv ändern. In drei bis fünf Jahren soll sich der Anteil auf 57 Prozent fast verachtfachen. Dies wird Schritt für Schritt passieren, denn die Strukturen in den Unternehmen selbst müssen hierfür auf den Prüfstand. Wir alle werden in den nächsten Jahren Zeugen eines schleichenden, aber fundamentalen Wandels werden, wie Unternehmen mit Kunden und Partnern kommunizieren.
 
Über die 2012 IBM Global CEO Studie:
Die 2012 IBM Global CEO Studie ist die fünfte Ausgabe der zweijährig erscheinenden IBM Management-Studie, für die CEOs von IBM Beratern in persönlichen Gesprächen zu zukünftigen Plänen und Herauforderungen befragt  werden. Sie ist damit die größte Untersuchung ihrer Art weltweit. Die Interviews fanden zwischen September 2011 und Januar 2012 mit insgesamt 1.709 CEOs, Geschäftsführern und Führungskräften aus dem öffentlichen Sektor statt. Die vollständige Studie finden Sie unter: www.ibm.com/..
 
Gregor Pillen, Geschäftsführer IBM Deutschland  und Leiter der Unternehmensberatung IBM Global Business Services 

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