Eine aktuelle Studie des Capgemini Research Institute untersucht die Wahrnehmung von Führungskompetenzen aus geschlechtlicher Perspektive.
Die Ergebnisse zeigen, dass weibliche und männliche Führungskräfte ihre eigenen Fähigkeiten heute weitgehend ähnlich einschätzen. Weltweit geben 77 Prozent der Führungskräfte an, dass Frauen genauso effektiv führen wie Männer. In Deutschland liegt der Anteil sogar bei 81 Prozent. Auch das Selbstvertrauen von Frauen hat deutlich zugenommen: 58 Prozent der weiblichen Führungskräfte sehen es als persönliche Stärke, fast auf Augenhöhe mit den Männern (59 Prozent).
Darüber hinaus sind 68 Prozent der Befragten weltweit überzeugt, dass mehr Frauen in Führungspositionen die Leistung von Unternehmen steigern können. In Deutschland liegt dieser Wert bei 74 Prozent.
Technologische Kompetenzen und Stereotype
Trotz dieser Fortschritte zeigen sich weiterhin geschlechtsspezifische Vorurteile, insbesondere im Bereich technischer Fähigkeiten. Kompetenzen wie der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI), Datenanalyse, Innovationskraft oder Agilität werden von männlichen Führungskräften häufiger als „typisch männlich“ angesehen. Frauen hingegen bewerten diese Fähigkeiten überwiegend als geschlechtsneutral – bei Innovation halten 36 Prozent sie sogar für „typisch weiblich“.
Besonders auffällig ist die Wahrnehmung von KI- und Automatisierungskenntnissen: Fast die Hälfte der Männer ordnet diese Fähigkeiten dem männlichen Geschlecht zu, während ein ähnlich großer Anteil der Frauen sie als neutral betrachtet. Gleichzeitig betrachten weniger als die Hälfte der Befragten ihre eigenen technischen Kompetenzen als Stärke (Frauen 45 %, Männer 47 %). Dieses geringe Selbstvertrauen in Kombination mit Stereotypen kann die bestehende Leadership-Lücke weiter verstärken.
Auswirkungen auf Karrierechancen
Geschlechterstereotype wirken sich nicht nur auf die Selbsteinschätzung aus, sondern beeinflussen auch Gehalt und Beförderungen. Mehr als die Hälfte der befragten Frauen weltweit berichten von Nachteilen bei der Vergütung aufgrund ihres Geschlechts. In Deutschland sind es 52 Prozent. Gleichzeitig geben 43 Prozent der Männer an, Vorteile bei der Bezahlung durch ihr Geschlecht zu erfahren.
Auch Beförderungen bleiben betroffen: Nur 54 Prozent der deutschen Führungskräfte glauben, dass Frauen und Männer die gleichen Chancen auf Aufstieg haben. Zudem berichten 39 Prozent der Befragten weltweit (40 Prozent in Deutschland), dass qualifizierte Frauen häufig übersehen werden. Auf der anderen Seite fühlen sich 38 Prozent der Männer weltweit durch Erwartungen an Work-Life-Balance in ihrer Karriere eingeschränkt.
Handlungsbedarf für Unternehmen
Die Ergebnisse der Capgemini-Studie zeigen, dass Unternehmen gezielt gegen stereotype Vorstellungen vorgehen müssen. Trainingsprogramme, Mentoring und systemische Maßnahmen können dazu beitragen, die Wahrnehmung von Führungskompetenzen zu entkoppeln und eine inklusivere Unternehmenskultur zu schaffen. Gerade im technologischen Bereich ist es entscheidend, dass Führungskräfte aller Geschlechter Vertrauen in ihre Fähigkeiten entwickeln und den Umgang mit neuen Tools wie KI aktiv gestalten.