Die Medienbranche kämpft seit Jahren mit ineffizienten Prozessen, mangelnder Transparenz und komplizierter Rechteverwertung. Mit dem Aufkommen von Blockchain und Web3-Technologien ergeben sich neue Möglichkeiten, diese Strukturen grundlegend zu verändern.
Hendrik Hey, Gründer und Visionär hinter der MILC-Plattform, hat über 30 Jahre lang selbst erlebt, wo es hakt: „Man hat die Chance, diese Industrie auf ein neues digitales Fundament zu stellen“, meint er – und ist überzeugt, dass Web3-Technologien dafür den entscheidenden Impuls liefern können.
Herr Hey, Sie waren viele Jahre erfolgreicher TV-Produzent. Was hat Sie dazu bewegt, mit MILC eine eigene Web3-Plattform aufzubauen?
Hendrik Hey: Ich habe über 30 Jahre in der TV- und Medienproduktion gearbeitet und dabei immer wieder erlebt, wie ineffizient und intransparent viele Prozesse hinter den Kulissen ablaufen – insbesondere, wenn es um Rechteverwertung, Lizenzierung oder internationale Zusammenarbeit geht. Mit dem Aufkommen von Blockchain und Web3 wurde mir klar, dass sich in der Medienbranche sehr viel zum Positiven verändern könnte. Man hat die Chance, diese Industrie auf ein neues digitales Fundament zu stellen.
MILC ist aus dem Wunsch entstanden, eine Plattform zu schaffen, die Medieninhalte dezentral, transparent und global handelbar macht – mit fairen Bedingungen für Produzenten, Distributoren und Konsumenten.
Was unterscheidet MILC von anderen Blockchain-Plattformen im Medienbereich – technologisch wie konzeptionell?
Hendrik Hey: MILC ist nicht einfach ein technischer Marktplatz auf der Blockchain, sondern ein neuer Erlebnisraum. Wir kombinieren Smart Contracts, NFTs als Rechtecontainer und KI-gestützte Prozesse mit unserer eigenen Metaverse-Plattform. Diese virtuelle Umgebung erlaubt es, Medien neu zu denken – als immersives, interaktives Erlebnis. Dabei verfolgen wir einen sektorübergreifenden Ansatz: Film, TV, Publishing, Musik, Gaming und Kunst bilden für uns die fünf Säulen einer neuen Medienökonomie.
Im Gegensatz zu vielen Web3-Projekten, die rein theoretisch bleiben, ist MILC operativ live und vernetzt bestehende Medienunternehmen mit der neuen dezentralen Welt – auf Augenhöhe.
Ein zentrales Element Ihrer Plattform ist die Lizenzierung von Inhalten über Smart Contracts. Wie genau funktioniert das in der Praxis?
Hendrik Hey: Jeder lizenzierbare Inhalt – ob Video, Artikel oder Musikstück – wird mit einem NFT verknüpft, der als digitaler Rechtecontainer fungiert. Die Lizenzbedingungen wie Verbreitungsgebiet, Dauer oder Exklusivität werden im Smart Contract abgebildet. Käufer erwerben diese Lizenzen direkt, automatisiert und nachvollziehbar. Auch Zahlungen – inklusive Fiat – werden integriert abgewickelt. Das spart Zeit, reduziert Komplexität und schafft Vertrauen.
Sie sprechen häufig von NFTs als Rechtecontainer statt als Kunstwerke. Was bedeutet das konkret?
Hendrik Hey: Viele denken bei NFTs an digitale Kunst. Wir begreifen sie als technische Hüllen für Rechte. Ein NFT kann etwa das exklusive Recht enthalten, einen Film zwölf Monate lang in einer bestimmten Region zu streamen – inklusive Lizenzgebühr, Nutzungsbedingungen und Gültigkeitszeitraum. Diese Informationen sind unveränderbar dokumentiert – ideal für die professionelle Medienlizenzierung.
Welche Rolle spielt generative KI bei MILC – eher Assistenztechnologie oder eigenständige Produktion?
Hendrik Hey: Beides. Wir setzen KI sowohl zur Effizienzsteigerung als auch als kreatives Werkzeug ein: automatisierte Untertitelung, Textvorschläge, Metadaten-Generierung oder sogar die Umsetzung von Drehbüchern. Das senkt die Produktionskosten massiv und öffnet neue Zugänge für Kreative, die zuvor keine Finanzierungsmöglichkeiten hatten. Die Kontrolle bleibt aber immer beim Menschen – KI ist bei uns kein Ersatz, sondern Werkzeug.
Das MILC-Metaverse soll ein globales Zentrum für immersive Medien werden. Wie sieht Ihre Vision aus?
Hendrik Hey: Wir bauen ein offenes Ökosystem, in dem Produzent:innen, Kreative, Zuschauer und Marken direkt miteinander interagieren können – in einem immersiven 3D-Raum, der sowohl Showroom als auch Marktplatz, Studio und Netzwerk ist. Inhalte können dort produziert, lizenziert, diskutiert und präsentiert werden. Die MILC-Plattform soll dabei stets die neuesten Tools bereitstellen – einfach zugänglich, dezentral und nutzerzentriert.
Warum haben Sie sich für Luxemburg als Standort von MILC EU entschieden?
Hendrik Hey: Luxemburg bietet mit Blick auf Regulierungsfragen – etwa MiCA oder den AI Act – einen klar strukturierten, innovationsfreundlichen Rahmen. Für Web3-Unternehmen sind schnelle, nachvollziehbare Entscheidungen essenziell. Europa braucht starke digitale Infrastrukturen, und Luxemburg zeigt, wie regulatorische Klarheit und technologische Offenheit zusammengehen können.
Wie begegnen Sie der Skepsis etablierter Unternehmen gegenüber Blockchain und Tokenisierung?
Hendrik Hey: Mit Erfahrung und greifbaren Lösungen. MILC ist kein abstraktes Whitepaper, sondern ein funktionierendes System. Wir haben viele Fehler selbst gemacht – und genau daraus gelernt. Dieses Wissen geben wir weiter. Unternehmen wollen keine Visionen, sondern Werkzeuge. MILC liefert beides – gepaart mit Rechtssicherheit und Effizienz.
Neben der Medienbranche sprechen Sie auch Energie und Bildung an. Wie passen diese Themen zu MILC?
Hendrik Hey: Sehr gut. Mit ION Power Grid kombinieren wir Web3 mit dezentraler Energieversorgung – ein Thema, das Welt der Wunder seit Jahren begleitet. Auch Bildung wird sich durch immersive Technologien und personalisierte KI radikal verändern. Wir wollen diese Umwälzungen nicht nur beobachten, sondern aktiv mitgestalten – technologisch, inhaltlich und gesellschaftlich.