Microsoft eröffnet neue Rechenzentren in Deutschland

Nach dem überraschenden Aus nun die Kehrtwende: Nachdem Microsoft Ende 2018 das Angebot für seine Treuhänder-Cloud aus Rechenzentren in Deutschland mangels Nachfrage eingestellt hatte, erfolgt jetzt ein neuer Versuch. Adressaten sind Firmen mit besonderen Anforderungen an Compliance, Datenschutz und Datenhaltung auf deutschem Boden. Den Beginn macht Microsoft Azure, weitere Dienste sollen im kommenden Jahr folgen.

Die neue »deutsche Cloud« von Microsoft startet mit Rechenzentren in Berlin und Frankfurt. Unternehmen, die ihre Daten ausschließlich in Deutschland gesichert wissen wollen oder müssen, können ab sofort Microsoft Azure als ersten Dienst buchen und die Datenmigration beantragen. Anders als beim ersten Versuch sollen die Cloud-Dienste auf vollen Funktionsumfang ausgebaut werden.

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Die neuen Microsoft-Cloud-Dienste sollen »vollen Funktionsumfang« und eine »breite Palette von Cloud-Diensten« bieten, gleichzeitig aber »mit der vollen Anbindung an das globale Public-Cloud-Netzwerk von Microsoft kombiniert werden« können. Natürlich mit Speicherung zentraler Kundendaten in Deutschland. So sollen Office 365, Dynamics 365 und die Power Platform-Suite im ersten Quartal 2020 aus den deutschen Cloud-Regionen verfügbar werden.

Das deutsche Angebot ist laut Microsoft ab sofort für erste Kunden und Partner offen und soll in den nächsten Monaten sukzessive für weitere zur Verfügung stehen. Mit Rohde & Schwarz, Deutsche Bank, T-Systems, SAP und Arvato Systems Perdata nennt Microsoft bereits erste potente Interessenten.

Neue Cloud-Anforderungen durch DSGVO & Co.

Die erste von Microsoft 2015 propagierte deutsche Cloud startete unter dem Eindruck von Edward Snowden und NSA-Affäre zwar zunächst erfolgreich, als Treuhänder für Zugänge und Daten kam damals die Telekom-Tochter T-Systems International zum Einsatz. Zunehmend erlosch aber die Nachfrage aufgrund des limitierten Funktionsumfangs zu höherem Preis im Vergleich zum weltweiten Service. »Die Anforderungen der Kunden haben sich in den vergangenen drei Jahren dramatisch geändert«, erklärte damals Microsoft-Manager Markus Nitschke der Nachrichtenagentur dpa.

Jetzt startet Microsoft also einen neuen Versuch. Kunden mit besonderen Anforderungen an Compliance, Datenschutz und Datenhaltung sind im Visier, und die soll es in Deutschland ja durchaus geben. Zudem sollen Kunden auf dem Weg zur digitalen Transformation verstärkt durch das Cloud-Angebot angesprochen werden. Auch strengere regulatorische Grundlage für die Cloud-Nutzung, beispielsweise mit dem Inkrafttreten der DSGVO, könnten die Nachfrage nach der deutschen Cloud neu entfachen.

»Insbesondere beim deutschen Mittelstand beobachten wir, dass viele Unternehmen Public-Cloud-Dienste nutzen wollen, aber diesen Schritt aufgrund von Sicherheitsbedenken sowie rechtlicher und regulatorischer Einschränkungen nicht gehen«, erklärt Hartmut Fries, CEO bei Arvato Systems Perdata. »Mit den neuen Microsoft Rechenzentrumsregionen können wir als Cloud-Service-Integrator nun auch vollintegrierte Azure-Dienste mit Datenlokation in Deutschland anbieten.«

Kein deutscher Alleingang

Die neuen, deutschen Rechenzentren sind offenbar Teil einer größeren Cloud-Strategie und kein reines Revival. Durch die Bereitstellung der Microsoft Cloud aus bestimmten Regionen wollen die Redmonder Unternehmen helfen, die digitale Transformation zu bewältigen und gleichzeitig lokale Anforderungen an Datenhaltung, Sicherheit und Compliance zu erfüllen. Deutschland ist dabei nur ein Beispiel: So sollen die neuen Cloud-Regionen Berlin und Frankfurt beispielsweise hohe, weltweite Standards mit zusätzlichen deutschen Sicherheitsanforderungen und -zertifikaten kombinieren.

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