Beim Thema Hochverfügbarkeit unterscheidet man zwischen Konfigurationen, die Active/Active bzw. Active/Passive agieren. Was ist genau der Unterschied und für welche Szenarien empfehlen sich die beiden Möglichkeiten? Bezieht sich der automatische Failover in der Praxis nur auf die Hardware oder schließt dies die Software mit ein? Welche Cluster-Architektur (aktiv/aktiv oder aktiv/passiv) bietet hinsichtlich Skalierbarkeit mehr Spielraum für zukünftigen Lastzunahmen?
Antwort Doc Storage:
Und wieder gibt es die hier schon vertraute Antwort: Es kommt drauf an.
Der Unterschied ist eigentlich relativ schnell erklärt. Während in einer Active/Active-Konfiguration Anwendungen auf allen Knoten eines Clusters arbeiten und bei Ausfall eines einzelnen Knotens auf den verbleibenden weiterlaufen, werden in Active/Passive-Konfigurationen Standby-Knoten vorgehalten, die nur im Falle des Ausfalls eines Knoten angefahren werden und deren Aufgaben dann übernehmen.
Im Gegensatz zu Aktiv/Passiv-Konfigurationen, in denen Standard-Software meist ohne große oder gar keine Modifikationen betrieben werden kann, muss die gewünschte Anwendung in Aktiv/Aktiv-Konzepten über eine Unterstützung dieser Infrastruktur verfügen oder mit meist nicht unerheblichem Aufwand an diese angepasst werden.
Active/Passive mit berechenbarer Leistungsfähigkeit
Der automatische Failover im Active/Passive-Aufbau bezieht sich natürlich nicht nur auf die Hardware, sondern ebenso auf die dort laufende Software, ohne die der gesamte Aufbau relativ nutzlos wäre.
Bezüglich der Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems ist der Aktiv/Passiv-Aufbau wesentlich berechenbarer, weil die Leistung im Falle eines Systemfehlers und dem Failover auf die andere Seite weitgehend gleichbleibt. Bei Active/Active fällt ein Knoten weg, der gesamte andere Cluster läuft ohne diesen (und ohne Unterbrechung) weiter. Dies bietet in der Regel einen (meist) absolut unterbrechungsfreien Betrieb. Die Gesamtleistung des Clusters nimmt allerdings um mindestens die Leistung des ausgefallenen Knoten ab, in vielen Fällen sogar mehr, da die verbleibenden Knoten unter höherer Last geringere Gesamtleistungen zeigen.
Hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit gibt es wie bei fast allen anderen alternativen Technologien in der Informatik einen gewissen Religionskrieg. »Die einen sagen so, die anderen sagen so«, und beide Seiten haben gute Argumente. Auch hier begebe ich mich auf das für mich in letzter Zeit immer glatter werdende Eis und erlaube mir, eine persönliche Meinung zu haben.
Active/Active für die Gesamtverfügbarkeit
Aktiv/Aktiv hat sich immer gut angehört, wenn es um die Gesamtverfügbarkeit des Aufbaus gegangen ist. Das war aber (fast) schon das einzige Argument, das dafürspricht. Im Gegensatz muss ich Software auswählen, die dieses Konzept unterstützt, und vor allem muss ich hinnehmen, dass die Gesamtleistung des Clusters beim Ausfall eines oder gar mehrerer Knoten in vielen Fällen unberechenbar abnimmt.
Aktiv/Passiv zwingt mich zwar, dieselbe Konfiguration zweimal, also einmal produktiv und einmal im Standby vorzuhalten, allerdings muss ich die meisten Anwendungen nicht oder nur sehr geringfügig anpassen. Die Umschaltzeiten lassen sich vor allem mit einem »hot-standby«, der ständig schon hochgefahren mitläuft, sehr kurzhalten.
Active/Active oder Active/Passive – eine Glaubenssache
Beide Konzepte lassen sich relativ einfach erweitern und damit skalieren. Allerdings bleibt es bei den hier bereits beschriebenen Nachteilen des Active/Active-Aufbaues, weshalb ich auch diese Frage zur Skalierung und eventuellen zukünftigen Lastzunahmen mit einem »Daumen hoch« für Active/Passive beantworten würde.
Allerdings herrscht hier wie schon beschrieben ein regelrechter Religionskrieg. Vielleicht können wir ja hier eine Diskussion zwischen unseren Lesern eröffnen, zu der ich gerne auch weitere Beiträge leisten werde.
Gruß
Doc Storage
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