Fake News im Social Web führen zu Wahlentscheidungen, die so eigentlich gar nicht gewollt sind, klagt Eric W. Dolan, Gründer des wissenschaftlichen US-Online-Portals PsyPost.
Damit bezieht er sich auf Forscher des Bryn Mawr College, die die komplexe Rolle von Facebook, Instagram und Co bei demokratischen Wahlen verstehen wollten. Anlass waren die während der Studie bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen in den USA. Im Kontext gab es wachsende Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen der sozialen Medien, nicht nur als Instrument des Informationsaustauschs, sondern auch als mögliche Quelle von Fake News zur Beeinflussung von Wahlen.
Parteiische Ansichten verstärkt
Frühere Studien zeigen, dass Menschen dazu neigen, sich eher mit Infos zu beschäftigen, die mit ihren bestehenden Überzeugungen übereinstimmen, was parteiische Ansichten verstärken und Fake News oft weiter verfestigen kann. Da es an experimentellen Studien zu dem Thema mangelt, haben die Forscher untersucht, wie sich der Zugang zu korrekten und irreführenden Inhalten auf Social-Media-Plattformen auf die kollektive Entscheidungsqualität der Wähler auswirkt.
Im Experiment simuliert wurde, wie soziale Medien Wahlentscheidungen beeinflussen, wobei der Schwerpunkt auf den Folgen von Fake News lag. Die Teilnehmer wurden in kleine Gruppen eingeteilt, die in mehreren Runden simulierter Wahlen je die Aufgabe hatten, eines von zwei möglichen Ergebnissen auszuwählen. In jeder Runde wurde eines der beiden Ergebnisse als „richtig“ bezeichnet, und die Teilnehmer erhielten eine finanzielle Belohnung, wenn sie das richtige Ergebnis wählten.
Darüber hinaus hatte jeder Teilnehmer eine eindeutige Parteipräferenz, was zu einer persönlichen Voreingenommenheit gegenüber einem der Ergebnisse führte und reale politische Vorurteile simulierte. Dieses Design ermöglichte es den Forschern zu untersuchen, wie sich individuelle Vorurteile und Interaktionen in den sozialen Medien auf die Entscheidungsfindung in Gruppen auswirken.
Unterschiede bei Vorab-Infos
Es gab drei Variationen. In der ersten standen vor der Wahlentscheidung keine Informationsmedien zur Verfügung. In der zweiten gab es einen Zugang zu sozialen Medien, in denen aber nur wahre Informationen zugelassen waren. Im dritten Fall hatten die Teilnehmer Zugang zu einer Social-Media-Plattform, auf der sie beliebige Informationen, einschließlich Fehlinformationen, posten konnten.
Die Ergebnisse zeigen, dass der Zugang zu einer Social-Media-Plattform, auf der nur korrekte Infos geteilt werden können, die Qualität der Gruppenentscheidungen verbessert. Unter diesen Bedingungen teilten die Teilnehmer über 90 Prozent der von ihnen erlangten Infos und halfen so anderen, fundierte Entscheidungen zu treffen. Die Einführung des Austauschs korrekter Infos in den sozialen Medien führte dazu, dass die Teilnehmer bessere Abstimmungsentscheidungen trafen, die besser mit den korrekten Ergebnissen übereinstimmten.
Wenn jedoch Fehlinformationen zugelassen wurden, verschwanden diese positiven Effekte. Die Teilnehmer teilten dann nur etwa die Hälfte der von ihnen erlangten Informationen korrekt mit. Fehlinformationen minderten die Gesamtqualität der Entscheidungsfindung, was zu schlechteren Abstimmungsergebnissen führte.
(pd/pressetext)